Fotoshooting mit der analogen Mamiya C3 in Staaken: Neu-Jerusalem, Hahneberg, Dorfkirche, Grenz-Eck, Ehemaliges Krankenhaus.

Heute hab ich endlich Zeit gefunden, die alte Mamiya Rollfilmkamera mit einem Film zu beladen und ein paar Fotos in Staaken zu machen. Die Kamera hab ich von meinem Bekannten Manfred Gehrmann bekommen, der leider Anfang dieses Jahres verstorben ist.

Also habe ich mir für den Ausflug Themen ausgesucht, die mit Staaken zu tun haben - denn Herr Gehrmann war Staakener durch und durch.

Hinweis: Am Ende dieses Beitrags finden sich Amerkungen zur Kamera und zur Entwicklung des Films.

Dorfkirche Staaken

Dorfkirche Staaken
Dorfkirche Staaken

Staaken war zur Zeit der deutschen Teilung ebenfalls geteilt; das “West-Staaken” gehörte zur DDR und wurde von Nauen verwaltet; das Ost-Staaken war ein Teil von West-Berlin. Wenn es ein Zentrum Staakens gibt, dann ist es diese Kirche.

In der Kirche war Pfarrer Theile tätig, der in der NS Zeit Widerstand leistete und sich der Opfer der Diktatur anahm (siehe auch Murellenschlucht Ruhleben).

Ehemaliges Krankenhaus Staaken

Altes Krankenhaus
Altes Krankenhaus

Das ehemalige Krankenhaus Staaken hat eine wechselvolle Geschichte: zunächst waren die Gebäude Teil des Verwaltungstraktes des Zeppelin-Flughafens. Ab 1936 wurde der Flugplatz Teil der Lufwaffe; nach dem Krieg wurden die Gebäude als Krankenhaus genutzt. Aktuell wird das Areal modernisiert und zu Wohnraum umgewandelt.

Louise Schröder Siedlung

Louise Schröder Siedlung
Louise Schröder Siedlung

Die Louise-Schröder-Siedlung ist eine Hochhaussiedlung, die zu Zeiten der deutschen Teilung in den 1960er und 1970er Jahren entstand. Die Hälfte der Einwohner Staakens lebt hier; einige Gebiete sind soziale Brennpunkte (“Heerstraße Nord”).

Hahneberg

Sternwarte auf dem Hahneberg
Sternwarte auf dem Hahneberg

Pflasterstraße auf dem Hahneberg
Pflasterstraße auf dem Hahneberg

Der Hahneberg ist ein 88 Meter hoher Berg an der Heerstraße. Ein Teil des Gebietes ist Naturreservat. Auf dem Hahneberg steht die Bruno-Bürgel-Sterwarte; Vom Hahneberg aus hat man eine großartige Rundumsicht.

Flugplatz Staaken

Tower vom Zeppelin Flughafen
Tower vom Zeppelin Flughafen

Der Zeppelinflugplatz war ein bedeutender Flughafen Anfang des 20ten Jahrhunderts. Das Rollfeld ist mittlerweile überdeckt von einem Solarfeld; im angrenzenden Industriegebiet befindet sich dieser alte Tower.

Siedlung Neu Jerusalem

Siedlung Neu Jerusalem
Siedlung Neu Jerusalem

Siedlung Neu Jerusalem
Siedlung Neu Jerusalem

Die Siedlung Neu-Jerusalem ist ein Komplex von 21 Doppelhaushälften, die in den 1920er Jahren durch den Architekten Erwin Gutkind entworfen wurden. Die teils kubistischen Gebäudeformen sind Vertreter der Gestaltungsströmung Neues Bauen. Ursprünglich waren die Wohnungen für die Angehörigen der Fliegerakademie des Zeppelinflughafens vorgesehen.

Kneipe Grenzeck

Grenzeck am Nennhauser Damm
Grenzeck am Nennhauser Damm

Die Kneipe Grenz-Eck liegt vis-a-vis von dem Feld, auf dem ich mit meiner Hündin Milli morgens meine Runden drehe. Auf diesem Feld habe ich Herrn Gehrmann kennen gelernt, dem ich diese schöne Kamera verdanke.

Bei unseren Spaziergängen hat mir Herr Gehrmann viel über Staaken erzählt; die Grenzmauer verlief direkt auf dem Nennhauser Damm, der sich in unmittelbarer Nähe befindliche Bahnhof Staaken war Endhaltepunkt der West-Berliner S-Bahn, und nebenan befand sich der Güterbahnhof der DDR. Kontrollposten und Wachtürme säumten den Grenzstreifen, und mittendrin lag das Grenz-Eck.

Zur Ausrüstung

Alle Fotos wurden mit der analogen Mittelformatkamera Mamiya C3 Professional gemacht. Leider hatte ich nur einen Ilford HP5 mit 400 ASA parat; besser wäre ein niedrig emfindlicher Film wie der FP4 gewesen.

Es war ein sehr trüber Tag; ich hab trotz hochempfindlichem Film fast alle Fotos mit dem Stativ gemacht, um eine ausreichend große Schärfentiefe zu bekommen:

  • 1/30 Sekunde Belichtungszeit bei Blende 16 bei Stativaufnahmen
  • 1/250 Sekunde Belichtungszeit bei Blende 5,6 bei Freihandaufnahmen

Die Kamera ist auf dem Stativ nicht gut ausbalanziert; die Stativbuchse sitzt zu weit vorne, dadurch kippt die Kamera schnell nach hinten. Das erschwert etwas die Ausrichtung, ist aber nicht tragisch.

Mir sind bei den Filmnegativen zwei Sachen aufgefallen:

  • Bei einigen Fotos gibt es einen seitlichen Lichteinfall. Eventuell ist die Rückwand der Kamera nicht ganz dicht.
  • Bei einigen Fotos hab ich in den hellen Bereichen dunklere Streifen. Erklärung folgt weiter unten.

Das Fotografieren hat ungemein Spaß gemacht. Ich hab 12 Fotos in 2 Stunden gemacht; bei jedem Foto überlegt man sich genau was man tut.

Da die Negative relativ flau waren (-> trüber Tag), hab ich in Lightroom noch mal nachgearbeitet:

  • Kontrast angehoben
  • Schärfe und Klarheit angehoben (Der Klarheitsregler bring ja auch immer etwas Kantenkontrast)
  • in manchen Bereichen nachbelichtet.

Vorher/Nachher Ansicht der Nachbearbeitung in Lightroom
Vorher/Nachher Ansicht der Nachbearbeitung in Lightroom

Der Dynamikumfang des Negativmaterials ist aber ziemlich gering, verglichen mit modernen Digitalkameras. Das liegt natürlich grundsätzlich am analogen Material, aber ich vermute das auch das kontrastarme Wetter und der nicht optimierte Negativentwicklungsprozess eine Rolle spielen.

Zur Entwicklung

Entwickelt hab ich den Negativfilm mit Rodinal im Verhältnis 1+50, also:

Lösung Menge
Rodinal 12ml
Wasser 588ml
Gesamtmenge 600ml

Zusammenfassung des Entwicklungsverfahrens:

  • Negativentwicklung im Paterson Tank
  • 11 Minuten Entwicklung
  • Jede Minuten sanfte Rotation und anschließend leichtes aufstoßen des Tanks auf der Tischoberfläche (damit sich Blasen lösen)
  • Nach der Entwicklung 2 Minuten wässern (Leitungswasser)
  • Nach dem Wässern 6 Minuten fixieren
  • Nach dem Fixieren 5 Minuten wässern (Leitungswasser)
  • Nach der Wässerung abschließendes wässern in Netzmittel und destilliertem Wasser

Nach der Negativentwciklung habe ich die Fotos mit dem Epson Perfection V800 und der Silverfast Software gescannt.

Fehler bei der Entwicklung

Um das Filmkorn bei der Negativentwicklung klein zu halten, hab ich den Entwicklungstank eher sanft rotiert. Das war ein Fehler, denn dadurch hat die Entwicklerlösung im Tank Schichten unterschiedlicher Konzentration gebildet. Diese Streifen kann man auf den Negativen sehen.

Das nächste Mal sollte ich also wieder stärker die Trommel rotieren, oder die Dose komplett verschließen und dann kippen - wie bei meinem Jobo-Tank.

Der Franzosenschlumpf beim Fotografieren
Der Franzosenschlumpf beim Fotografieren

Das nette Foto von mir hat Boris gemacht, mit dem ich die kleine Staaken Tour durchgeführt hab. Mit der Mütze sehe ich wie ein verschlumpfter Franzose aus :-)

Die Kamera: Mamiya C3 Professional
Die Kamera: Mamiya C3 Professional

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