Familienurlaub in einer ruhigen Finca im Hinterland von Alcúdia. Grillenzirpen, tolle Natur und für Frühaufsteher sogar leere Strände.

3 Jahre sind seit unserer letzten Familienreise in Schweden vergangen, und wir haben mächtig Bedürfnis nach einem gemeinsamen Urlaub. Da wir nicht nur mit unseren (erwachsenen) Kindern, sondern auch mit deren Partnern verreisen wollen, brauchen wir ein Ferienhaus. Ans Mittelmeer soll es gehen, und wir studieren die Angebote. Meine Vorstellungen von einem Ferienhaus an der Küste einer griechischen Insel zerplatzen augenblicklich, als ich die Preise sehe. Irgendwann landen wir dann auf den Balearen und finden eine schöne Finca im Hinterland der Region Raiguer - das ist der Landstrich unterhalb der gebirgigen Nordküste Mallorcas. Vier getrennte Schlafzimmer, ruhig auf dem Land gelegen. Okay, dann eben Mallorca. Müssen es ja keinem erzählen.

Haus, Flug und Auto sind gebucht, und der Tag der Abreise rückt näher. Das Großraumtaxi ist für 7:00 bestellt, wir wollen zeitig am BER sein. Punkt 7:00 bekommen wir dann vom Taxiservice die Nachricht, dass keine Taxe verfügbar ist. “Wir vermitteln ja nur, das ist alles unverbindlich. Hat man Ihnen das nicht gesagt?”. Okay, ein Uber ist in Reichweite und rettet uns. Als ich im Flieger sitze, hab ich das Bild der sauf- und feierwütigen deutschen Pauschaltouristen im Kopf, und hoffe, dass es nicht allzu schlimm wird.

Finca Aubellons

Mit unserem Mietwagen kommen wir zügig vom Flughafen weg und landen nach einer Stunde bei unserer Unterkunft. Und sind begeistert. Ein großes Haus, ein großer Pool und ein Blick auf den Gebirgszug der Serra de Tramuntana an der Nordküste. Phantastisch! Am Haus ist ein kleiner Olivenhain mit Singzikaden, das Auge streicht über Felder, auf denen morgens eine Schafherde mit bimmelnden Glöckchen grast.

Finca Aubellons Alcúdia
Finca Aubellons Alcúdia

Blick von der Finca nach Formentor
Blick von der Finca nach Formentor

Getreidefelder und Schafherde in der Ebene vor Pollença
Getreidefelder und Schafherde in der Ebene vor Pollença

Alcúdia

Wir machen unsere Touren und Spaziergänge am Vormittag, wenn die Temperaturen (noch) erträglich und die Straßen leer sind.

Die Stadt Alcúdia liegt von unserer Unterkunft nur 10 Minuten mit dem Auto entfernt und besteht aus der historischen Altstadt mit Stadtmauer im Landesinneren, und dem von Hotel- und Ferienanlagen dominierten Bereich an der Küste mit Sandstrand, der sich kilometerlang gen Süden erstreckt.

Die Altstadt ist ganz hübsch und lädt zum Schlendern ein. Auf der Stadtmauer kann man die Stadt von oben erkunden und bekommt einen netten Einblick in die Gassen aus der Vogelperspektive. Die Altstadt (wie auch später die Altstadt von Pollença) ist mit weißen Girlanden geschmückt, die in der warmen Briese flattern.

Alcúdia, Altstadtgasse
Alcúdia, Altstadtgasse

Alcúdia, Altstadt
Alcúdia, Altstadt

Alcúdia, Girlandenschmuck
Alcúdia, Girlandenschmuck

Alcúdia
Alcúdia

Gassen von Alcúdia, Blick von der Stadtmauer
Gassen von Alcúdia, Blick von der Stadtmauer

Unsere Einkäufe erledigen wir im Supermarkt Eroski; hier bekommen wir auch die Zutaten für eine Paella. Ob es an den frischen Produkten oder der magischen Paella Gewürzmischung lag - ich weiß es nicht. Aber sie hat herrlich geschmeckt! Und wir decken uns mit den Tortas de Aceite Ines Rosales ein, diesen wunderbaren knusperdünnen Fladen aus Mehl und Olivenöl, die so herrlich zum Kaffee schmecken.

Paella Pescado ... vorher
Paella Pescado ... vorher

Paella Pescado ... nachher!
Paella Pescado ... nachher!

Tortas de Aceite
Tortas de Aceite

Mirador La Victoria

Bei Alcúdia streckt sich das Land wie ein langer Finger als gebirgige Halbinsel in das Meer. Als notorischer Frühaufsteher nutze ich die blaue Stunde und fahre hinein und hinauf zu einem Aussichtspunkt, dem Mirador La Victoria. Auf dem Weg dorthin passiert man eine hübsche Badebucht (auf die wir später mit voller Besetzung zurückkommen werden), dann schlängelt sich die Straße in engen Serpentinen hinauf zu einem Parkplatz. Hier findet sich die ehemalige Einsiedelei Ermita de la Victoria nebst feinem Restaurant in traumhafter Lage. Wir sind dann noch einmal Abends hinaufgefahren und haben uns in dem Restaurant Mirador de la Victoria Eis und Getränke gegönnt. Wir hatten Glück und ohne Reservierung noch einen Tisch bekommen - die nach uns eintreffenden Gäste mussten wieder durstig umkehren.

Die Fahrt auf den Serpentinen in einem vollbesetzten Auto macht mich doch unsicherer als ich es wahrhaben will und zeige, und bin erleichtert als wir wieder unten ankommen. Wobei die Fahrt hinab leichter fällt, da man einen besseren Überblick hat und vorausschauender auf entgegenkommende Fahrzeuge achten kann..

Aussichtspunkt Mirador La Victoria
Aussichtspunkt Mirador La Victoria

Ses tres Croces bei La Vitcoris
Ses tres Croces bei La Vitcoris

Wanderweg bei La Victoria
Wanderweg bei La Victoria

Ermita de la Victoria
Ermita de la Victoria

Die Badebucht S’Illot unterhalb der Einsiedelei ist zwar kiesig, das Wasser aber klar und wunderbar. Um die kleine Insel kann man herumschwimmen, doch ist der Weg länger als man denkt: zum Meer hin muss man aufgrund des flachen Wasserstandes einen großen Bogen nehmen. Und auf der Meerseite können einem auch die hohen Wellen das Salzwasser in den Rachen spülen. Wir genießen ruhige Vormittagsstunden im Wasser und schauen Kindern zu, die auf der Insel herumklettern. Gegen Mittag füllt sich dann der Strand zusehens und wir fahren zurück.

Badestrand und Insel S'Illot bei La Victoria
Badestrand und Insel S'Illot bei La Victoria

Pollença

Das Städtchen Pollença liegt nördlich von Alcúdia, und hat ebenso wie Alcúdia zwei Teile - eine hübsche Altstadt im Landesinneren, und Port de Pollença mit Strand und zubetonierter Küstenlinie. Die Straßen nach Pollenca sind so eng, dass kaum zwei Autos nebeneinander passen. Vielleicht hab ich mir auf einer dieser Wege an einem Strauch den kleinen Lackkratzer zugezogen, für den ich später 140,-€ zahlen muss. Wir lassen das Auto am großen Parkplatz vor der Stadt, es sind nur ein paar Minuten zu Fuß bis zum Zentrum.

In Pollença kommt man unweigerlich zur Carrer Calcari, einer langen Treppe, die in 365 Stufen den Hang hinauf zur Wallfahrtskirche El Calvari führt. Oben angekommen belohnt ein toller Blick über das Land für die Mühen des Aufstiegs. Vis-a-vis der Wallfahrtskirche liegt ein noch höherer Hügel mit einem Kloster; dies zu besichtigen fehlte leider die Zeit.

Pollença, Blick auf den Klosterberg
Pollença, Blick auf den Klosterberg

Pollença, Blick auf den Klosterberg
Pollença, Blick auf den Klosterberg

Wallfahrtskapelle El Calvari
Wallfahrtskapelle El Calvari

Panorama von der Wallfahrtskapelle El Calvari bei Pollença
Panorama von der Wallfahrtskapelle El Calvari bei Pollença

Pollença, Blick von der Treppe auf den Klosterberg
Pollença, Blick von der Treppe auf den Klosterberg

In der Nähe vom großen Parkplatz ist das Convento de Sant Domingo, in dem Kunst- und Musikveranstaltungen stattfinden. Bei unserem Besuch befand sich im Inneren die Ausstellung Tremolor: Der sakrale Innenraum war mit schwarzen Tüchern verhängt, auf dem Boden lagen angestrahlte Symbole in der Form von Sternzeichen, und aus Lautsprechern kan düstere Musik. Irgendwie … spannend, aber auch etwas gruselig.

Ausstellung Tremolor im Convento y Claustre de Sant Domingo
Ausstellung Tremolor im Convento y Claustre de Sant Domingo

Happy Birthday, Natalia!

Natalia hat Geburtstag, und wir wollen das am Abend bei einem Essen feiern. Es geht in die Tapas Bar 5 Oceanos am Hafen von Bonaire, nördlich von Port d’Alcúdia. Leider war das Glück nicht ganz so mit uns. Die Drinks kommen erst nach einer Stunde, dann kommt der Cocktail in einem kaputten Glas, das sich prompt in zwei Hälften spaltet und den Inhalt auf den Tisch ergießt. Immerhin kommt dann zu unserer Freude eine Geburtstagsaufmerksamkeit und Wunderkerzen auf uns zu, um dann aber an den Tisch hinter uns zu gehen und dort herzlich zu gratulieren. Immerhin, lecker waren die Speisen (fast) alle - bei einem wurde allerdings komplett auf Würze verzichtet…

Mirador es Colomer

Sehr beeindruckend ist das Gebirge im Norden. Über eine (breite) Straße gelangt man zur Aussichtsplattform Mirador es Colomer. Vom Parkplatz aus sind es etwa noch 10 Minuten zu Fuß über einen Panoramaweg bis zu den Plattformen am Ende. Die Steilwände fallen hier senkrecht hinab ins Meer, wer nicht ganz höhenfest ist, bleibt besser auf der Mitte des Weges. Wenn man zur richtigen Uhrzeit hier ist, kann man einen wunderbaren Sonnenaufgang erleben. Ich war dort zunächst alleine (Frühaufsteher!), dann hab ich meine Familie überreden können, mit mir noch einmal dort hinzufahren. Um 6:37 lugt der Sonnenball zwischen den Felsen hervor und taucht das Land in märchenhaftes Licht.

Aussichtspunkt Mirador es Colomer
Aussichtspunkt Mirador es Colomer

Mirador es Colomer, Blick Richtung Cap Formentor
Mirador es Colomer, Blick Richtung Cap Formentor

Steilküste am Mirador es Colomer
Steilküste am Mirador es Colomer

Mirador es Colomer, Blick Richtung Cap Formentor
Mirador es Colomer, Blick Richtung Cap Formentor

Blick vom Mirador es Colomer Richtung Port Pollença
Blick vom Mirador es Colomer Richtung Port Pollença

Fotoshooting zum Sonnenaufgang am Mirador es Colomer
Fotoshooting zum Sonnenaufgang am Mirador es Colomer

Cala San Vicenç

Der Sonnenaufgang am Mirador es Colomer war spektakulär, aber was macht man nun morgens um 7:00 Uhr? Mein Plan war es, Baden zu gehen, und danach in einer Bar zu frühstücken. Wir sind vom Mirador es Colomer zur Bucht Cala sant Vicenç gefahren. Die kleine Bucht war bestimmt einmal wunderschön, jetzt ist sie bis auf drei kleine Strandstreifen größtenteils zugebaut. Wo sollen all die Urlauber hin, die in den Urlaubskämmerchen untergebracht sind?

Jetzt am Morgen ist der Strand bis auf eine Yogagruppe leer und kann meine Sippe überreden, hier kurz eine Badepause zu machen. In das Meer will außer mir keiner, Tücher werden ausgerollt und Schlaf nachgeholt. Ich schwimme alleine los und schau mir die eigentlich doch hübsche Bucht vom Wasser aus an, klettere an der Seite auf die Felsen und laufe auf einen Steinweg zurück.

Bar Ca’n Toni

Eine Bar hat hier im Ort nicht auf, also fahren wir nach Pollença. Ich finde den Parkplatz nicht auf Anhieb (ich hab es mir hier angewöhnt, Urlaub auch vom Navi zu machen), quetsche mich durch enge Gässchen, kehre um und parke an einem kleinen Parkplatz am (ausgetrockneten) Fluss Torrent de Sant Jordi. Wir spazieren zu Fuß zur Bar Ca’n Toni und bestellen uns Café, Orangensaft und süßes Gebäck. Nebenan ist eine KFZ Werkstatt, der Duft des Kaffees mischt sich mit Motoröl, am Tisch nebenan palavern alte Mallorquiner. Anscheinend gibt es sie doch, die authentischen Bars auf Mallorca. Wir zahlen gerade mal 8,50 € für alles, und spazieren zurück zum Auto.

Bucht Cala sant Vicenç
Bucht Cala sant Vicenç

Kleiner Strand in der Bucht Cala sant Vicenç
Kleiner Strand in der Bucht Cala sant Vicenç

Praktische stapelbare Frischhalteboxen für Urlauber, Cala sant Vicenç
Praktische stapelbare Frischhalteboxen für Urlauber, Cala sant Vicenç

Und tschüss …

Die Woche ist schnell vergangen, und der Abschied fällt schwer. Einzig auf dem riesigen Flughafen von Mallorca, auf dem bis zu 12.000 Passagiere pro Stunde(!) abgefertigt werden, wird uns die Dimension dieser monströsen Urlaubsmaschinerie bewusst. Die hässlichen Zerrbilder Mallorcas haben wir zum Glück nicht erlebt, wir sind den Begegnungen aber auch aus dem Weg gegangen. Stattdessen haben wir eine wundervolle Natur, klares Wasser und vormittags leere Strände gehabt. Warum eigentlich nicht noch einmal Mallorca? Müssen es ja keinem erzählen.

Platja de Cala Barques
Platja de Cala Barques

Sonnenaufgang in Bellreguard / Port de Pollença
Sonnenaufgang in Bellreguard / Port de Pollença

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