Flucht aus Berlin

Silvester ist für unseren Hund Milli eine Qual; selbst weit entfernt gezündete Böller lassen sie am ganzen Leib zittern.

Also ergreifen wir die Böllerflucht und fahren - wie auch die letzte jahre schon - an die Ostsee. Diesmal allerdings mit dem lieben Boris und seiner Familie. Wir buchen erst im September, und wie zu erwarten sind die Quartiere knapp; erst recht wenn man zwei Familien mit zwei Hunden unterbringen möchte. Schließlich klappt es; wir bekommen die letzten Zimmer im Ferienpark Bernstein auf Rügen. Genauer gesagt auf Wittow - das ist der abgelegenste Teil, auf dem auch das Kap Arkona zu finden ist.

Ferienpark Wittow

Der “Ferienpark” entpuppt sich als eine kleine Ansammlung von Häusern im Waldstreifen direkt an der Küste. Die Unterkunft ist sauber und warm, allerdings recht simpel für den knackigen Preis den wir zahlen müssen. Dafür aber wirklich ganz nah am Meer Der Küstenabschnitt hier ist etwa 10 km westlich vom Kap Akrona; die Küste ist immer noch steil, aber mit nur moderater Höhe (5-10 Meter). Unten am Meer bläst der Wind ordentlich. Milli flippt vor Freude aus, dreht Pirouetten; umkreist uns, budelt, springt auf und ab. Was für eine Freude! Was für ein Spaß zuzuschauen!

Vitt und Kap Arkona

Das museale Fischerdörfchen Vitt liegt 2km südlich vom Kap Arkona und ist wie dieses nur zu Fuß oder per Bimmelbahn zu ereichen. Wir stärken uns mit einem Getränk und fragen die Verkäuferin, ob man am Kap vom Strand auch wieder hochkommt. “Ja klar, da ist eine Treppe. Aber immer schön nach oben schauen!”. 2011 ist hier ein Mädchen von abstürzenden Gesteinen erschlagen worden. Als wir dem Kap näherkommen, sind wir alleine. Der Strand ist besteht nur aus großen Steinen und ist kaum passierbar. Wir mühen uns weiter, hoch über uns hängen die nächsten Brocken die hinab wollen. Nach zwei Stunden kommen wir zu einer Treppe - die nicht passierbar ist. Also weiter, und endlich kommen wir hinauf.

Oben dann Trubel, Wurstgrill, Souvenir und ordentlich Wind. Und ein verdorbenes Fischbrötchen, dass sich kurz nach dem Verzehr wieder den Weg in die Freiheit erkämpft.

Dranske und Bug

Zurück in der Unterkunft gehts dann gleich weiter - Richtung Dranske, die Küste gen Südwesten. Meine nette iOS App Helioseek zeigt auf der Karte den Sonnernverlauf, und eben bei Dranske sollte wir einen schönen Sonnenuntergang zu erwarten haben. Hier ist das Land ganz schmal - auf der einen Seite der Bodden, auf der anderen das Meer. Und ein eiskalter Wind. Wir zurren die Anoraks zu und sehen aus wie Polarforscher, und schauen ungläubig auf eine Eingeborene, die mit einem Strahlen im Gesicht sich aller Kleider erledigt und in der Ostsee baden geht.

Auf dem Rückweg holen wir im Cafe “Sahne” (!) in Dranske noch sehr leckeren Kuchen (kein Platz für uns alle) und fahren zurück.

Wiek

Am nächsten Tag (Silvester) wollen wir noch Wiek besuchen - ein kleines Hafendorf 7 km südlich. Der Ort ist recht unspannend. Ein paar Boote im Hafen, und eine merkwürdige Beton-Brücke. (Hab nachgelesen - die Kreidebrücke war zum Verladen von Kreide gebaut worden und ist mittlerweile 100 Jahre alt). Im Bodden ein paar Surfer im Neopren. Kein Cafe hat geöffnet, “es bläst ein eiskalter Wind” et cetera. Wir laufen nach links, wir laufen nach rechts, wir laufen zurück zum Auto.

Schade.

Silvester

Ganz geräuschlos war es dann doch nicht. Milli verkrümelt sich in Bad und zittert sich durch die Nacht. Wir Essen, spielen Karten und kommen relaxt ins 2020.

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