Kurzurlaub im Ferienhaus Seeger in Bugewitz am Stettiner Haff. Weite, Ruhe, Einsamkeit und Zeit für uns.

Im September war ich mit meiner Firma in Schloss Schmuggerow, unweit des Stettiner Haffs, um dort unsere jährliche Seminarwoche abzuhalten. Während des Aufenthalts habe ich dann eines Nachmittags Zeit gefunden, einen kleinen Ausflug Richtung Haff zu machen. Denn das Haff habe ich bislang immer ignoriert, mein Ziel war stets Udedom. Also fuhr ich ein kurzes Stück und landete in Bugewiz, einem idyllischem kleinen Dorf in der Nähe von Anklam und dem Anklamer Torfmoor. Ich machte einen Spaziergang entlang der Bruchwiesen, und nach meiner Rückkehr schwärmte ich Moni von diesem Ort vor.

Also beschließen wir, in den Herbstferien ein paar Tage dorthin zu fahren, und das Haff nun endlich richtig kennen zu lernen.

Ferienhaus Seeger

Untergekommen sind wir im Ferienhaus Seeger in Bugewitz-Gut, etwa 1 Kilometer vom Ortskern Bugewitz entfernt. Ein paar Scheunen, ein paar Häuser, und ansonsten: Weite und Ruhe.

Das Ferienhaus ist ein wunderbarer Ort - ein altes Haus, liebevoll renoviert und eingerichtet; mit schönem Geschirr und Holzmöbeln.

Baumhaus beim Ferienhaus Seeger
Baumhaus beim Ferienhaus Seeger

Morgengrauen am Ferienhaus Seeger
Morgengrauen am Ferienhaus Seeger

Kraniche bei Bugewitz

Die nahe liegenden Bruchlandschaften scheinen bei Kranichen und Wildgänsen beliebt zu sein; von den Feldern hinter dem Haus schallen die Trompetenkonzerte der Kraniche zu uns, und eine Reisegruppe nach der nächsten schwingt sich in die Lüfte, um dann über unseren Köpfen von dannen zu ziehen.

Was für ein Spektakel, was für ein wunderbares Naturerlebnis! Im Havelland ist die Kranichkolonie bei Linum schon zu unserem herbstlichen Pilgerort gewordden, da sich dort zehntausende Vögel sammeln; doch hier findet die Aufführung direkt vor unserer Nase statt.

Morgens schnappe ich mir Milli, ziehe die Gummistiefel an und stapfe im Morgengrauen über die Felder. Außer uns und den Kranichen ist keiner wach, die Sonne klettert über den Horizont und lässt den Nachttau zu Nebel werden.

Genau jetzt, genau hier bekomme ich den schönsten Sonnenaufgang des Jahres geschenkt.

Kraniche auf den Feldern
Kraniche auf den Feldern

Kraniche am Morgen
Kraniche am Morgen

Sonnenaufgang am Haff
Sonnenaufgang am Haff

Sonnenaufgang am Haff
Sonnenaufgang am Haff

Kraniche im Abflug
Kraniche im Abflug

Sternenhimmel

Auch wenn die Temperaturen uns Lügen strafen - wir sind mitten im Herbst, die Zeitumstellung liegt hinter uns und die Uhren zeigen wieder Winterzeit an. Um 16:30 wird es dunkel und wir verkriechen uns auf die Sofas im Ferienhaus.

Ich will dann doch noch mal raus und einen kleinen Nachtspaziergang machen, und vor der Tür erwartet mich ein wunderbares Funkeln am Himmelsgewölbe, wie man es in Deutschland nur in dünn besiedelten Gegenden sieht. Toll!

Vor ein paar Tagen noch haben wir einen kleinen Ausflug nach Gülpe im Naturpark Westhavelland gemacht, das als Mekka der Sternengucker gilt, schließlich soll dort der dunkelste Ort Deutschlands sein. Dahinter muss sich Bugewitz nicht verstecken. Wenn auch die Nacht nicht pechschwarz ist, so sehen wir hier einen Sternenhimmel wie wir ihn seit unserem Urlaub vor 10 Jahren in Südspanien nicht mehr erlebt haben.

Sternenhimmel in Bugewitz
Sternenhimmel in Bugewitz

Das Foto zeigt unsere Unterkunft, das Ferienhaus Seeger mit dem Sternhimmel. Die Sterne sind übrigens leicht unscharf, weil sich während der langen Belichtungszeit (30 Sekunden) die Erde ein Stückchen weiterdreht und die Sterne somit verwackelt sind.

(Zu den Einstellungen an der Kamera für die Sernenfotografie hab ich hier was geschrieben.)

Der Anklamer Stadtbruch

Der Anklamer Stadtbruch ist ein Moorgebiet, dass sich in unmittelbarer Nähe von Bugewitz befindet. Bei meinem Urlaub in Schmuggerow hatte ich diesen Ort schon als Ziel anvisiert, aber mangels Zeit auf einen Besuch verzichtet.

Wir starten unseren Spaziergang dorthin in Grünberg an der L31 zwischen Bugewitz und Leooldshagen. Es geht zunächst für 1.5 Kilometer nordwärts über einen Weg zwischen Bäumen, rechts von uns röhrt ein Hirsch auf einem Freigelände. Durch den Bruchwald führen ein paar Wege; wir laufen eine Schleife durch den “ertrunkenen Wald”: Durch den Torfabbau ist das Gebiet abgesunken und wurde bei Hochwasser überschwemmt, was dem Wald nicht gut tat - er ist ertrunken.

Das Gebiet sieht aus wir ein Friedhof von Bäumen, kahle Stämme recken sich in den Himmel. Nach anfänglicher Frische kommt die Sonne durch und beschert uns einen Tag mit 20 Grad. An den Wasserkanälen sehen wir jede Menge Spuren der Biber, die hier ganze Abeit leisten und die Bäume fällen.

Weg von Grünberg zum Stadtbruch
Weg von Grünberg zum Stadtbruch

Der 'ertrunkene Wald' im Anklamer Stadtbruch
Der 'ertrunkene Wald' im Anklamer Stadtbruch

Bibers Werk: gefällte Bäume im Anklamer Stadtbruch
Bibers Werk: gefällte Bäume im Anklamer Stadtbruch

Wasserkanäle im Anklamer Stadtbruch
Wasserkanäle im Anklamer Stadtbruch

Altwarper Halbinsel und Binnendünen

Wir wollen nach Altwarp fahren, den Ort am östlichsten Punkt des Haffs, an der Grenze zu Polen.

Die Fahrt geht über Leopoldshagen, Mönkebude und Ückermünde und dauert rund 45 Minuten von Bugewitz. Es ist Allerheiligen, die Straßen sind leer. Alte und neue Häuser wechseln sich in Altwarp ab, und vor den alten Gebäuden stehen kleine Hinweisschilder mit Infos zur Geschichte.

Greenpeacehasser in Altwarp
Greenpeacehasser in Altwarp

Der kleine Hafen von Altwarp
Der kleine Hafen von Altwarp

Bootssteg im Nebel in Altwarp
Bootssteg im Nebel in Altwarp

Schön nostalgisch: Alte Häuser in Altwarp
Schön nostalgisch: Alte Häuser in Altwarp

Altwarp hat einen kleinen Hafen, “Fuck you, Greenpeace” steht auf einem Kahn geschrieben. Der Nebel ist mittlerweile dicht, und wir laufen wie in Watte gepackt. “Binnendünen” steht auf einem Schild, wir folgen.

Das Gebiet ist weitläufig, die Flora abwechslungsreich und der Nebel zaubert eine ganz eigene Stimmung. Zum Wasser gelangen wir nicht, muss auch nicht sein.

Am Wasserzugang von Altwarp
Am Wasserzugang von Altwarp

Fliegenpilz
Fliegenpilz

Nebelwald in den Binnendünen von Altwarp
Nebelwald in den Binnendünen von Altwarp

Herbstfarn in den Binnendünen von Altwarp
Herbstfarn in den Binnendünen von Altwarp

Am Hafen hat eine Bude auf, Bratwurst und Kartoffelsalat stärken uns für die Rückfahrt. Zwei Männer kommen auf Mopeds angeknattert, Schwalbe und Simson, wir kommen ins Gespräch und erfahren die Unterschiede zwischen Habicht und Sperber, und dass man die Teile der beiden Arten beim Simson Motorrad durchaus miteinander kreuzen kann.

Nun aber zurück nach Bugewitz, ins Cafe am Dreiseitenhof. Es wartet der letzte Kaffee und Kuchen auf uns, ab morgen geht es in die Winterpause bis April.

Schön flottgemacht: Simson Motorrad
Schön flottgemacht: Simson Motorrad

Simson Tankdeckel: 6 Days 1964 Silbervase
Simson Tankdeckel: 6 Days 1964 Silbervase

Kamp bei Bugewitz

Der Tag der Abreise ist da. Wir packen zusammen, verabschieden uns vom Haus und machen vor unserer Rückfahrt nach Berlin noch einen Abstecher nach Kamp. Kamp liegt nördlich vom Anklamer Stadtbruch, mit dem Rad etwa 6 Kilometer entfernt, mit dem Auto zuckeln wir eine halbe Stunde über Plattenwege. Am Ende der Rappelstrecke erwarten uns ein paar Häuser und ein kleiner Hafen mit einer Personenfähre, die Fußgänger und Radfahrer auf die andere Seite nach Usedom bringt - jetzt im November hat sie allerdings den Dienst eingestellt.

In der Mitte des Peenestroms, der uns von Usedom trennt, stehen die riesige Hubbrücke der Eisenbahnlinie, die vor dem zweiten Weltkrieg den Hafenort Karnin auf Usedom mit Kamp verband.

Ein Mann steigt aus seinem Transporter und nuschelt uns in charmanten Holländisch zu, wir mögen doch zur Dämmerung wiederkommen, dann sei der ehemalige Bahndamm entlang des Bruchgebietes voller Kraniche, Waschbären und Biber. “Aber ihr müsst auf dem Rückweg tüchtig Krach machen!”, damit wir die Horden der Wildschweine vertreiben, die den Damm ebenso für sich beanspruchen. Die Biber seien auch hier mittlerweile eine Plage, sagt er. Sein Nachbar hat stets eine Motorsäge im Auto. Es sei nicht ungewöhnlich, dass vom Biber gefällte Bäume quer auf den Straßen liegen.

Wir verabschieden uns, es ist Zeit für die Rückfahrt. Noch 3 Stunden, und wir sind zurück in unserer trubeligen Familie.

Imbissbude am Hafen in Kamp / Bugewitz
Imbissbude am Hafen in Kamp / Bugewitz

Die Hubbrücke im Peenestrom zwischen Kamp und Karnin
Die Hubbrücke im Peenestrom zwischen Kamp und Karnin

Kleiner Hafen von Kamp / Bugewitz
Kleiner Hafen von Kamp / Bugewitz

Kleiner Hafen von Kamp / Bugewitz
Kleiner Hafen von Kamp / Bugewitz

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