Ein Bokeh wie im Traum - das Oreston 50mm f1.8

Mein Wanderbuch ist nun im Lektorat, und endlich habe ich wieder die Freiheit, die Fotografie ganz entspannt zu genießen – ohne den Druck, liefern zu müssen.

Besonders Freude bereiten mir die morgendlichen Runden mit Milli und meiner Sony a7, bestückt mit alten Objektiven. Der Herbst zeigt sich gerade von seiner prächtigsten Seite, die Farben leuchten, und die Herbstblüher sprießen – perfekte Bedingungen, um zur Kamera zu greifen.

In den letzten Tagen habe ich einige Schätze aus meinem Koffer mit Vintage-Objektiven hervorgeholt: das Flektogon von Zeiss Jena, sowie das Lydith und Oreston von Meyer-Optik Görlitz. Schon die Namen dieser Linsen regen meine Fantasie an. Würde ich jemals einen Fantasyroman schreiben, hätte ich bereits die perfekten Charaktere: Graf Oreston und seine Gemahlin Lydith in den Bergen von Telemegor.

Meyer-Optik hat weitere Objektive hergestellt, die sich bei den Freunden von Vintage-Gläsern großer Beliebtheit erfreuen. Am bekanntesten dürfte das Trioplan mit seinem Seifenblasen-Bokeh sein. Die Nachfrage nach den alten Linsen hat Meyer-Optik (bzw. das Nachfolgeunternehmen) veranlasst, diese wieder herzustellen. Mit recht hohen Preisen, was wohl der Kleinserien-Fertigung geschuldet ist.

Das Oreston

Heute soll es um das Oreston gehen. Dieses Objektiv wurde ab den 1960er Jahren in der DDR für die Praktica-Kameras produziert und besitzt einen M42-Anschluss, der sich hervorragend an moderne Systemkameras adaptieren lässt. Mit seiner hohen Lichtstärke von 1.8 war es eines der lichtstärksten Objektive seiner Zeit in der DDR. Laut Berichten und Analysen galt es zudem als leistungsfähig. Es wurde hunderttausendfach hergestellt, um die Praktica-Kameras, die in Massenproduktion gefertigt wurden, zu bestücken. Nach der Eingliederung von Meyer-Optik in das Pentacon-Kombinat verlor das Oreston seinen ursprünglichen Namen und wurde als “Pentacon auto 1.8/50” weitergeführt.

Für mich steht jedoch nicht im Vordergrund, bei welcher Blendenstufe und unter welchen Lichtbedingungen das Oreston die schärfsten und kontrastreichsten Bilder liefert – dafür habe ich andere Objektive. Ich habe das Oreston bereits mit anderen 50mm-Objektiven verglichen (siehe meinen Post 50mm Vintage Objektive). Im Außeneinsatz fand ich es zwiespältig: Bei grauem Wetter wirken die Bilder flach und matschig, bei Sonnenschein jedoch entfaltet das Oreston eine wunderbare Vintage-Anmutung.

Nahaufnahmen

Auf meinen morgendlichen Spaziergängen konzentriere ich mich vor allem auf Nahaufnahmen bei Offenblende. Die Naheinstellgrenze von 33 cm erlaubt es mir, nahe genug an die Motive heranzukommen. Dabei taucht die Kamera in eine Welt der Unschärfe ein, in der nur eine hauchzarte Ebene scharf abgebildet wird, während der Rest in einem Schleier aus Andeutungen verschwimmt.

Das Oreston hat mich dabei positiv überrascht und begeistert. Die Bilder, die ich von meinen morgendlichen Fotowalks mitbringe, wirken wie Traumskizzen aus einer Welt, die nur 500 Meter von meinem Zuhause entfernt liegt – eine Welt, die sich erst durch den Blick durch dieses besondere Objektiv offenbart.

Nachbearbeitung

Zwar sind die Motive nicht wirklich scharf abgebildet, auch die Fokusebene nicht – doch das stört mich nicht. Vielleicht würde eine andere Abbildung auch ihren Reiz haben, aber genau so, wie es ist, passt es perfekt.

In der Nachbearbeitung verstärke ich lediglich die Sättigung und Struktur, mehr nicht. Der quadratische Bildausschnitt ist für Instagram optimiert – meine morgendlichen Spaziergänge auf dem Stakkener Feld poste ich dort.

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