Vorbereitung für den Einsatz - wie ist diese fast 60 Jahre alte Mittelformat Kamera zu bedienen?

Im Herbst 2020 hatte mir mein Bekannter Manfred Gehrmann eine wunderschöne Mamiya C3 Professional geschenkt, in einem hervorragendem Zustand. Er hat sich damit dafür revanchiert, dass ich ihm kurz zuvor meine Canon 20D gegeben hatte, für die ich keine Verwendung mehr hatte. Diese Kamera ist eine zweiäugige Mittelformatkamera; sie wird also mit Rollfilm geladen und hat zwei Objektive - eines für den Sucher und eines für die Aufnahme. Die mit Abstand schönste Kamera dieser Gattung ist die Rolleiflex; die Mamiyas sind etwas größer und schwerer, dafür auch deutlich preisgünstiger zu bekommen.

Die Mamiya C3 Professional
Die Mamiya C3 Professional

In diesem Post schreibe ich etwas über die Kamera; ein Post über einen Praxiseinsatz ist hier zu finden.

Bokeh 80mm Mittelformat

Es wird ja viel über den “Mittelformat-Look” diskutiert, der eigentlich nichts anderes bedeutet, alss dass die Auflösung höher und das Bokeh stärker ist. Im Vergleich zum Kleinbild ergibt sich ein Normalobjektiv mit dem Bokeh vergleichbar zur Lichtstärke 1.5.

Zu beachten ist, dass der belichtete Bereich nicht exakt 60x60mm ist, sondern abzüglich der Ränder nur etwa 56x56mm.

Kamera Film/Sensorgröße Crop Brennweite Bokeh-Blende
Mamiya C3 Professional 56 x 56 mm 1 80mm 2.8
Vollformat 24 x 36 mm 0.55 44mm 1.5

Wechseln der Objektive

Die gesamte vordere Objektivplatine kann gewechselt werden; hierzu ist ein Spannbügel zu lösen. Dieser Bügel kann erst geelöst werden, wenn an der Seite der Kamera der Schalter auf Unlock gestellt wird - hierdurch wird die Objektivöffnung durch eine Klappe abgedichtet und im Sucher werden zwei rote Warnfähnchen eingeblendet.

Wechseln der Objektivplatine der Mamiya C3
Wechseln der Objektivplatine der Mamiya C3

Entfernungsanzeige und Korrekturfaktoren

Auf der linken Seite ist am Balgenauszug eine Entfernungsskala angebracht, diese zeigt die Entfernungseinstellungen für die Objektive 65mm, 80mm und 105mm an. Unter der Entfernungsanzeige ist noch eine kleine Skala angebracht, welche die Belichtungskorrekturfaktoren anzeigt, denn je weiter der Balgen ausgefahren wird, umso weniger Licht fällt auf die Filmbühne.

Die Entfernungsanzeige an der Mamiya C3
Die Entfernungsanzeige an der Mamiya C3

Handhabung

Bedingt durch die Konstruktion mit den Wechselobjektiven fällt die Gesamtkonstruktion etwas schwer und auch etwas sperrig aus.

Die Scharfstellung erfolgt durch Herausfahren des Balgens, auf beiden Seiten befinden sich die Einstellräder. Beim Freihandfotografieren muss man etwas üben, das Gewicht der Kamera in beiden Händen zu halten, und Zeigefinder/Daumen für die Bediienung der Räder zu nutzen.

Aufsicht - die Mamiya C3 in den Händen
Aufsicht - die Mamiya C3 in den Händen

Nahaufnahme - die Mamiya C3 mit herausgefahrenem Balgen
Nahaufnahme - die Mamiya C3 mit herausgefahrenem Balgen

Den Verschluss spannen kann man direkt mit einem kleinen Hebel auf der linken Seite, ihn Auslösen auf der rechten Seite. Die Daumen finden schnell die Position.

Da der Verschluss im Objektiv sitzt (Zentralverschluss), wird durch eine kleine Stangenkonstruktion der Auslösehebel auf die rechte Kameraseite geführt. Diese Konstruktion behindert etwas den Zugriff auf die Blenden, und Zeiteinstellung am Objektiv. Außerdem sind die im spiegelndem Chrom klein eingravierten Werte nicht immer leicht abzulesen.

Laden der Kamera

Das Laden der Kamera ist einfach - die Fimrolle in die untere Halterung setzen und die Filmlasche in die obere Walze einführen. Dann solange kurbeln, bis die Pfeilmarkierungen mit den roten Pfeilmarkierungen an der Kamera übereinstimmen. Rückwand schließen, und weiter kurbeln.

Kameras fotografieren

Die Kamera ist mit ihrem Erscheinungsbild auch selber ein schönes Fotomotiv und als Requisite geeignet!

Die Mamiya als Requisite
Die Mamiya als Requisite

In der Praxis

Ich hab die Kamera bei einem kleinen Ausflug in Staaken dabei gehabt. Auch wenn die Kamera zunächst ziemlich unhandlich und sperrig wirkt, ist die Handhabung doch sehr einfach. Nach ein paar Fotos finden die Finger automatisch die richtigen Positionen.

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