Auf der Suche nach den wilden Buchen in Grumsin

Das gestrige Gewitter hat eine Abkühlung gebracht, der Morgen ist frisch, und was der Kaffee nicht schafft, dass erledigt die kalte Gartendusche vor dem Bauwagen, auf der Wiese der Alten Gärtnerei - ich bin hellwach.

Heute wollen wir nach Grumsin fahren. Beim Kundschaften nach Ausflugs- und Wanderzielen in der Nähe der kleinen Schorfheide bin ich vor Jahren schon auf den Grumsin aufmerksam geworden, ein Buchenwald, ein Urwald und UNESCO Naturerbe.

Der Weg dorthin ist allerdings etwas weit, knapp eine Stunde dauert die Autofahrt von hier aus, und so haben wir den Ausflug dorthin immer für später aufgehoben.

Wanderrouten

Es gibt eine Wanderroute, die in Altkünkendorf startet und nördlich vom Waldgebiet verläuft - ein Teil über Felder, ein anderer Teil im Waldrand.

Wir wollen einen anderen Weg laufen, der mehr im Wald liegt. Wir parken das Auto kurz vor dem Weiler Grumsin und laufen südlich. Ob dies eine gute Entscheidung ist wissen wir nicht. Eine Infotafel am Startpunkt sagt uns, dass es wohl eine Kernzone im Grumsin gibt, an der der nördliche Weg etwas länger verläuft als unsere gewählte Route. Und in den landläufigen Infoportalen, auf die man stößt wenn man Grumsin googelt, wird ebenfalls die nördliche Route angepriesen.

Der Grumsin

Wir kommen am kleinen Grumsiner See und einigen Feuchtgebieten vorbei. Auch hier sind die Rinden der Buchen von Tieren geschädigt, man erkennt sogar die Nagespuren. Es wird sich wohl um Biber handeln, die hier den Bäumen den Garaus machen.

Ansonsten ist das Bild das eines schönen Waldes, wie wir ihn häufig erlebt haben. In der Kernzone mag das anders, ungewöhnlicher und urtümlicher sein, doch die ist für die Öffentlichkeit gesperrt. Dort ist der Wald sich selbst genug und darf ohne Eingriffe gedeihen, hier in der sogenannten Pufferzone ist es ein normaler Wald, in dem auch forstwirtschaftliche Tätigkeiten stattfinden.

Farne im Grumsiner Buchenwald
Farne im Grumsiner Buchenwald

Milli auf dem Waldweg
Milli auf dem Waldweg

Mangrovenähnliche Bäume in den Feuchtgebieten des Grumsin
Mangrovenähnliche Bäume in den Feuchtgebieten des Grumsin

Wespen

Am kleinen Grumsiner See sticht eine Wespe Moni in den Fußknöchel, es schmerzt, aber wir wollen weiter wandern, wie auch das Gift durch Moni wandert - im Laufe des Tages entwickelt sich eine Art Rund-Um-Nesselsucht, die dann zum Abend aber wieder abklingt. Während unserer Tour ist davon aber noch nichts zu ahnen außer einem Jucken hier und da, sodass wir die Tour wie geplant vollenden.

Geopark

Nach 3 Kilometern öffnet sich der Blättervorhang und wir treten unverhofft ins Freie, der Weg führt uns über eine Trockenrasen-Wiese in eine Senke hinein. Bänke stehen hier, Infotafeln und eine Sonnenuhr. Ohne Absicht und umso überraschender sind wir in den Geopark Eiszeitland gewandert, der hier an der Eisrandlage liegt. Vor uns trohnt der Buchenwald auf einer Abbruchkante, an der man deutlich das Sediment aus Steinen und Sand erkennen kann.

Die Infotafeln erklären sehr gut und verständlich die Zusammenhänge mit der Eiszeit, und wir gehen noch ein Stück seitwärts, wo uns eine Treppe wieder hinaufführt zu drei dicken Feldsteinen, die hier aufgestellt sind: Der eine ist bearbeitet und zeigt das Relief eines Steinmetz, der andere trägt die mit ‘Stein’ verwandten Begriffe, und der dritte hat beiderseits runde Löcher - gerade groß genug um seinen Kopf hineinzustecken. Wer das tut und kräftig zu summen beginnt, wird irgendwann die Eigenfrequenz seines Körpers finden, die dann durch Mark und Bein geht.

Das funktioniert gut und macht nicht nur einem selbst Spaß, auch die Zuschauer haben ihre Freude daran, denn es sieht
herrlich dämlich aus.

Es geht über die freien Wiesen und Felder noch etwas weiter zu einem Aussichtspunkt, wo man einen Blick auf die Tagebauflächen bekommt. Kies und Sand der Eiszeit wurde und wird hier aus der Erde geholt; zurück bleiben mit Wasser gefüllte Flächen, die von Vögeln besiedelt sind.

Wanderweg-Kennzeichnung im Grumsin
Wanderweg-Kennzeichnung im Grumsin

Der Summstein im Geopark
Der Summstein im Geopark

Tagebaulandschaft
Tagebaulandschaft

Über die Felder
Über die Felder

Zum Schwarzen See

Zurück geht der Weg dann nah an der Kernzone. Unsere Hündin Milli ist erschöpft und freut sich auf ein paar Schluck Wasser am Schwarzen See, mit 109 Metern der höchstgelegene in Brandenburg.

Auch hier an der Kernzone bietet der Wald nicht das Urwaldgefühl, dass man mit dem Titel “UNESCO-Welterbe der Buchenwälder der Karpaten und Europas” verbindet. Es fehlen uns auch Lehrtafeln, die die Geschichte des Waldes erläutern. Im Serrahner Buchenwald, den wir vormals von Annenwalde aus besuchten, gab es immer wieder Hintergründe zur Waldflora und -fauna.

Unser Weg führt nun wieder zum Ausgangspunkt zurück, gerade rechtzeitig, denn Monis allergische Reaktion auf den Wespenstich tritt nun deutlich zu Tage.

Als wir im Auto zurückfahren, suchen wir eine Gaststätte am Wegesrand; ein Landgasthof “zum grünen Baum” in Temmen hat leider nicht geöffnet, und auf Gulaschkanone am Parkplatz ist uns nicht zu Mute. Dann auf nach Templin zum Markt in eines der umliegenden Cafes.

Blühender Waldmeister
Blühender Waldmeister

Die Sümpfe des Grumsin
Die Sümpfe des Grumsin

Das Blätterdach des Buchenwaldes Grumsin
Das Blätterdach des Buchenwaldes Grumsin

Am Schwarzen See im Grumsin
Am Schwarzen See im Grumsin

Biberbiss am Buchenstamm
Biberbiss am Buchenstamm

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