Wie schlägt sich die gute alte Olympus Mju II Kamera? Ich hab einen Ilford HP5 Film belichtet und mit Rodinal entwickelt

Beim Herumkramen im Karton der alten Kameras ist mir die gute alte Olympus Mju II in die Hände gefallen. Äußerlich etwas abgeschabt, aber ansonsten schaut sie gut aus.

Ob die wohl noch funktioniert? Also hab ich sie mit einer neuen Batterie und einem Film (Ilford HP5) beladen und von Zeit zu Zeit mitgenommen und fotografiert. Heute - gut ein halbes Jahr später :-) - hab ich den Film dann endlich aus der Kamera geholt und entwickelt.

Olympus Mju II - Vorderseite
Olympus Mju II - Vorderseite

Olympus Mju II - Rückseite
Olympus Mju II - Rückseite

Die Kamera

Die Olympus ist eine sehr kleine und handliche analoge Kamera, die zwischen 1996 und 2007 gebaut wurde - also zu der Zeit, als die Fotowelt gerade im Umbruch der Digitalisierung war.

Die Kamera ist spritzwassergeschützt und ein sehr gutes Objektiv mit 35mm 2.8 und Autofocus. Das Objektiv sitzt hinter einen Schieber; der Strahlengang des Suchers ist gefaltet, so dass er direkt über dem Objektiv austritt (zur Vermeidung des Parallaxen-Fehlers); er hat zwei Farbdioden: grün: Scharfstellung erfolgt; orange: Blitz wird auslösen.

Die Kamera ist vollautomatisch; die Blende und Zeit (zwischen 4 Sekunden und 1/1000) werden automatisch geregelt. Und sie hat auch ein Stativgewinde - sonst würden die 4 Sekunden wohl keinen Sinn machen.

Welcher Film für die Olympus Mju 2?

Die Kamera ist eine Kleinbildkamera, das heisst, die kann mit Kleinbild Filmpatronen geladen werden. Es gibt die Patronen mit 24 Bildern (135-24) oder mit 36 Bildern (135-36). Gleichwertige Bezeichnungen für dieses Filmformat sind:

  • Kleinbild
  • 24x36 (das belichtete Negativ hat eine Fläche von 24mm x 36mm)
  • 35mm (das ist die Breite des Films mit Perforation)
  • 135 (das war die ursprünglich von Kodak vergebene Bezeichnung für die Filmpatrone)

Es gibt die Filme mit verschiedenen Empfindlichkeiten: Die Spanne reicht von ISO 100 bis ISO 3200 und darüber hinaus. Meistens nutzt man ISO 100, ISO 200 oder ISO 400. Höherempfindliche Filme (wie zb ISO 400 und höher) eignen sich bei schwachem Umgebungslicht (z.B. in Innenräumen, am Abend, an trüben Tagen).

Die Kamera stellt mittels DX Kodierung automatisch die Empfindlichkeit (ISO) des Films ein. Zulässige Empfindlichkeiten liegen zwischen ISO 50 und ISO 3200.

Letztlich kann man mit unterschiedlichen Filmtypen schön experimentieren; Standardfilme sind

  • der Farbfilm Kodak Gold 200
  • der Schwarzweiss-Film Ilford HP5 plus mit ISO 400

Das Filmladen geht recht einfach: Man öffnet die Rückwand, legt die Patrone in der rechten Seite ein, zieht den Film etwas heraus und fädelt/klemmt das Ende auf der linken Seite in der Spule ein. Kamera schließen, und man hört den Motor summen, der den Film bis zum ersten Bild transportiert.

Filmeinlegen in der Olympus Mju II
Filmeinlegen in der Olympus Mju II

Tipps zur Bedienung

Beim Einschalten der Kamera (das geschieht automatisch durch das Öffnen des Schiebers) ist die Kamera immer im Auto-Blitz Modus. Wer das nicht will, muss einfach auf der Rückseite zweimal die linke Mini-Taste mit dem Blitzsymbol drücken und schaltet den Blitz aus - bis zum nächsten Einschalten der Kamera.

Die Blitzeinstellungen der linken Taste sind der Reihe nach:

  • Default: Autoblitz
  • Blitz immer an
  • Blitz immer aus
  • Autoblitz mit Rote-Augen Vorblitz
  • Blitz imer an mit Rote-Augen Vorblitz

Das Autofokussystem der Olympus Mju

Die Kamera hat einen Multi-AF, das heißt, die Kamera misst an verschiedenen Punkten und berechnet daraus die Zone, die scharf gestellt werden soll. Das System dahinter nennt sich “active multi-beam autofocus”; Aktiv bedeutet, dass die Kamera selber Messtrahlen aussendet, die von den Objekten reflektiert werden; passive Systeme im Gegensatz dazu nutzen das natürlich vorhandene Licht (und versagen dann in der Dämmerung).

Der Sucher zeigt einem nicht an, welche Objekte scharf gestellt werden. Wenn man mehr Kontrolle bei der Scharfstellung haben möchte, so kann man das Messsystem auch wechseln zu einem zentralen Messkreuz (welches im Sucher eingeblendet ist). Aktivieren tut man das zentrale Messkreuz indem man beide obenliegende Tasten (die linke Blitztaste und die mittlere Selbstauslöser-Taste) gemeinsam drückt.

Der Vergleich Mju 1 versus Mju 2

Die Mju 1 und die Mju 2 unterscheiden sich zum einen in der Form, zum anderen im Objektiv:

  • Die Olympus Mju 2 ist noch etwas schlanker, sie ist keilförmig und passt super in die Hosentasche
  • Die LCD Anzeige und die beiden Bedientasten sitzen bei der Olympus Mju 1 auf der Oberseite (was mir persönlich besser gefällt), bei der Olympus Mju 2 sind sie auf der Kamerarückseite
  • die Olympus Mju 1 hat eine Lichtstärke von 3,5 und besitzt 3 Linsen,
  • die Olympus Mju 2 hat die bessere Lichtstärke 2,8 und besteht aus 4 Linsen.
  • Die Olympus Mju 2 ist spritzwassergeschützt

Olympus Mju 2 (vorne) und Olympus Mju 1 (hinten) im Vergleich
Olympus Mju 2 (vorne) und Olympus Mju 1 (hinten) im Vergleich

Außerdem wurde der Platz für die Filmpatrone getauscht, diese sitzt bei der Mju 1 rechts, bei der Mju 2 link. Wobei das natürlich keinen Einfluss auf die Bilder hat.

Geöffnete Rückwand: Olympus Mju 2 (vorne) und Olympus Mju 1 (hinten) im Vergleich
Geöffnete Rückwand: Olympus Mju 2 (vorne) und Olympus Mju 1 (hinten) im Vergleich

Ich habe nachgelesen, dass die Olympus Mju 2 eher versucht auf der Blende 2,8 zu bleiben, während die Olympus Mju 1 frühzeitiger abblendet.

Negativfilm Entwicklung

Den Film hab ich mit Rodinal (1:25) im Paterson Tank zusammen mit einem zweiten Film entwickelt (Der Paterson kann bis zu zwei Kleinbildfilme oder einen Rollfilm aufnehmen):

  • Paterson benötigt 290 ml pro Film; also 2 Filme: 580 ml. Ich hab der Einfachheit halber 600 ml angesetzt.
  • Ansatz der Lösung: 1:25 bedeutet 1 Teil Entwickler + 25 Teile Wasser => 26 Teile Lösung
  • 600/26 = 23 ml Entwicklerlösung Rodinal
  • 600ml - 23ml = 577ml Wasser
  • Temperatur der Lösung 20°
  • Dauer der Entwicklung 6 Minuten
  • Jede Minute den Film für 10 Sekunden kräftig rotiert.

Die Entwicklungszeiten lassen sich hier nachlesen: digitaltruth

Die Entwicklungszeit war passend; die Ergebnisse waren genau richtig entwickelt. Allerdings hab ich doch ein kräftiges Korn bekommen. In der FB Gruppe “Analog SW Fotografie” hab ich mich schlau gemacht. Meine Kombination aus HP5, Rodinal und 1:25 ist eigentlich genau das, was man machen sollte wenn man Korn wie groben Schotter haben will. Okay, man lernt nie aus.

Das nächste Mal probiere ich 1:50 ansetzen und weniger kräftige Rotation. Oder einen eher ausgleichenden Entwickler nehmen wie den XTOL oder HC110.

Ergebnisse

Ich muss sagen, die kleine Kamera hat sich gut geschlagen. Das Objektiv ist knackscharf, die Belichtung war fast immer richtig und meistens saß auch der Fokus (manchmal vertut er sich im Nahbereich).

Garten im Sommer (Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)
Garten im Sommer (Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)

Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde (Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)
Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde (Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)

Fotomodell Milli (Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)
Fotomodell Milli (Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)

Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)
Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)

Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)
Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)

Gartentor - moderates Bokeh (Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)
Gartentor - moderates Bokeh (Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)

Herenhaus Lübbenow (Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)
Herenhaus Lübbenow (Olympus Mju II; Ilford HP5, Rodinal)

Bei dem letzten Bild hat die Kamera nicht den Fokus so gesetzt, wie ich ihn mir gewünscht hatte - nämlich auf dem Elefanten:

Kollwitzplatz - unscharf (Olympus µ II; Ilford HP5, Rodinal)
Kollwitzplatz - unscharf (Olympus µ II; Ilford HP5, Rodinal)

Beispielsfotos Olympus Mju 1

Ich kann keine großen Unterschiede zwischen der Olympus Mju 1 und der Olympus Mju 2 entdecken. Auch mit der Olympus Mju 1 sind die Bilder weitgehend scharf und korrekt belichtet, und der Blitz leuchtet gut aus.

Eigentlich hatte ich einen farbfilm vollgeschossen, der noch in der Kamera war. Aber der war so alt, dass kein Bild etwas geworden ist. Also hab ich nochmal einen HP5 belichtet, diesmal aber im Verhältnis 1:50 entwickelt.

Beispielfoto Olympus Mju 1
Beispielfoto Olympus Mju 1

Beispielfoto Olympus Mju 1
Beispielfoto Olympus Mju 1

Beispielfoto Olympus Mju 1
Beispielfoto Olympus Mju 1

Olympus Mju im Vergleich mit anderen Kameras

Die Olympus Mju 2 ist eine gehobene Point and Shoot Kamera, sie soll in Alltagssituationen vernünftige Bilder machen.

Vernünftig heißt: Nicht verwackelt, richtig belichtet und scharf. Sowohl Fokus als auch Belichtung sind automatisch gesteuert, tun ihren Job, aber erlauben keine manuellen Eingriffe.

Großartige gestalterische Freiheiten darf man also nicht erwarten. Wer eine kompakte Kamera haben möchte und gleichzeitig Kontrolle über die Blende und die Scharfstellung nicht verlieren will, dem sei eine manuelle Kamera ans Herz gelegt. Entweder eine kompakte Spiegelreflex wie die wunderbare Pentax ME super (mit manueller Scharfstellung und zuverlässiger Zeitautomatik), eine Kompaktknipse aus den 60ern oder 70ern wie die schöne Ricoh ZF, oder die puristische großartige kleine Rollei 35. Sowohl die Rollei als auch die Ricoh lassen sich auch ohne Batterien betreiben; zur Belichtungsmessung kann man eine App, einen Handbelichtungsmesser oder einen Aufsteckbelichtungsmesser nutzen, der in den Blitzschuh geschoben wird. Ich nutze am liebsten den Handbelichtungsmesser Gossen Sixtomat digital.

Kompakte, hochwertige Kleinbildkameras: Rollei 35, Olympus Mju 2, Ricoh ZF
Kompakte, hochwertige Kleinbildkameras: Rollei 35, Olympus Mju 2, Ricoh ZF

Größenvergleich: Pentax ME super versus Olympus Mju 2
Größenvergleich:  Pentax ME super versus Olympus Mju 2

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