Ein Rundweg von Stölln zu Lilienthals Gollenberg, und in einem weiten Bogen über die Felder zurück

Im westlichen Havelland trift das topfebene Rhinluch, welches in der Eiszeit als Schmelzwasser-Abflussrinne entstand, auf eine Hügelkette, deren höchste Erhebung der Gollenberg ist.

Lilienthals Schicksalsberg und der älteste Flugplatz der Welt

Der Gollenberg und der benachbarte Ort Stölln lohnen in jedem Fall einen Besuch, denn hier wurde Fluggeschichte geschrieben: der Flugpionier Otto Lilienthal erprobte seine Gleitflugmaschinen, bis er schließlich abstürzte. Die große Wiese am Gollenberg ist auch heute noch ein Flugplatz, es ist der älteste Flugplatz der Welt. Motorenlärm und Gangways sind hier allerdings nicht zu erwarten, es sind vor allem Segelflieger, die starten und ihre Kreise über diese besondere, dünn besiedelte Landschaft ziehen. Und eine DDR Passagiermaschine (Lady Agnes) steht hier und ist zu besichtigen; ein kurzweiliges und interessantes Vergnügen.

Hügel und Felder

Bei meinen Radtouren war ich von der gegen hier schon sehr angetan, denn wenn man vom Rhinluch aus am Gollenberg vorbei auf den einsamen Landstraßen radelt, überraschen die sanften Hügel, die abwechslungsreich die Landschaft gliedern und stets neue Perspektiven schenken.

Ausgewiesene Wanderrouten sind im Havelland rar, also muss man auf eigene Faust planen und losziehen. Einzig der Havel-Elbe-Wanderweg, der auf 126 Kilometern von Brandenburg an der Havel nach Havelberg führt, verläuft hier, bietet aber keine Potenziale für einen Rundweg.

Also habe ich mir selber eine Route zusammengestellt und erwandert.

Rundweg von Stölln

Starten tue ich in Stölln am Lilienthal-Zentrum (welches in der ehemaligen Brennerei residiert und ein sehenswertes Museum über die umtriebigen Lilienthal-Brüder enthält) gegenüber der Kirche; von dort geht es zunächst auf dem Havel-Elbe-Wanderweg zum Gollenberg, wobei man den Bürgerpark passiert, und danach auf einem Infopfad schreitet, der Infotafeln zur Fluggeschichte beinhaltet. Neben den Leistungen Lilienthals werden hier auch Infos zur Fluggeschichte in der DDR dargestellt.

Das Lilienthal-Centrum in Stölln
Das Lilienthal-Centrum in Stölln

Dorfkirche Stölln
Dorfkirche Stölln

Hier am Ortsrand von Stölln darf man über den Zaun in einen Privatgarten lunsen, indem sich allerlei nachgebaute Züge, Bahnhöfe, Gebäude befinden. Skurril!

Miniatur-Eisenbahn und Alexanderplatz im Vorgarten
Miniatur-Eisenbahn und Alexanderplatz im Vorgarten

Am Gollenberg sollte man sich dann das Flugzeug “Lady Agnes” anschauen - ein kitschiger Name, der auf die Frau von Otto Lilienthal, Agnes Lilienthal, zurückgeht. Der Eintritt kostet nicht die Welt, und ist ein Vergnügen, dass man sich nicht entgehen lassen sollte. Weitere Infos dazu habe ich in meinem Blogpost über Stölln und die Lady Agnes beschrieben.

Von hier geht es weiter auf den Gollenberg zur Absprungstelle Lilienthals, wo sich die “Windharfe”, das Denkmal für Otto Lilienthal, befindet. Der Platz hier oben ist einer meiner Lieblingsplätze, denn man hat eine tolle Sicht auf die Landschaft!

Wander-Wegweiser am Gollenberg
Wander-Wegweiser am Gollenberg

Das Lilienthal-Denkmal auf dem Gollenberg mit Blick ins Rhinluch
Das Lilienthal-Denkmal auf dem Gollenberg mit Blick ins Rhinluch

Es führen Rundwege auf/um den Gollenberg herum; meine Tour schlägt sich weiter nach Osten, wo man dann den Hügel an der Wiese mit dem Rollfeld herabsteigt.

Ein idyllischer Feldweg führt am Rand des Rollfeldes dann durch die wellige Landschaft nach Süden bis kurz vor den Ort Schönholz; von hier geht es zwischen Feldern und an Waldrändern Richtung Westen.

Flugplatz Stölln - das Rollfeld
Flugplatz Stölln - das Rollfeld

Vom Gollenberg am Rollfeld entlang Richtung Süden
Vom Gollenberg am Rollfeld entlang Richtung Süden

Bei meinem Weg zwischen den Feldern war ich überrascht von dem ständigen Gesumme un Gebrumm der Insekten. Schließlich blieb ich stehen, und es herrschte absolute Stille. Nanu, wunderte ich mich - schleppe ich hier eine Wolke Fliegen und Mücken hinter mir her, die ich die ganze Zeit höre? Ein paar Schritte - Gebrumm. Stehenbleiben, Stille. Sei es drum, gestochen wurde ich nicht, und irgendwann hörte Summen auch auf.

Dafür sind die Blicke, die man hier in die Landschaft bekommt, wunderbar. In der Ferne erhebt sich der Gollenberg, und ab und an starten lautlos auf dem Rollfeld die Segelflieger, die atemberaubend steil an einer Winde in die Luft gezogen werden, bevor sie dann die Thermik nutzend ihren Flug beginnen.

Bisweilen flitzt ein Schatten über die Landschaft, und wenn man in den Himmel blinzelt, sieht man dort oben einen Segelflieger ziehen.

Zurück geht es dann wieder nach Norden, wo in der Ferne eine große landwirtschaftliche Anlage steht. Ich hatte einen Bogen um diese eingeplant, der aber nicht groß genug war. Als ich in die Nähe des Betriebes kam, indem wohl 2000 Rinder gehalten werden, roch es übel nach Futter/Silage/Tierexkrementen.

Für die nächste Tour werde ich einen größeren Umweg um die Anlage einplanen.

Der Ausgangspunkt ist nun schnell wieder erreicht, un im Museum im Lilienthal-Centrum wird Kuchen und Kaffee verdrückt, und ich erfahre, dass man von hier aus auch prima in das Rhinluch hinein wandern kann.

Na, da werde ich doch gleich mal die nächste Tour planen.

Zwischen Feld und Wald
Zwischen Feld und Wald

Sanfte Hügel, weiter Himmel: die Hügelketten südlich Stölln/Rhinow
Sanfte Hügel, weiter Himmel: die Hügelketten südlich Stölln/Rhinow

»»Tourverlauf (GPX) auf Komoot anschauen

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