Eine Radtour zu den Kirchen im östlichen Teil des Dörferkranzes vom Krämer Forst: Bötzow, Schwante und Perwenitz

Der Krämer Forst

Der Krämer Forst ist ein Waldgebiet westlich von Berlin am Autobahndreieck Havelland (und zerschnitten von der A10). Nördlich liegt die Stadt Kremmen, und abgesehen von diesem Städtchen gibt es ringsherum schöne alte Dörfer. Diese Dörfer um den Krämer Forst bin ich schon einige Male abgeradelt; nun hatte ich mir vorgenommen, die Kirchen in diesen Dörfern zu besichtigen und zu fotografieren.

Der Krämer Forst liegt im/auf dem Ländchen Glien, ein kleines Plateau zwischen den breiten Talniederungen des Berliner Urstromtals, in welchem auch die Spree fließt, und dem Eberswalder Urstromtal. Diese Erhöhung spürt man aber nicht, und die Landschaft hier hat auch keine merklichen Anhöhen wie beispielsweise das Gebiet rund um Sacrow.

Historisch betrachtet ist der Unterschied zwischen dem Plateau des Ländchens und den Niederungen des Beckens (Luch genannt) insofern interessant, als dass die Niederungen vormals Moore und Feuchtgebiete waren und erst zwischen 1718 und 1724 unter Friedrich Wilhelm I. trocken gelegt wurden. Die Dörfer des Krämer Forst dagegen standen seit jeher auf trockenem Fuß und haben eine entsprechend lang zurückliegende Geschichte.

Das Vorhaben: Portraits der Kirchen im Dörferkranz

Der ursprüngliche Plan, war, an einem Tag mit dem Rad alle Dörfer besuchen. Am Sonntag hatte ich etwas Zeit und das Wetter war nach einer Regenwoche hoffnungsstiftend. Da ich allerdings nur bis ca 14:00 Zeit abkömmlich war, und die Strecke mit An- und Abfahrt rund 90km beträgt, war schnell klar dass ich das trotz frühem Start um 7:30 Uhr nicht alles schaffen würde. Also wurde es nur ein halber Dörferkranz: von Schönwalde über Bötzow, Marwitz und Bärenklau nach Vehlefanz und Schwante; von Schwante aus bin ich direkt südlich nach Perwenitz und zurück über den Halvellandradweg nach Schönwalde gefahren.

Die weiter westlich gelegenen Dörfer Groß-Ziethen, Staffelde, Flatow, Tietzow, Börnicke, Grünefeld und Paaren hab ich mir für später aufgespart.

Bei meiner Tour hatte ich ich nur in Bötzow und in Schwante Gelegenheit, die Kirchen zu betreten; in den anderen Orten waren diese verschlossen.

Kirche Bötzow

In Bötzow hatte ich Glück. Als ich eintraf, war gerade eine Frau zugange und erklärte sich bereit, mir noch ein paar Minuten zu geben um die Kirche zu besichtigen.

Außenansicht Kirche Bötzow
Außenansicht Kirche Bötzow

Auf dem wuchtigen Turm sitzt eine viel zu klein wirkende Spitze. Die Originalspitze ist bei einem Sturm 1632 eingestürzt. Die jetzige Spitze stammt aus dem Jahr 1757.

Gedenkstein des Hamburger Kaufmanns Johannes Grabe
Gedenkstein des Hamburger Kaufmanns Johannes Grabe

Bötzow lag an der alten Poststraße von Spandau nach Hamburg; so ist es zu erklären dass sich hier ein großer Gedenkstein eines Hamburger Kaufmanns findet:

In diesem Grabe ist begraben Herr Johannes Grabe Weiland vornehmer Kaufmann und Holzhändler. So gebohren zu Sorau in Mecklenburg d. 22. May 1651. Gewohnet Ehelich und häußlich bißher in der Stadt Hamburg. Gestorben aber bey Abwartung seines Berufs in Bötzau 29 Meylen von der Stadt und Feste Spandau d. 20. Martiy 1716 Alwo Er auch in beyseyn seiner beyden jungsten Söhnen OTTO MELCHIOR und CHRISTOPH GRABER.

Mit einer Abdankung und Leichenpredigt Christ=gebührlich Aus II. Tim. IV,7.8 Ich habe einen guten Kampf gekämpfet etc.

Von Herren Luc. Hieronymußen Predigern in Bötzau und Schönenwalde dem Leybe nach zur Erden bestattet. Deßen Hinterbliebenen Frau Wittibe, Frau Elisabet Graber, Gebohrene Suhren und hinterlaßenen Kindern, die diesen Gedächtnis=Stein ihrem seligen Manne und Vater Schuldigster maßen Legen lassen und auch hier der Selige noch Nachruffet: Ich, Graber, werde zwar am fremden Ort Begraben, Doch eben hie auch muß die Erd des Herrn mich laben. Mein meistes Graben war nicht nach dem Schatz der Welt. Mein Suchen Jesus war in Jenes Himmels Zelt. Ihr Lieben grabet nach, die Ihr mich laßt Begraben, so werdet Ihr mit mir den besten Schatz dort haben. Indeßen sei mit Euch mein Jesus für und für Biß er uns führen wird auch aus des Grabes Thür.

Altar der Kirche Bötzow
Altar der Kirche Bötzow

Empore und Orgel von Johannes Wagner (1741), Kirche Bötzow
Empore und Orgel von Johannes Wagner (1741), Kirche Bötzow

Detailansicht Empore, Kirche Bötzow
Detailansicht Empore, Kirche Bötzow

Liedertafel und Altar, Kirche Bötzow
Liedertafel und Altar, Kirche Bötzow

Gedenkleuchter der Kriegstoten des ersten Weltkrieges, Kirche Bötzow
Gedenkleuchter der Kriegstoten des ersten Weltkrieges, Kirche Bötzow

Am dem Leuchter hängen Gedenktäfelchen, außen jeweils mit Namen und Geburtsdatum, auf der Rückseite sind Ort und Tag des Todes verzeichnet.

'Ardens consumor' - Kirche Bötzow
'Ardens consumor' - Kirche Bötzow

Unter dem Leuchter hängt eine Gedenktafel; es trägt das Symbol des eisernen Kreuzes und führt die lateinische Inschrift ‘Ardens consumor’. Ardens = brennend, consumere = verbrauchen. Eine angemessenee Übersetzung ist vermutlich “In Hingabe geopfert”.

Durchgang vom Turm zum Kirchenschiff, Kirche Bötzow
Durchgang vom Turm zum Kirchenschiff, Kirche Bötzow

Die wuchtigen Mauern der Kirche spürt man förmlich beim Durchgang zwischen Turm und Gebetsraum.

Marwitz, Eichstätt und Vehlefanz

Durch Marwitz, Eichstätt und Vehlefanz bin ich durchgeradelt. Die Kirchen waren verschlossen, die Fotos beschränken sich auf die Außenansichten. Bei einem erneuten Besuch sollte ich vorab klären, ob jemand die Kirche öffnen kann oder mir den Schlüssel aushändigt.

Dorfkirche Marwitz, erbaut 1767
Dorfkirche Marwitz, erbaut 1767

Für das Fotoshooting der Außenansichten ist eiin sonniger Morgen bisweilen unpassend; die Kirchen sind häufig nach Osten zur aufgehenden Sonne ausgerichtet. Die Kirchtürme mit dem Eingangsportal liegen demnach im Westen. Das ergibt dann ein ungünstiges Gegenlicht bei den Aufnahmen …

Kirche Eichstädt
Kirche Eichstädt

Dorfkirche Vehlefanz
Dorfkirche Vehlefanz

Dorfkirche Schwante

Bei der Kirche Schwante hatte ich wiederum mehr Glück, sie war offen. Und zwar aus Prinzip (“Offene Kirche”).

Die evangelische Dorfkirche Schwante wurde im Jahr 1780 unter der Leitung eines Chr. Ph. Leitner errichtet. Es handelt sich dabei um einen barocken Saalbau mit quadratischem Westturm.

Außenansicht Dorfkirche Schwante
Außenansicht Dorfkirche Schwante

Blick ins Kirchenschiff, Dorfkirche Schwante
Blick ins Kirchenschiff, Dorfkirche Schwante

Auch die Kirche in Schwante besitzt eine Empore, die sich hufeisenförmig zum Altar hin öffnet.

Altar und Aufstieg zur Empore, Dorfkirche Schwante
Altar und Aufstieg zur Empore, Dorfkirche Schwante

So groß ist die Kirche wahrlich nicht, dass es einer Kanzel bedarf, um von Ihr zu zu predigen. Vielleicht ist es dem barocken Zeitgeist geschuldet. Die Ölgemälde zeigen die Apostel Petrus und Johannes.

Blick ins Kirchenschiff, Dorfkirche Schwante
Blick ins Kirchenschiff, Dorfkirche Schwante

Lichtspiele, Dorfkirche Schwante
Lichtspiele, Dorfkirche Schwante

Dorfkirche Schwante
Dorfkirche Schwante

Klein Ziethen

Kapelle Klein-Ziethen
Kapelle Klein-Ziethen

In Klein-Ziethen fand sich keine Kirche, dafür ein Glockengeläut und eine kleine Kapelle.

Dorfkirche Perwenitz

Auch die Kirche in Perwenitz war leider verschlossen. Beim Spaziergang über das Kirchengelände entdeckte ich dann die schöne Trauerbuche direkt vor dem Eingang der Kirche. Ein Baum mit wunderschön und seltsam verwundenen Ästen!

Dorfkirche Perwenitz
Dorfkirche Perwenitz

Dorfkirche Perwenitz, Naturdenkmal Hängebuche
Dorfkirche Perwenitz, Naturdenkmal Hängebuche

Start und Ziel: Schönwalde Dorf

Start und Ziel des Rundkurses ist die Kirche in Schönwalde. Die Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1737. Das Kirchengebäude ist zwar älter, wurde aber zu dieser Zeit neu aufgebaut.

Auch die Kirche in Schönwalde besitzt eine Wagner-Orgel und einen Kanzelalter, aber leider - ist auch diese Kirche verschlossen.

Kirche Schönwalde Dorf
Kirche Schönwalde Dorf

Turmspitze und Wetterfahne der Kirche Schönwalde Dorf
Turmspitze und Wetterfahne der Kirche Schönwalde Dorf

Geplante Strecke

Die ursprünglich geplante Strecke war viel zu ambitioniert und wird dem Vorhaben nicht gerecht, den Kirchen bei der Besichtigung auch Zeit zu widmen.

Absolvierte Strecke

Absolviert wurde etwa die Hälfte des Kurses. Der Rest verbleibt als Aufgabe für eine spätere Tour.

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