Radreise von Berlin über Müritz nach Rostock; die Ostsee entlang nach Kamminke und über Annenwalde zurück nach Berlin - 12 Tage Lebensfreude!

Zwei Wochen Urlaub liegen vor mir; eine Radreise mit meinem Sohn ist geplant. Vor 6 Wochen wollten wir schon losfahren, aber mussten verschieben. Jetzt ist es so weit. Das Wetter war die letzten zwei Wochen kalt und regnerisch, doch Besserung deutet sich an. Aber selbst wenn es regnet - Rainlegs, Überschuhe und Regenjacken für uns beide liegen bereit.

Route

Geplant ist eine große Gewässerrunde mit Start und Ziel unseres Wohnortes Staaken.

  • Zunächst geht es auf Berlin-Kopenhagen Radweg entlang von Havel und durch die Mecklenburgische Seenplatte nach Rostock.
  • Von dort radeln wir auf dem Ostseeküstenradweg bis Ahlbeck/Kamminke auf Usedom
  • Der dritte Teil soll uns dann über den Oder-Neiße-Radweg zurückführen, mit einer Station am Werbellinsee. (Das konnten wir wegen einer Mückenplage so nicht umsetzen, tatsächlich sind wir über Cosa und Annenwalde zurück gefahren. Siehe Text.)

Wir haben 14 Tage Zeit; geplant sind 12 Tage, zwei Tage Puffer also.

Vorbereitung

Im Gegensatz zu meinen anderen Radreisen starte ich in schlechter Verfassung; geradelt bin ich dieses Jahr so gut wir gar nicht (außer kurze Strecken). Und ein extrem arbeitsintensives Beratungsprojekt saugt mir alle Kraft aus Körper und Geist. So kommt es, dass ich die erste Tour von 70 km kurzerhand auf zwei Tage verteile, um erst mal zurück auf den Sattel, zurück ins Leben zu kommen.

Ich radel auf meinem Rennstahl mit Packtaschen vorn und hinten; Karl nimmt mein altes Stevens Trekkingrad mit Packtaschen hinten. Das Stevens hat zwischen 35.000 und 40.000 km runter, aber rollt noch gut. Hinterradnabe und Lenker ist für die Tour ausgetauscht.

Wir nehmen zwei Zelte mit, damit ich als chronischer Schlecht-Schläfer besser zur Ruhe finde bzw. den Schlaf meines Sohns nicht störe.

Auch mit dabei - eine Picknickdecke. Bikepacker-Minimalisten mögen die Augen rollen, aber diese Decke ist einfach klasse, wenn man den Kochkram und seinen wunden Radlerhintern nicht in den Staub setzen will.

Radlerluxus: Picknickdecke, Trangiakocher und gutes Wetter
Radlerluxus: Picknickdecke, Trangiakocher und gutes Wetter

Tag 1: Zur Sägemühle Zühlsdorf (40 km)

Als erste Station haben wir Zühlsdorf ausgesucht; dort gibt es einen kleinen Campingplatz an einer Sägemühle.

Wir radeln bei noch frischem, aber sonnigem Wetter los. Die Tour führt uns durchs Briesetal. Ich wähle die Route südlich der Briese; nördlich bin ich schon geradelt. Die Tourwahl bietet ordentlich Naturerlebnis, geht aber Auf und Ab über Stock und Stein. Unsere anfängliche Begeisterung für die fantastische Landschaft weicht einem derben Geschimpfe und wir sind froh, endlich auf einer Schotterpiste zu sein, die uns zum Ziel führt. Nie wieder, so schwören wir, wollen wir das Wort Briese auf unserer Fahrt aussprechen!

Der Campingplatz schein eher eher Dauercamper anzusprechen; eine Rezeption gibts nicht; man klingelt bei der Sägemühle. Aber immerhin gibt es eine kleine Zeltwiese mit einem Unterstand.

Im Briesetal bei Birkenwerder
Im Briesetal bei Birkenwerder

Tag 2: An der Havel zum Wentowsee bei Tornow (51 km)

Die erste Nacht im Zelt ist immer wieder ungewohnt - die Geräusche der Natur und der Umgebung im Ohr, die Bilder der vergangenen Fahrt im Kopf. Der Morgen ist sehr frisch; wir haben Bacon und Eier mitgenommen für ein kräftiges Frühstück.

Wir radeln über Schmachtenhagen zurück auf den Berlin-Kopenhagen-Radweg, kommen bei Liebenwalde auf die lange Radstrecke an der “Schnellen Havel”, die uns nach Zehdenick führt.

Uns ist nach Fischbrötchen, aber in Zehdenick werden wir nicht fündig. Also weiter nach Mildenberg in den Ziegeleipark, wo wir im Bistro für viel Geld mickrige Würstchen verdrücken.

Kurz danach erreichen wir auch schon Tornow und den Wentowsee, wo es diesen wunderbaren Campingplatz gibt. Wir schlagen die Zelte auf, holen Kekse aus dem “Konsum”, und gehen in den frischen See baden.

Tag 3: Durch die Mecklenburgische Seenplatte nach Userin zum Jamelsee (63 km)

Am nächsten Morgen liegt ein zarter Flaum auf dem See, ich schwimme hinaus, bis mir das Sonnenlicht in die Augen scheint. In der Morgensonne in einem See zu schwimmen, ist für mich der schönste Start in den Tag - egal wie kalt das Wasser ist!

Heute radeln wir eine etwas längere Strecke, die auch ein paar Höhenmeter dabei hat. Untrainiert, wie ich noch bin, krieche ich die die kleinen Hügel im kleinsten Gang mit meinem tonnenschweren Rad hinauf.

Die Strecke ist ein Traum, es scheint hier mehr Seen als Land zu geben. In Bredereiche schauen wir uns die Nachbildung des Kaffenkahns an, mit dem früher die in den Ziegeleien gebrannten Backsteine nach Berlin geschifft wurden.

Wir kreuzen Himmelpfort (vor zwei Jahren traf ich auf der Radreise nach Lübbenow meine Schwester hier), es geht über Fürstenberg und Neu-Canow nach Wesenberg, wo wir den Campingplatz wiedererkennen, wo wir vor Jahren auf unserer Väter-Söhne-Radreise in der Mecklenburgischen Seenplatte schon Station gemacht hatten.

In Wesenberg wird eingekauft für das Abendessen, dann ist es noch eine Stunde bis Userin zum Campingplatz “Hexenwäldchen”.

Der Campingplaz liegt direkt am See und ist urig, wunderbar, chaotisch. Gänse und Hühner haben Vorfahrt; wir schlagen unsere Zelte direkt am See auf. Im Laufe des Abends kommen einige Wasserwanderer, und der Platz füllt sich.

Gackernde Zeltnachbarn im Hexenwäldchen
Gackernde Zeltnachbarn im Hexenwäldchen

Zelten direkt am Jamelsee
Zelten direkt am Jamelsee

Im Gänsemarsch über den Campingplatz
Im Gänsemarsch über den Campingplatz

Tag 4: Durch den Müritz-Nationalpark nach Jabel (50 km)

Heute steht eine Traumtour an - es geht quer durch den Müritz-Nationalpark. Sehr viele Ausflügler mit E-Bikes sind unterwegs, wir rollen und radeln durch wunderbare naturnahe Kiefernwälder mit Brombeer- und Himbeersträuchern.

In Schwarzenhof zwingt ein ein “Hier Fischbrötchen”-Schild zur Vollbremsung, nach der Stärkung geht es weiter durch den Wald nach Waren. Hier wird kurz Kettenfett geholt, und beim Rewe am Ortsausgang holen wir Lachs, Reis, Tomaten, Kaffeepulver.

Der Campingplatz Javel ist größer als erwartet, es gibt keine Zeltwiese, sondern ausschließlich nummerierte Stellplätze.

Warum gibt es eigentlich keine einfachen Zeltplätze mehr? Als Reiseradler ist es frustrierend, zwischen Caravans und vollausgebauten Californias im Zelt zu sitzen, und nächtens Motorengeräusche und knallende Türen zu hören. So kommt es, dass uns der Platz nicht sonderlich gefällt, obgleich er toll gemacht ist, ein Restaurant besitzt und wir einen direkten Zugang zum See haben, der aber etwas schlammig ist.

Ganz offenbar sind wir hier im Eldorado der motorisierten Camper gelandet - weitere Reiseradler oder Wasserwanderer sehen wir keine.

Sonnenaufgang am Jabelschen See
Sonnenaufgang am Jabelschen See

Tag 5: Über Krakow und Güstrow nach Schwaan (74 km)

Die Tage werden heißer und heißer, wir wollen früh losfahren, um der Mittagssonne zu entgehen. Heute fahren wir nach Schwaan, der letzten Station vor der Ostsee. 2014 hab ich bei meiner Berlin-Kopenhagen Radreise in Schwaan schon mal Station in einem Hotel gemacht; jetzt geht es auf einen Campingplatz.

Die Tour führt zunächst schön schattig in den Wäldern des Nationalparks weiter; wir kommen an Krakow, wo ich mit meiner Firma CosmoCode häufiger zu Gast war.

In Güstrow gehts es am eingerüsteten Schloss vorbei, und wir kaufen im Supermarkt noch ein. Eine nette Frau empfiehlt uns eine Route über Werle nach Schwaan, die wir suchen, finden, und begeistert radeln.

“Ach Gottchen, seht ihr fertig aus” werden wir fürsorglich auf dem Campingplatz begrüßt. Wir finden einen schattigen (!) Platz in einer Baumreihe, dann will ich zum Wasser gehen, das hier irgendwo sein soll. “Das ist die Warnow”, werde ich von anderen Campinggästen aufgeklärt, die bei Warne(!)münde bei Rostock in die Ostsee fließt.

Die Warnow ist ein sehr naturnaher Fluss, das Befahren mit motorisierten Booten ist am Unterlauf verboten, denn die Rostocker gewinnen aus der Warnow ihr Trinkwasser.

Im Laufe des Abends kommen noch weitere Reiseradler in den Waldstreifen; wie auch bei den anderen Abenden geht die Sonne zeitig unter (19:30), und zwischen 21:00 und 22:00 schlafe ich ein.

Stand-Up-Paddeling auf der Warnow
Stand-Up-Paddeling auf der Warnow

Tag 6: Auf zur Ostsee: Über Rostock und Darß nach Prerow (84 km)

Leider ist die Nacht dann nicht so erholsam geworden wie erwartet, denn bereits um 4:30 sind einige Autos an unseren Zelten vorbeigefahren - fahren die zur Arbeit und wohnen auf dem Campingplatz?

Egal, ein Morgenbad in der Warnow, ein Kaffee und 7:45 auf die Räder. Heute stehen über 80 km auf dem Plan, wir wollen nach Prerow.

Der Himmel ist neblig, die Luft ist frisch. Wir radeln zuerst nach Schwaan, und holen beim Bäcker am Marktplatz belegte Brötchen. Dann geht es weiter, auf Radwegen durch die Landschaft. Auf den Feldern sitzen riesige Schwärme von Kranichen.

Schließlich erreichen wir Rostock. Eine Lawine von Autos und Lastern quetscht sich über die Straße hinein, die auch noch durch eine Baustelle verengt wird. Endlich erreichen wir den Innenstadt-Hafen und verlassen danach Rostock, eine Stadt, die wir als Moloch empfinden - nach all den Naturerlebnissen, die wir erlebt haben und auf die wir eingestellt sind.

Es sind noch 15-20 km, die wir querfeldein radeln, auf schönen Radwegen, an diesem nebligen Vormittag. Dann kommt die Sonne hervor, und wir erreichten Graal Müritz. Runter vom Sattel, über die Dünen klettern und die Ostsee sehen! Was für ein tolles Gefühl, von Berlin nur mit eigener Muskelkraft hierher gelangt zu sein!

Es geht nun teils durch Wälder, teils auf Deichen weiter, wir durchqueren die Küstenorte Dierhagen und Ahrenshoop, und schließlich erreichen wir Prerow und den Campingplatz Regenbogencamp.

Der Campingplatz ist riesig. Wir entscheiden uns für einen Platz etwas weiter von den Dünen entfernt, denn ich denke, dass unsere schmalen Zelt-Heringe im lockeren Dünensand nicht halten werden. Nach einem ersten Bad in der Ostsee gibt es dann den verdienten Kaffee; diesmal nicht als Fertigmischung auf den Trangia Kocher, sondern in der Bar auf dem Campingplatz.

Radeln auf perfektem Untergrund; neuer Radweg von Rostock nach Stuthof
Radeln auf perfektem Untergrund; neuer Radweg von Rostock nach Stuthof

Zelten in den Dünen: Regenbogencamp in Prerow
Zelten in den Dünen: Regenbogencamp in Prerow

Upcycling extrem: Strandkorb aus Müllcontainer im Regenbogencamp
Upcycling extrem: Strandkorb aus Müllcontainer im Regenbogencamp

Tag 7: Am Barther Bodden nach Klausdorf (55 km)

Ich bin zeitig wach, und gehe zum Strand, um den Sonnenaufgang mir anzuschauen. Es ist ein wunderbares Spektakel,
mit mir sind noch andere am Ufer und nutzen die Gelegenheit für ein Bad im Morgengrauen.

Da heute nur eine kurze Fahrt ansteht, lassen wir uns etwas Zeit und kommen erst um 10:00 Uhr vom Platz. Die Fahrt nach Klausdorf ist es sehr sonnig und heiß, und wir bereuen unseren späten Start. Die Tour geht zunächst am Ufer entlang, und dann zurück aufs Festland neben der ehemaligen Eisenbahntrasse. Wie durchqueren Barth und folgen dem Ostseeküstenradweg, der uns hier durch Landschaft und Felder, und an Ostsee und Bodden vorbei führt.

Unser Ziel - der Campingplatz zwischen Klausdorf und Prohn - hat bei Google äußerst schlechte Bewertungen bekommen; er hat gerade frisch geöffnet und erinnert wohl eher an eine Baustelle denn an einen Campingplatz. Unsere erste Wahl war deswegen das Küstenhostel in Klausdorf, dass aber leider ausgebucht ist.

Was soll’s, denken wir uns fahren zum Campingplatz und sind positiv überrascht. Der Platz ist tatsächlich noch am Aufbau, hat aber schon ein paar schöne grüne Flächen, wo wir unsere Zelte aufschlagen können. Außerdem ist der Betreiber sehr freundlich und bemüht, es einem recht zu machen. Kurz nach uns kommen weitere Radler, und zum Schluss strömt noch noch eine halbe Schulklasse auf das Gelände, die eine Radreise macht. Respekt! Sie fahren von Stralsund den Ostseeküstenradweg bis nach Lübeck, wo sie eigentlich auch herkommen.

Heute ist ihr erster Reisetag, die Kinder – Schüler einer siebten Klasse – sind völlig aufgekratzt und werden erfolglos von den Lehrern und Betreuern zur Ruhe ermahnt. Ich unterhalte mich mit den Betreuern, und sie sagen, dass die Strände auf Fischland und Hiddensee wohl die schönsten weit und breit sein.

Beim Zeltplatz bekommen wir noch einen guten Cappuccino und leckere Kuchenstücke, und ich erfahre, was hier noch alles geplant ist. Ein Kulturhaus soll gebaut und ein Badesee soll angelegt werden, aber das braucht alles Zeit.

Abends kocht Karl wieder leckere Lachs-Reis-Pfanne, dazu ein Tomaten-Gurken -Schafskäse-Salat.

Dammtor in Barth
Dammtor in Barth

Reiseradler unter sich: Zeltplatz Prohn
Reiseradler unter sich: Zeltplatz Prohn

Tag 8: Am Strelasund über Stralsund und Greifswald nach Loissin (68 km)

Die Nacht war ruhig und ergolsam, sie wurde eingeläutet und beendet durch Kranichschwärme, die ihre Reise nach Süden angetreten haben. Heute soll es also noch heißer werden, also heißt es wieder früh los. Zum Frühstück gibt es Spiegeleier und Speck. Wir packen zusammen und sind um 8:45 Uhr wieder im Sattel. Der Streckenabschnitt hier ist herrlich, er spendet uns immer wieder schöne Blicke über den Bodden.

Wir nähern uns Stralsund, das mit langen Strandabschnitten eingeläutet wird, und dann dem phänomenalen Blick auf die Stadtsilhouette und die gigantische Rügen-Brücke. Unter der Brücke entdecken wir ein altes Haus - ein absurder Anblick, der die Größe der Brücke nur umso mehr verdeutlicht.

Stralsunder Werfthaus unter Rügenbrücke
Stralsunder Werfthaus unter Rügenbrücke

Wir durchqueren die Hansestadt, müssen dann zwischen Stralsund und Greifswald auf der alten Verbindungsstraße gute 20 km auf einem Pflasterweg fahren. Vor diesem Abschnitt wurde ich schon gewarnt. Zum Glück sind es nicht diese großen üblen Wackersteine, sondern kleine Pflastersteine mit ebene Oberfläche, so dass das Gerüttel zwar nervig, aber erträglich ist. Dennoch kommen wir ohne mehrere Pausen nicht aus, um die schmerzenden Handgelenke zu entspannen.

Fieses Pflaster: 20 Kilometer Rüttelweg auf der ehemaligen B105
Fieses Pflaster: 20 Kilometer Rüttelweg auf der ehemaligen B105

In Greifswald treffen wir direkt auf den Museumshafen mit den unzähligen alten wunderbaren Segelschiffen, die hier vertäut am Kai liegen, dann geht der Weg mehrere Kilometer weiter am alten Treidelweg am Fluss Ryck entlang, bis dieser schließlich seine Bestimmung, die Ostsee erreicht.

Der Treidelweg von Greifswald
Der Treidelweg von Greifswald

Hinter Greifswald müssen wir noch um die Bucht Dänische Wiek herum radeln, dann geht es leicht erhöht entlang auf einer Küstenkante weiter, bis wir schließlich den Campingplatz Loissin erreichen.

Ein idyllischer Platz ist es nicht, es ist ein Freizeitpark. Die Zeltwiese ist riesig, und kein Schatten weit und breit. Wir schlagen unsere Zelte am Rand auf, radeln zurück zur Rezeption, wo wir Cappuccino und ein Kuchen holen. Neben uns trinken sich ein paar Männer in den Nachmittag hinein, bis sie mit schwerem Seegang von dannen torkeln.

Nach dem Zeltaufbau geht es Baden. Der Bodden hier ist extrem flach - man kann gut und gerne 30 m hinein laufen und hat immer noch keine nasse Badehose. Dafür ist der Bodden durch die heißen Tage und den niedrigen Wasserstand ordentlich erwärmt. Schwimmen kann man hier nicht, aber reinsetzen in die Badewanne, das geht ganz prima.

Bei all unserem Genörgel über den Zeltplatz und den Bodden, der Sonnenuntergang (wie auch der Sonnenaufgang am nächsten Morgen) ist einfach phänomenal.

Wunderbarer Sonnenuntergang im Bodden bei Loissin
Wunderbarer Sonnenuntergang im Bodden bei Loissin

SUP-Paddler in der Abenddämmerung
SUP-Paddler in der Abenddämmerung

Formationsflug: Wildgänse auf der Reise
Formationsflug: Wildgänse auf der Reise

Sonnenaufgang im Bodden
Sonnenaufgang im Bodden

Tag 9: Mit der Fähre von Freest nach Peenemünde; Usedom entlang bis Kamminke (77km)

Auf dem Campingplatz ist noch lange Radau – leider. Wir haben uns wieder einen Wecker gestellt, um früh los zu fahren, wir wollen um 8:45 Uhr vom Platz sein, um um 10:20 Uhr in Freest zu sein, wo uns die Personen Fähre nach Peenemünde auf Usedom bringen soll. Wir sind früh genug in Freest, dass ich noch Gelegenheit finde, etwas am Hafen und am Strand entlang zu schlendern.

Fischerboote im Hafen von Freest
Fischerboote im Hafen von Freest

Wadenbaden am flachen Strand von Freest
Wadenbaden am flachen Strand von Freest

Auf der Fähre unterhalte ich mich mit einer anderen Radfahrerin, die einen Tagesausflug nach Usedom macht. Sie stammt aus Greifswald und kann mir eine Menge über die Stadt erzählen, so zum Beispiel, dass der Treidelweg, an dem wir zuvor lang geradelt sind, genutzt wurde und die Schiffe von Menschenhand aus dem Kanal ins offene Meer zu ziehen.

Greifswald sei auch sonst sehenswert, sagt sie, die Stadt wurde im zweiten Weltkrieg nicht zerstört, weil sie kampflos übergeben wurde. Dafür verfielen dann zahlreiche Häuser in der Nachkriegszeit, und wurden durch Plattenbauten ersetzt, in die man alte Türen einsetzte – als nostalgische Remineszenz.

In Peenemünde angekommen holen wir uns an einem Kutter Backfisch Brötchen, die wir schnell verschlingen. Wir radeln fast die ganze Zeit im Wald und streifen die Kaiserbäder nur kurz; Sie sind hoffnungslos von Touristen überlaufen, und sich dort aufzuhalten macht keinen Spaß. Der Waldweg hat einige üble Hügel mit 16% Steigung, die mir die Kraft aus den Beinen saugen.

Der Campingplatz in Kamminke ist super – eine grüne Zeltwiese unter hohen Bäumen, die Sanitäranlagen top. Alles ruhig und überschaubar. Nach dem Zeltaufbau kochen wir ein paar Nudeln, dann geht es zum Hafenort Kamminke, wo wir die glühende Abendsonne genießen können.

Ostsee bis zum Horizont: Blicke von Usedoms Westküste
Ostsee bis zum Horizont: Blicke von Usedoms Westküste

Beweisfoto: Mein Rennstahl Reiserad an der Ostsee
Beweisfoto: Mein Rennstahl Reiserad an der Ostsee

Die Seebrücke von Ahlbeck
Die Seebrücke von Ahlbeck

Fischerboot am Hafen von Kamminke
Fischerboot am Hafen von Kamminke

Freilufträuchern in Kamminke
Freilufträuchern in Kamminke

Die alte Frau und das Meer
Die alte Frau und das Meer

Sowjetisches U-Boot U461 in Peenemünde
Sowjetisches U-Boot U461 in Peenemünde

Tag 10: Mit der Fähre nach Kamp; über Bugewitz nach Grambin und spontan weiter nach Cosa/Brohmer Berge (93 km)

Die Nacht auf dem Campingplatz Kamminke war leider nicht so ruhig wie erwartet, unsere Zeltnachbarn labern die halbe Nacht durch. Am nächsten Morgen holen wir Brötchen vom Campingkiosk, frühstücken, und sitzen wieder im Sattel.

Die Landschaft liegt unter einem verträumten Nebelschleier, es geht wunderbar auf kleinen Radwegen an der Ostseite Usedoms entlang. Unser erster Zwischenstopp ist Karnin, wo wir mit einer Solarfähre zurück aufs Festland, nach Kamp, übersetzen. Bei der Überfahrt fahren wir direkt an dem verbliebenen Pfeiler der ehemaligen Hubbrücke vorbei.

In Kamp angekommen radeln wir am Anklamer Stadtbruch entlang, einer Moorlandschaft voller Feuchtgebiete und kleiner Seen, in denen unzählige Vögel rasten. Von Bugewitz aus geht es dann in der Nähe der Landstraße über einen Waldpfad nach Mönkebude und weiter nach Grambin, unserem eigentlichem Tagesziel.

Der Campingplatz dort erweist sich als etwas ungepflegt und in die Jahre gekommen, wohlwollend könnte man es nostalgisch nennen. Karl besichtigt das Meer und kam auch nicht sonderlich befriedigt zurück, denn die Uferzone ist mit leuchtend grünem Schleim bedeckt.

Ich kläre telefonisch die nächste Station an der Oder, und erfahre, dass dort eine Mückenplage herrscht, wie sie bisher nicht erlebt wurde. Wir können gerne kommen, wir haben freie Platzwahl, denn kein Gast hält es dort aus. “Überlegt es euch gut”, sagt die ehrliche Campingplatzbetreiberin, und ich plane unsere Tour um.

Anstelle der Oder werden wir nun über Annenwalde zurückfahren, und damit die Strecken nicht zu lang werden, setzen wir uns wieder in den Sattel, um noch einmal 40 km in die Brohmer Berge, nach Cosa zu radeln.

Der Campingplatz in Cosa ist schön, er liegt an einem kleinen Stausee, und die Betreiber – ein junges Paar – geben sich Mühe, es nett zu machen: eine Slackline ist gespannt, Liegestühle stehen bereit, und die Heringe flutschen fast wie von selbst in die saftige Wiese.

Glück.
Glück.

Reste der Hubbrücke von Karnin
Reste der Hubbrücke von Karnin

Das Naturparadies am Anklamer Stadtbruch
Das Naturparadies am Anklamer Stadtbruch

Zelten am Stausee in den Brohmer Bergen
Zelten am Stausee in den Brohmer Bergen

Tag 11: In die Uckermark zur Alten Gärtnerei Annenwalde (74 km)

Die Nacht ist einigermaßen ruhig, eine Landstraße führt direkt am Campingplatz vorbei, so dass man ab und an ein Auto vorbeifahren hört. Am nächsten Morgen sehe ich direkt vor meiner Nasenspitze ein großes wanzenartiges Geschöpf, das mir guten Morgen wünscht. Frühstück gibt es an der Bude, die auch Rezeption ist: selbst gemachte Marmeladen ,Eier von den eigenen Hühnern, frische Brötchen, Wurst und Käse.

Gut gestärkt sind wir dann um kurz vor zehn los geradelt. Die ersten 20 km waren sehr anstrengend, denn es ging in einem permanenten Auf und Ab über die Hügel der Brohmer Berge.

Wir sind in der Nähe von Strasburg vorbeigefahren, durch Woldegk durch bis nach Fürstenwerder. Von dort an bis Templin sind wir dann gut und gern 30 km auf einer alten Bahntrasse geradelt. Stets abseits vom Verkehr, großteils geteert, aber auch einige üble Schotter/Sandpisten und Plattenwege.

Der Bahntrassenweg führt einen eben durch die hügelige Landschaft hindurch, besonders schön wird es dann bei Templin, wenn man durch eine Moor – und Bruchlandschaft hindurch radelt.

Ankommen bei Joachim in der alten Gärtnerei Annenwalde ist irgendwie schon wie heimkommen, so oft waren wir an diesem Ort zu Besuch.

Wir genießen die Ruhe auf dem Hof, die warme Dusche, und ein Bett.

Heimfahrt, Herbstzeit
Heimfahrt, Herbstzeit

Weite Wiesen, glückliche Kühe, himmlische Ruhe: Alte Gärtnerei Annenwalde
Weite Wiesen, glückliche Kühe, himmlische Ruhe: Alte Gärtnerei Annenwalde

Tag 12: Heimfahrt nach Staaken entlang des Havelradweges (96 km)

Joachim hatte uns am Vorabend angeboten, uns mit dem Auto (und Anhänger) mit Sack und Pack nach Berlin zu bringen, denn ein Wetterwechel, verbunden mit Unwettern, ist angekündigt.

In der Nacht blitzt und donnert es, doch am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei. Von Tür zu Tür radeln, das hatten wir uns vorgenommen, auch wenn die Aussicht, den Hintern in einen Autositz zu setzen, sehr verlockend ist.

Wir steigen auf die Räder, die Beine schmerzen, es geht nach Hause. 96 Kilometer liegen vor uns, die längste Etappe der ganzen Tour. Bei einem Bäcker holen wir noch belegte Brötchen; wir sind zudem mit Bananen und Äpfeln eingedeckt.

Langsam kommen die Beine wieder in Schwung, und als uns nach anderthalb Stunden Joachim mit seinem VW-Bus hupend und winkend überholt, da sagen wir uns, dass wir auch diese Etappe packen werden.

Übersicht Campingplätze

Wo hat es uns denn am besten gefallen? Hier kommt die Liste der Zeltplätze mit unseren Bewertungen:

Rank Platz Bademöglichkeit Zeltplätze Bewertung
** Zühlsdorf - kleine Wiese mit Sitzmöglichkeit OK, Liepnitzsee in der Nähe
*** Tornow Wentowsee sonnige große Wiese direkt am See liebevoll gemacht, ruhig, wunderbar!
*** Hexenwäldchen Jamelsee sonnig mehrere Wiesen direkt am See urig, eigenwillig, viele Wasserwanderer
** Jabel Jabelscher See halbschattig auf Stellplätzen zwischen Wohnmobilen modern, eher für Wohnmobile/Camper
*** Schwaan Warnow schattig im Kiefernwäldchen Tolles Erlebnis an der Warnow
*** Prerow Ostsee sonnig in den Dünen, schattig dahinter Zelten in den Dünen ist unvergleichlich!
** Klausdorf - schattig auf Grünflächen/Stellplätzen Netter Besitzer, viele Radler, guter Zwischenstopp
* Loissin Bodden sonnig auf riesiger Freifläche schrecklicher Campingpark, schöner Bodden
*** Kamminke Haff schattig auf Wiese unter Kiefern moderne Anlagen, schöne Wiesen, toller Hafenort. Top!
* Grambin Haff schattig auf Platz unter Kiefern Hat uns nicht gefallen, wir sind weiter
*** Cosa Stausee schattig auf Wiese Kleiner Patz, liebevoll gemacht. Geheimtipp.

Tourverlauf

Schau Dir die Tour bei Komoot an.

Weitere Beiträge zum Thema