Ein nachdenklicher Spaziergang über die Rieselfelder am regnerischen Vatertag

Der Regen, der nach den wenigen warmen Tagen vorhergesagt war, kam pünktlich in der Nacht zu Christi Himmelfahrt/Vatertag/Herrentag, oder wie auch immer man diesen Tag nennen und begehen möchte.

Ich erwache vom Getrommel des Regens auf dem Dach und stehe früh auf. Am Wochenende oder an Feiertagen hab ich morgens Zeit für einen längeren Spaziergang mit Milli, und so ziehe ich früh um 6:30 los Richtung Hahneberg.

Als hätte der Wettergott Erbarmen mit mir, macht der Regen eine Pause. Mich zieht es heute entlang des Hahnebergs zu den Rieselfeldern jenseits der B2, die Brandenburg und Berlin hier trennt.

Mit dabei hab ich meine Kamera, ich will ein paar schwarz-weiß Fotos machen. Farbe ist ja eh kaum in der Landschaft.

Das Wandern klappt besser als gedacht, wenngleich Schuhe und Hose schnell klitschnass sind vom nassen Gras. Während der Wanderung überlege ich, was er eigentlich mir bedeutet, dieser Tag. Väter-Herren-Männer-Himmelfahrstag.

Aus der Kirche bin ich vor Jahrzehnten ausgetreten. Und johlende Kremsergesellschaften und andere kollektiven Männerbesäufnisse sind jenseits dessen, was ich mir zumuten mag.

Also stapfe ich durch den nun einsetzenden Nieselregen durch die Rieselfelder und denke über meine Rolle als Vater nach.

In den 60er Jahren geboren, spielte mein Vater (wie vermutlich auch bei vielen anderen) keine große Rolle bei der Erziehung, zumal er der Arbeit wegen eh selten zu Haus war - und wenn doch, seinen Anspruch auf Ruhe und Ungestörtheit durchsetzte.

Das Vorbild eines modernen Vaters hatte ich somit nicht, als ich selber Vater wurde. Dafür eine frisch gegründete Firma, bei der ich - wie mein Vater - lange Tage verbrachte. Immerhin schaffte ich es, die Wochenenden zu Hause zu sein, und recht bald hatte ich einen festen Homeoffice Tag in der Woche verankert. Aber im Rückblick emfinde ich meinen Beitrag zur Familie in diesen ersten Jahren als defizitär.

Corona war schließlich eine Versöhnung mit meiner Vaterrolle. Durch das nun durchgehend verabreichte Homeoffice konnte ich zugegen zu sein, wenn ich gebraucht wurde. So hat die Pandemie zumindest in dieser Hinsicht mir etwas gebracht.

Alles hat seine Vor- und Nachteile. Die Welt ist nicht nur schwarz-weiß. Es gibt viele Grautöne dazwischen. Und manchmal ist sie auch bunt - aber nicht heute.

Birkenhain am Hahneberg
Birkenhain am Hahneberg

Nahaufnahme von Regentropfen auf Grasblättern
Nahaufnahme von Regentropfen auf Grasblättern

Hochsitz in der Nähe von Engelsfelde
Hochsitz in der Nähe von Engelsfelde

Krumme Bäume vor dem Feldern des Hahnebergs
Krumme Bäume vor dem Feldern des Hahnebergs

Gepflasterter Weg durch die Rieselfelder
Gepflasterter Weg durch die Rieselfelder

Weitere Beiträge zum Thema