Eine Exkursion mit dem Verein Döberitzer Heide zu den Wildpferden und Rindern im Ferbitzer Bruch der Döberitzer Heide

Geführt vom Verein der Döberitzer Heide ging es gestern in das Ferbitzer Bruch, ein 1.155 ha großes Naturschutzgebiet im westlichen Teil der Döberitzer Heide. Thema war die Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt, und wie die Beweidung durch alte Rinderrassen und Wildpferde dazu maßgeblich beiträgt.

Es gab etwas Verwirrung ob des richtiges Startpunktes, und so dauerte es zu Beginn ein wenig, bis dann alle Teilnehmer eingesamelt waren.

Ferbitzer Bruch

Ziel ist das Ferbitzer Bruch, eine Bruchlandschaft im westlichen Teil der Döberitzer Heide. Die Döberitzer Heide wurde seit 1713 militärisch als Truppenübungsplatz genutzt, und seit 1896 wurde auch keine Landwirtschaft mehr betrieben. Die positive Folge der militärischen Nutzung ist also, dass das Gebiet frei von Düngemitteln und Pestiziden ist, die Bodenqualität ist also sehr natürlich. Zudem ist das Areal auch nicht von Verkehrsstraßen durchschnitten und frei von Bebauung, nimmt man mal die Ranger-Stationen aus.

Das Ferbiitzer Bruch ist als Bruchlandschaft reich an Feuchtgebieten und Mooren, im Gegensatz zum trockeneren östlichen Teil der Döberitzer Heide.

Naturnahe Landschaften der Döberitzer Heide
Naturnahe Landschaften der Döberitzer Heide

Exkursion in der Döberitzer Heide
Exkursion in der Döberitzer Heide

Der Verein Döberizer Heide e.V.

Es ist dem 1992 gegründeten Verein Döberitzer Heide zu verdanken, dass das große Gebiet der Heide als Naturschutzgebiet unter Schutz gestellt wurde. 2006 erwarb die Sielmann-Stiftung weite Teile der Heide, so daß sich heute zwei Organisationen (Döberitzer Heide und Sielmann-Stiftung) um den Erhalt kümmern.

Weidetierhaltung als Landschaftspfleger

Bei unserem Spaziergang gelangen wir in die sonst verschlossenen Bereiche des Bruchs; ein großer Teil ist abgesperrt und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, hier werden alte Rinderrassen und Pferde gehalten. Die Beweidung durch die Tiere stellt einen geringeren Eingriff in den Naturhaushalt dar, denn bei einem Beschnitt würden in kürzester Zeit die in der Flora beheimateten Tiere vernichtet werden. Zudem wird der Dung der Rinder von einer Vielzahl von Insekten und Mikroorganismen besiedelt, die ihrerseits in der Nahrungskette für Vögel stehen. So sorgt der Dung einer einzigen Kuh im Jahr für die Entwicklung von 120 Kilogramm Insekten und 80 Kilogramm Vögeln.

Eingesetzt werden vorzugsweise robuste Rinderrassen wie die Galloways, auf deren Wiese wir dann wandern, und die uns neugierig beobachten. Bullen sind nicht auf der Wiese, wird uns versichert. Die Galloways haben den richtigen Verdauungstrakt, um das spezielle Gras zu verdauen, dass hier auf den mageren Böden wächst. Trotz der mageren Böden müssen die Tiere jedoch nicht Hunger leiden: Als ein Exkursionsteilnehmer fragt, ob die dicke Kuh am Rande schwanger sei, antwortet der Leiter “Nee - das ist Bärbel. Die ist einfach nur fett”.

Die Bewirtschaftung mit den Rindern folgt übrigens den Regelungen der Rinderhaltung; auch die hier natürlich lebenden Tiere müssen innerhalb von 7 Tagen nach Geburt mit einer Identifikationsnummer am Ohr versehen werden. Die jungen Kälber aufzufinden, ist für die Naturpfleger nicht leicht, denn in den ersten Tagen werden die jungen Tiere von den Müttern gut versteckt und nur von zeitweise aufgesucht und gesäugt, damit sie die Kraft aufbauen können, um eigenständig der Herde zu folgen. Aber manchmal verraten sich die Muttertiere dann eben doch, wenn sie bei Annäherung vorsichtig ins Gebüsch lunsen.

Das Markieren mit der Nummer durch die Landschaftspfleger wird von den Muttertieren toleriert; es wurden auch speziell solche Tiere ausgewählt, die die Nähe der Pfleger zulassen.

Sorraia-Pferde

Bei der nächsten Kuhherde, die aus Parkrindern besteht (diese wurden zur Jagd in den englischen Parks gehalten), treffen wir auch auf die Sorraia-Wildpferde, die nahezu ausgestorben sind - nur noch 300 Exemplare leben weltweit.

Die Sorraias sind eine Wildtierart, die in Portugal beheimatet war, und im Zuge der Nelkenrevolution in den 70er Jahren der Schlachtbank zugeführt wurde. Es ist dem Einsatz einzelner Personen zu verdanken, das einige wenige Tiere erhalten blieben. Hier im Ferbitzer Bruch wird nun auch eine kleine Herde gehalten; die Jungtiere werden dann mit den anderen Zucht- und Pflegeeinrichtungen ausgetauscht, um den Genpool zu erweitern.

Die Sorraias auf der Weide waren neugierig und zutraulich, und bei den letzten Sonnenstrahlen des tages kamen sie auch zu uns um uns zu beschnuppern.

Rinder und Wildpferde in der Döberitzer Heide
Rinder und Wildpferde in der Döberitzer Heide

Sorraiapferde in der Döberitzer Heide
Sorraiapferde in der Döberitzer Heide

Sorraiapferde in der Döberitzer Heide
Sorraiapferde in der Döberitzer Heide

Wölfe und Schafe

Ein Wolfsrudel ist seit längerem in der Kernzone beheimatet, doch Verluste bei Rindern und Pferden hat es bisher nicht gegeben. Rinder auszuwählen, die dem Menschen gegenüber zutraulich sind, wurde anfänglich skeptisch beurteilt: sind diese Tiere dann nicht generell zu gutgläubig? Dieser Verdacht hat sich glücklicherweise nicht erhärtet; die Tiere können sehr wohl die Gefahr des Wolfes einschätzen und reagieren. Als soziale Tiere kommen dabei alle zu Hilfe wenn ein Kälbchen in Gefahr ist.

Für Schafe und Ziegen sieht das allerdings anders aus. Diese wurden zunächst ebenfalls offen auf den Wiesen gehalten, bis die Wölfe in einer einzigen Nacht ein Drittel der Herde rissen. Auch die empfohlenen Wolfsschutzzäune haben sie nicht abgehalten. Vielleicht würden Herdenhunde etwas helfen, doch diese werden erst ab größeren Herden bezuschusst.

Abendstimmung auf den Weideflächen
Abendstimmung auf den Weideflächen

Im Dunkeln zurück

Die Dämmerung kam dann schnell; Fledermäuse sausten um unsere Köpfe und wir spazierten den Weg zurück zum Ausgangspunkt. Die Exkursion hat Spaß gemacht; ich werde gerne wieder an einer Führung teilnehmen.

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