Mit Frank Meyer auf einer Gruppenwanderung an der Dahme im Schenkenländchen

Heute stand eine 20 Kilometer lange Gruppenwanderung an der Dahme auf dem Programm, organisiert von Frank Meyer. Frank hatte mich vor einigen Wochen kontaktiert, nachdem er durch mein Wanderbüchlein auf mich aufmerksam geworden war und eine sehr schöne Rezension darüber verfasst hatte.

Autorenwanderung

Seine Idee war es, eine Autorenwanderung im Havelland zu einer meiner Touren zu veranstalten. Eine tolle Idee, finde ich, und ich befinde mich schon in der Vorplanung.

Da ich sonst eher alleine unterwegs bin, wollte ich zuvor aber die Besonderheiten einer Gruppenwanderung besser einschätzen lernen und meldete mich daher spontan zu einer der von Frank regelmäßig organisierten Touren an. Diese Wanderungen sind mit etwa 20 Kilometern etwas länger als mein üblicher Radius von 10 bis 15 Kilometern. Damit mir nicht gleich die Puste ausgeht, hatte ich letzte Woche schon mal eine 22-Kilometer-Runde in der Döberitzer Heide zum Warmlaufen absolviert.

Anreise

Heute sollte es nun endlich losgehen. Nach einer Hitzeperiode mit Temperaturen über 35 Grad war ausgerechnet für dieses Wochenende Dauerregen angesagt – und zwar durchgehend, sodass die Hoffnung auf trockene Phasen schnell verflog. Startpunkt war Halbe, Ziel der Tour Groß Köris. Die Anfahrt mit der Bahn sparte ich mir; mit dem Auto dauerte es 50 Minuten, mit der Bahn wären es ganze zwei Stunden gewesen. Ich parkte am Zielort und fuhr von dort aus eine Station mit der Bahn nach Halbe, in der ich, wie vermutet, bereits auf die meisten anderen Wanderer traf. Zu meiner Überraschung fanden sich trotz des schlechten Wetters immerhin ein Dutzend Teilnehmer ein. Frank stellte mich netterweise kurz vor; die anderen schienen untereinander bereits vertraut.

Mit der Streckenlänge von 20 Kilometern spricht Frank ohnehin eher passionierte Wanderer an. Er hat kein großes Interesse an kurzen Touren, auf denen einige ihre Kräfte oder Stimmung nicht einschätzen können und so der ganzen Gruppe den Spaß verderben. Unsere Gruppe bestand aus Männern und Frauen gleichermaßen, mit einer Altersspanne zwischen etwa 50 und 65 Jahren – mit wenigen Ausnahmen nach oben und unten.

In Halbe wies uns Frank auf eine Infostele hin, die an die Kesselschlacht im April 1945 erinnert – in den letzten Kriegstagen wurden dort deutsche Truppen und Zivilisten von der Roten Armee eingekesselt. Wenn doch nur die Wetterpropheten sich geirrt hätten! Es regnete und regnete. Ich trug wie einige andere eine Regenhose, aber meine Salomon-Stiefel fingen trotzdem bald an zu schmatzen.

Die Tour

Die Tour gliederte sich grob in drei Teile: Der erste Abschnitt führte uns nach Märkisch Buchholz, der zweite entlang der Dahme und der dritte schließlich zum Zielort Groß Köris.

Während der erste und dritte Abschnitt vor allem durch lange Passagen in Kiefernwäldern geprägt waren, stellte der Mittelteil entlang der Dahme das Highlight dar: Vom Spreewasser gut gefüllt, floss sie als breiter Strom durch die Landschaft. Am Wegesrand standen immer wieder Gedichte, die sich poetisch dem Wald widmeten.

Gedichte am Wegesrand
Gedichte am Wegesrand

In Märkisch Buchholz kamen wir am Kaskadenwehr vorbei, wo die Spree über viele Stufen hinabrauschte wie ein Treppenwasserfall. Selten fließe so viel Wasser über das Wehr, meinte Frank.

Das Kaskadenwehr bei Märkisch Buchholz
Das Kaskadenwehr bei Märkisch Buchholz

Evangelische Kirche Märkisch Buchholz
Evangelische Kirche Märkisch Buchholz

Die Dahme wird überquert
Die Dahme wird überquert

Die Dahme vor Märkisch Buchholz
Die Dahme vor Märkisch Buchholz

Wasserwege im Regenwald

Wasser floss allerdings auch an uns herab: von der Jacke auf die Hose und weiter in die Schuhe. Die Wege standen teilweise komplett unter Wasser, sodass wir ständig nach links und rechts hüpften oder gleich durch den Wald ausweichen mussten. Manchmal gingen wir im Gänsemarsch, eine Reihe bunter Schirme und Jacken hintereinander her.

Im Gänsemarsch
Im Gänsemarsch

überflutete Wasserwege
überflutete Wasserwege

Wasserwege im Regenwald
Wasserwege im Regenwald

Die erste geplante Pause musste leider ausfallen, da der Biwakplatz voll war mit Leuten, die ihre Kanus ins Wasser ließen oder sich vor dem Regen in ihre Zelte flüchteten. Die nächste Gelegenheit zur Rast kam dafür genau richtig. Ich hatte außer einer Banane noch nichts gefrühstückt, und nach etwas Obst und ein paar Nüssen ging es mir gleich besser.

Biwakplatz an der Dahme
Biwakplatz an der Dahme

Pause im Wald
Pause im Wald

Nicht wasserscheu: Paddler im Regen
Nicht wasserscheu: Paddler im Regen

Doch Frank gewährte uns nicht viel Zeit. Immerhin reichte sie gerade noch, damit Steffen sich seine wasserdichten Socken anziehen konnte, von denen er uns zuvor vorgeschwärmt hatte. Egal wie nass die Schuhe seien, versprach er, die Füße blieben trocken. Er sollte recht behalten, und nun möchte ich solche Socken auch haben! Zwanzig Kilometer vergehen in der Gruppe schneller als alleine.

Wanderer unter sich

Es ergaben sich viele schöne Gespräche mit Frank, Martin und natürlich Steffen, der ebenfalls ein Wanderbüchlein im Droste-Verlag veröffentlichen wird. Mit Frank und Ulrike waren insgesamt 4 Wanderbuchautoren unterwegs!

Es machte wirklich Freude, sich in einer Gruppe Gleichgesinnter auszutauschen, gemeinsam über Wandertouren zu sprechen und nicht das Gefühl zu haben, den wanderunkundigen Gesprächspartner ins Koma zu schwafeln. Und auch der Regen hatte durchaus etwas für sich: Er tauchte die Landschaft in ein verträumtes, sanftes Licht, ließ das Grün in allen Nuancen schimmern und legte einen zarten Schleier über die Ferne.

Verträumtes Licht im Regen
Verträumtes Licht im Regen

Wiesen vor der Dahme
Wiesen vor der Dahme

Etwas müde und völlig durchnässt erreichten wir schließlich Groß Köris. Während der Rest der Truppe noch einige Minuten bis zur Abfahrt der Bahn wartete, stieg ich ins Auto und freute mich auf trockene Socken und einen Cappuccino – und natürlich auf die anstehende Autorenwanderung im Havelland.

Wanderwegweiser
Wanderwegweiser

Bei Klein-Köris
Bei Klein-Köris

Die breite Dahme
Die breite Dahme

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