Das G Line von Brompton - ein ultrakompaktes Outdoorfahrrad

Als das G Line vor einem halben Jahr in den Handel kam, hat es mich sofort gereizt. Seit sieben Jahren besitze ich ein Brompton Classic – ein P Line mit Sechsgang-Schaltung – und bin davon begeistert. Wären da nicht die schmalen Reifen, die den Einsatz auf die Stadt begrenzen, und die harte Straßenlage. Kleine, schmale Reifen fährt man mit hohem Druck, was Komfort und Reichweite (im Sinne von ertragbarer Fahrdauer) einschränkt.

Für Touren im Umland nehme ich daher meist mein 28"-Randonneur. Das muss ich allerdings im Auto transportieren – kein Vergnügen. Und für Wochenendtrips müsste ich den Gepäckträger montieren, worauf ich noch weniger Lust habe.

Fazit: In meinem Fahrrad-Setup klaffte eine Lücke – ein kompaktes Outdoor-Rad, das sich leicht im Auto transportieren lässt.

Elektrisch oder nicht?

Mit der Entscheidung zwischen Motor oder ohne habe ich mich bis zuletzt schwergetan.

Nachteile der G Line electric:

  • Ein E-Bike mit leerem Akku fährt sich spürbar schwerer als ein Rad ohne Motor, und die elektrische Variante bietet nur rund 50 km Reichweite.
  • Gewicht: Das E-Modell wiegt etwa vier Kilogramm mehr. 14 oder 18 kg am Handgelenk sind für mich ein deutlicher Unterschied.
  • Packmöglichkeiten: Das Brompton hat ein cleveres Fronttaschensystem. Beim Electric wird der Platz dort jedoch vom Akku beansprucht.

Vorteile des G Line electric:

  • Längere Touren, auch wenn ich bereits müde bin.

Probefahrten bei Box Bike

Mein P Line hatte ich damals bei Box Bike in der Prenzlauer Allee gekauft. Leider führen sie das G Line nicht – offenbar wird es nur an große Stores geliefert. Stattdessen wurden mir das Tyrell und das Birdy von Riese & Müller angeboten. Beide fahren sich hervorragend, sind mir aber zu wenig offroad-tauglich.

Probefahrt bei Brompton Junction Berlin

Beim Flagship Store Brompton Junction Berlin standen beide Varianten bereit. Ich fuhr sowohl das motorlose als auch das E-Bike. Schon das motorlose G Line fährt sich fantastisch – kleine Räder kommen einfach schnell in Schwung. Das Electric zieht kräftig an und gibt spürbaren Schub.

Schnell war klar: Es soll ein Brompton werden, kein Tyrell oder Birdy.

Größenwahl

Mit meinen 182 cm Körpergröße liege ich genau an der Grenze zwischen Größe M und L (es gibt S, M und L). Ich wollte einen hohen Lenker, um den Nacken nicht zu sehr zu belasten. Beim L kommt der Lenker etwa einen Zentimeter höher, aber auch zwei Zentimeter weiter nach vorn – der Vorteil relativiert sich also.

Nach Probefahrten konnte ich keinen großen Unterschied feststellen und entschied mich für Größe M, die zudem ohne Teleskopsattelstütze auskommt.

Bei der Bestellung fiel die Entscheidung schließlich auf das Electric, in der Erwartung, dass mir die Motorunterstützung neue Einsatzmöglichkeiten eröffnet – etwa für Touren an müden Abenden.

Erfahrungen im Alltag

Nach mehreren Wochen mit Pendelstrecken (25 km), Wochenendreisen und Touren ins Havelland steht fest: Ich bin froh, dass ich das E-Bike genommen habe! Der Radius wird größer – und damit die Möglichkeiten. Es macht einen spürbaren Unterschied, ob ich in 120 Minuten 30 oder 50 Kilometer fahren kann.

Die Größe M passt perfekt. Im Vergleich zum eher aufrechten Brompton Classic sitze ich sportlicher, etwas nach vorn geneigt – ähnlich wie auf einem Mountainbike. Dadurch lastet mehr Gewicht auf dem Lenker, was das Fahrverhalten stabilisiert. Die breiten Reifen dämpfen Unebenheiten, Bordsteine sollte man aber weiterhin meiden.

Motorstufen

Der Motor hat vier Unterstützungsstufen, die Schaltung ebenfalls vier Gänge. Die Gänge passen ziemlich genau zu den Motorstufen – die Trittfrequenz bleibt angenehm. Die Stufen (auf ebener Strecke, ohne Wind):

  • Aus: erfordert deutlich Kraft, ca. 10 km/h
  • Stufe 1: leichte Unterstützung, ca. 16–18 km/h
  • Stufe 2: mittlere Unterstützung, ca. 22–24 km/h
  • Stufe 3: kräftige Unterstützung, bis ca. 26 km/h

Da der Unterschied zwischen 2 und 3 gering ist, fahre ich meist mit Stufe 2.

Handling beim Fahren

Mit dem kurzen Radstand ist das G Line sehr wendig, aber nicht nervös – das Körpergewicht stabilisiert gut. Die leichte Kröpfung des Lenkers und der Dämpfer zwischen Hinterradaufhängung und Rahmen sorgen für akzeptablen Komfort. Ich hatte ohnehin nie gute Erfahrungen mit Federgabeln; zugunsten des Gewichts verzichte ich gern darauf.

Handling beim Transport

Das G Line ist in allen Dimensionen größer als das P Line. Das P Line kann man noch neben sich tragen oder in die Tram mitnehmen – das G Line nicht. Auch im Auto braucht es mehr Platz, lässt sich aber dank der kompakten Form leichter tragen als ein gleich schweres Trekkingrad, etwa auf engen Kellertreppen.

Die Transportrollen sind hervorragend – das Rad rollt gefaltet stabil und leise.

Faltmechanismus

Das Falten funktioniert wie beim P Line, erfordert aber mehr Kraft. Das P Line hebt man an – das G Line muss man eher stemmen. Nach etwas Übung geht es genauso schnell, man braucht jedoch etwas mehr Platz um sich herum.

Reichweite

Mit dem G Line Electric erreiche ich rund 50 Kilometer Reichweite bei Stufe 2, flachem Gelände und wenig Wind. Das Ladegerät ist angenehm leicht und lässt sich gut mitnehmen – beim begrenzten Stauraum ein Pluspunkt.

Transportmöglichkeiten am Rad

Mitgeliefert wird eine schlanke Fronttasche, die den Akku und ein paar Kleinigkeiten fasst. Durch Erweiterungsreißverschlüsse kann sie vergrößert werden. Neben dem Akku passen Luftpumpe, Flickzeug, Ladegerät, Schloss und Kleinteile hinein.

Zusätzlich habe ich mir die große Tasche besorgt, die wie ein Koffer wirkt – zentral sitzt der Akku. Mit einem selbstgebauten Schaumstoffeinsatz nutze ich sie als Fototasche. Für Pendler ist eine Notebookhülle dabei, die innen frei schwebend eingehängt wird – clever gelöst und jeden Euro wert.

Beim Electric ist der Gepäckträger bereits inklusive (beim P Line und motorlosen G Line nicht). Für das Electric gibt es außerdem eine spezielle Satteltasche im Bikepacking-Stil. Ich habe mir das universelle Modell besorgt, das von oben befüllt wird – perfekt für Regenkleidung und Proviant.

An der Vordergabel befinden sich Ösen, an denen sich bei Bedarf ein kleiner Lowrider montieren lässt.

Kritikpunkte

Eigentlich gibt es wenig zu meckern. Das Rad macht richtig Spaß. Wünschenswert wären vielleicht ein geringeres Gewicht und eine größere Reichweite – beides wird sich konstruktionsbedingt aber kaum realisieren lassen.

Ein Seitenständer fehlt, und eine Sicherung für die Akkutasche gegen einfaches Abnehmen wäre sinnvoll. Ansonsten: Das Brompton G Line Electric hat den Sweet Spot ziemlich gut getroffen.

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