Kurzanleitung zum Negativscannen mit dem Flachbettscanner Epson v850 Pro und Silverfast Scansoftware

Als ich mir vor ein paar Jahren die Texas Leica Fuji GSW690 iii kaufte, schaffte ich mir auch den Epson Flachbettscanner an, um die Negative scannen zu können. Denn zum Vergrößern der 6x9 Negative fehlte mir das Equipment - mein Vergrößerer kann nur Kleinbildformate, aber kein Mittelformat.

Meine Wahl fiel auf den Epson V850, da er mit 6400 dpi eine genügend große Auflösung bietet. Mit dem Scanner zusammen kam auch die Silverfast Software, die quasi das Bedieninterface für den Scanner auf dem Computer darstellt. Die Silverfast Software gilt als sehr gute, wenn nicht sogar beste Scan Software, allerdings ist das Interface nicht sonderlich intuitiv. Das hatte zur Folge, dass ich mit der Software nicht richtig warm wurde und meine Scanergebnisse auch hinter meinen Erwartungen zurückblieben.

Mittlerweile hab ich etwas mehr Zeit in das Scannen gesteckt und Erfahrungen gesammelt. Ich hab meine Konfigurationsparameter und Arbeitsschritte organisiert, und nun sind die Ergebnisse prima.

Bevor ich diese Erfahrungswerte vergesse (und somit die nächsten Scansitzungen wieder frustrierend werden), dokumentier ich sie in meinem Blog. Dann kann ich es nachlesen, und eventuell haben auch andere etwas davon.

Ziel: hochauflösende staubfreie sortierte Scans

Mit der hier beschriebenen Verfahrensweise erreiche ich:

  • hochauflösende Scans mit ca 54 Megapixel
  • automatische Entfernung von Kratern und Staub
  • Nummerierung der Bilder in der Reihenfolge der Aufnahme
  • Ablage im platzsparenden Jpeg Format

Zeitbedarf: 3 Stunden für einen Kleinbildfilm

Mit der weiter unten beschriebenen Auflösung von 6400 dpi und IR Staubkorrektur dauert der Scan eines Negativs etwa 5 Minuten. Ein Film mit 36 Aufnahmen also rund 3 Stunden. Das Scannen läuft automatisch ab, allerdings passen nicht alle Negative auf einmal in den Filmhalter (der nimmt maximal 3 Streifen a 6 Bilder auf), man muss also zwischendurch wechseln. Wenn 4 Bilder auf einem Streifen sind, bekommt man nur 12 Bilder in die Halterung - dann muss man zweimal wechseln.

Workflow

Der Ablauf besteht aus folgenden Schritten:

  • Filmhalter mit Negativen laden
  • Filmhalter auf den Scanner legen
  • Vorschau-Scan
  • Rahmen festlegen
  • Scan Einstellungen festlegen
  • Stapel-Scan

Die Schritte im Einzelnen:

Filmhalter laden

  • Der Filmhalter wird so auf den Tisch gelegt, dass man die Klappen nach links öffnen kann. Am oberen Rand des Halters ist dann das Piktogramm zu sehen: “1 2 3 4 5”.
  • Die Negative werden der Reihe nach in die Streifen gelegt; links oben ist Bild 1. Vorher abpusten mit einem Blasebalg.
  • Die glänzende Seite liegt oben; die Filmnummern und die Motive erscheinen bei Durchsicht seitenrichtig.
  • Die drei Klappen werden geschlossen. Am Ende und in der Mitte sind Arretierungspunkte, die beim Schließen etwas knacken.

Filmhalter auf den Scanner legen

  • Der Filmhalter wird nun kopfüber (glänzende Seite des Films ist unten) auf den Scanner gelegt. Die Nasen auf der rechten Seite des Halters müssen in die Löcher des Scanners.
  • Hierbei nicht den Halter auf der Glasplatte herumschieben (wegen Verkratzung). Am besten setzt man den Halter angewinkelt auf und führt zunächst die Nasen in die Löcher, dann “klappt” man den Halter vorsichtig auf die Glasfläche.
  • Bevor der Scanner geschlossen wird, werden die Schieber kontrolliert, mit denen die Höhe des Filmhalters justiert werden kann. Bei mir sind alle Schieber “unten”, d.h. so positioniert, dass sich der Filmhalter nah an der Auflagefläche des Scanners befindet.

Bestückung des Halters in der Reihenfolge der Bildnummern
Bestückung des Halters in der Reihenfolge der Bildnummern

Vorschau-Scan

Damit Silverfast weiß wo die Bilder sind, muss zunächst ein Vorschau-Scan gemacht werden. Geht ganz fix.

  • Button “Vorschau-Scan” drücken

Rahmen festlegen

Jedes Negativbild das gescannt werden soll, muss mit einem Rahmen versehen werden. Das kann man automatisch machen, ich mache es manuell.

Automatisch: Im Menu unter dem Button Rahmen gibt es den Punkt “Rahmen erkennen”. Silverfast markiert jedes Fotos mit einem Rahmen. Manchmal vertut sich Silverfast, dann kann man den Rahmen löschen (Menu: Rahmen > Rahmen löschen) oder Anpassen.

Silverfast - Rahmen erkennen

Manuell: Allerdings nutze ich diese Funktion nicht, denn hierbei werden die Rahmen in einer anderen Reihenfolge durchlaufen als auf den Negativstreifen.

Ich lege mir den ersten Rahmen auf das erste Bild, und dann dupliziere ich sukzessive (command-D) und platziere den Rahmen auf das nächste Bild. Das kostet eine Minute mehr Aufwand, behält aber die Ordnung der Bilder bei.

Reihenfolge, in der die Rahmen angelegt werden müssen
Reihenfolge, in der die Rahmen angelegt werden müssen

Einstellungen festlegen

Wichtig: Die Scan-Einstellungen werden für jeden Rahmen einzeln festgelegt! Wenn man alle Bilder mit denselben Enstellungen versehen will, muss man folgende Schritte erledigen

  • Einen Rahmen (z.B. Rahmen nr. 1) auswählen (anklicken)
  • Einstellungen festlegen (mehr zu den Einstellungen weiter unten)
  • Einstellungen auf alle Rahmen übertragen: Menu “Rahmen > Einstellungen für alle Rahmen übernehmen”

Die Einstellungen kann man auch Speichern. In der Regel lege ich die Einstellungen einmal pro Film fest und kopiere sie dann auf alle Rahmen.

Stapel-Scan

Für einen Batch-Lauf / Stapel Scan muss man auf den Button “Scan” etwas länger Drücken, dann öffnet sich ein Submenu. Hier “Stapel-Scan” Auswählen.

Es öffnet sich ein File-Dialog:

  • Speicherort Festlegen
  • In den Optionen des Filedialogs
  • unter “Name” einen gemeinsamen Dateinamens-Präfix festlegen. Beispiel: “1993-frankreich-film1-”
  • “Index aktiv”: Ja

Das Feld “Beginne bei Index” lege ich nur beim ersten Bild des Films fest und setze es auf “1”. Bei folgenden Stapel-Scans des Films (siehe oben, mindestens 2 oder 3 Läufe braucht man für 36 Aufnahmen, da nur 12-18 Bilder auf den Halter passen), lasse ich das Feld leer. Dann wählt Silverfast automtaisch den nächsten Index aus.

Scan Einstellungen

Ich habe gute Ergebnisse mit folgenden Silverfast Einstellungen gemacht:

Silverfast Einstellungen
Silverfast Einstellungen

Ausgabe-Farbformat: 48 -> 24 Bit

Ich glaube, dass das die Default-Einstellung ist.

Maße und Auflösung des Scans: JPG, 4.800 oder 6.400 ppi

Der Epson v850 unterstützt die Abtast-Auflösungen von 2.400, 4.800 und 6.400 ppi.

Die Auflösung ppi gibt an, wie fein die Abtastung geschieht. Die Maßeinheit sind Inches, ein Inch hat 25,4 Millimeter. Für die Berechnung der Auflösung in Pixel bemüht man die folgende Formel:

$$ Auflösung = Millimeter \cdot \frac{ppi}{25,4}$$

Für das Kleinbildformat mit 24mm x 36mm ergibt sich:

ppi Auflösung Megapixel Dateigröße TIFF Dateigröße JPG
6400 6.047 x 9.070 54,8 166 MB 52 MB
4800 4.535 x 6.803 30,9 90 MB 32 MB
2400 2.268 x 3.402 7,8 22,8 MB 7 MB

Die Dateigröße des TIFF lässt sich überigens direkt aus der Megapixel Zahl berechnen; denn im TIFF werden pro Pixel 3 Bytes genutzt:

$$ Dateigöße TIFF = \frac{Megapixel \cdot 3 }{1,024} $$

Für mich ist ein visueller Unterschied zwischen TIFF und JPG (100% Qualität) nicht sichtbar, also scanne ich JPGs, die nur ein Drittel des Speicherplatzes der TIFFs beanspruchen.

Einen Unterschied zwischen 2.400 und 6400 kann ich bei manchen Fotos erkennen - wenn das Korn nicht zu groß und das Objektiv gut ist. Für einfache Kameras / Filme reicht auch die 2.400 ppi oder die 4.800 ppi Auflösung.

Negafix: Belichtung +0.7

Beim Scan von Kodak Gold 100 hab ich die Agfa Vista Konfiguration genommen. Das Ergebnis hat mir besser gefallen als das kräftigere Kodak Gold. Der Bildton ist etwas zu warm, aber das korrigiere ich in Lightroom.

Außerdem hab ich die Belichtung etwas nach oben gezogen. Vielleicht passt das einfach nur gut zur Belichtungscharakteristik der Kamera (Meistens: Pentax ME super), aber die Durchzeichnung ist prima.

  • Hersteller: Agfa
  • Filmtyp: Vista
  • ISO 100
  • CCR: Ja
  • Auto: Ja
  • Belichtung 0.7
  • Toleranz 17

Defekt Erkennung: iSRD=Automatik-Modus oder SRDx

Silverfast kann automatisch Kratzer und Staub erkennen und beseitigen - was ungemein praktisch ist. Silverfast hat zwei Werkzeuge:

  • iSRD ist die Infrarot-Erkennung der Fehler für Scanner, die diese Operation unterstützen
  • SRDx ist eine softwaretechnische Erkennung.

Da der Epson V850 Scanner eine Infraroterkennung besitzt, nutze ich natürlich diese. Sie liefert sensationelle Ergebnisse - man spart sich das mühsame Wegstempeln in Lightroom. Allerdings funktioniert die Infrarot Erkennung nur bei Farbbildern, bei Schwarz-Weiß Negativen muss ich auf die softwareseitige SRDx zurückgreifen.

Funktionsweise: Diese Technik heisst ICE (Image Correction & Enhancement). Hierfür ist eine zusätzliche Infrarot-Lampe verbaut, welche die Beschaffenheit des Filmmaterials untersucht. Werden Auffälligkeiten erkannt - Kratzer, Staub etc - so wird diese Stelle markiert und mit Nachbarpixeln aufgefüllt. Der Unterschied zur reinen Softwarelösung besteht also in der Qualität der Erkennung; die Beseitigung erfolgt auch hier per Software.

Ergebnis

Die Ergebnisse, die ich aus meinen fast 30 Jahre alten Negativen heraushole, begeistern mich total. Klar ist der Aufwand groß, aber die Bilder sprechen für sich. Gemacht mit einer Pentax ME super, die es heuer für unter 100 € gibt. Allerdings kostet der Scanner deutlich mehr :-)

Negativscan von 1994, Italienreise
Negativscan von 1994, Italienreise

Negativscan von 1994, Italienreise
Negativscan von 1994, Italienreise

Negativscan von 1994, Italienreise
Negativscan von 1994, Italienreise

Hinweis: Noch mehr gescannte Bilder finden sich in meinem Reisebericht über meine Italienrundreise im April 1994

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