Ein kleines Helferlein für das Fotolabor, um den Film aus der Patrone zu holen

Wenn man analoge Kleinbildfilme selbst entwickeln möchte, muss man den Film aus der Patrone bekommen. Früher hatte ich eine Art umgekehrte Zange, mit der man die Patrone aufknacken konnte. Heute passe ich tunlichst auf, dass mir beim Rückspulen der Film nicht komplett in die Patrone flutscht. Dazu muss man darauf achten, dass der Kraftaufwand beim Kurbeln (oder Drehen, je nach Mechanismus der Kamera) plötzlich geringer wird. Das ist das Zeichen dafür, dass sich der Film von der Spule gelöst hat.

Ganz zuverlässig ist dieses Verfahren allerdings nicht. Manche Kameras sind so gut konstruiert, dass man den Unterschied kaum merkt, andere haben einen Motor, der den Film automatisch vollständig einzieht, und manchmal ist der Film geknickt oder die Perforation gerissen (kommt selten vor, aber es passiert), sodass man den Unterschied ebenfalls nicht spürt. In solchen Fällen rutscht der Film dann vollständig in die Patrone.

Ohne technische Hilfsmittel muss ich die Patrone im Dunkeln mit Zangen aufknacken – mit der Gefahr, dabei die empfindliche Filmschicht zu beschädigen. Außerdem – und das ist wirklich unpraktisch – kann ich im Dunkeln das Filmende nicht sauber zurechtschneiden. Für das Einfädeln in die Entwicklungsspirale müssen die Filmkanten nämlich mit einer Schere abgerundet werden. Das geht zwar auch im Dunkeln, aber nicht besonders gut.

JJC Filmretriever FR-1

Auf Amazon habe ich für knapp 10 € einen Filmrückholer entdeckt und bestellt.

Es handelt sich um den JJC FR-1 Filmretriever, auf Deutsch: Filmrückholer. Das Prinzip ist sehr einfach: Man schiebt nacheinander zwei Laschen in die Patrone, sodass der Filmanfang zwischen ihnen eingeklemmt wird. Dann zieht man die Laschen heraus und – mit etwas Glück – auch den Filmanfang.

Der Filmretriever mit angesetzter Patrone
Der Filmretriever mit angesetzter Patrone

Anleitung

  • Film in der Patrone mit der Spule weiter zurückdrehen (gegen den Uhrzeigersinn). Das sorgt dafür, dass der Film ohne Spannung an der Öffnung anliegt.
  • Erste Lasche einschieben (Schieber „A“).
  • Film weiter zurückdrehen; der Film rutscht hinter Lasche A, was man an einem kleinen Klick hört.
  • Lasche B mit Schieber „B“ einschieben, dabei den Spulenkern festhalten.
  • Filmretriever mit den Laschen aus der Patrone ziehen (und dabei nicht den Spulenkern festhalten, damit er sich drehen kann)

Probleme und Nachhilfe

Ich habe das ein gutes Dutzend Mal versucht – ohne Erfolg.

Letztlich hat es mich auch nicht gewundert, denn die Laschen des Filmretrievers sind aalglatt – wie soll sich der Film da zuverlässig einklemmen?
Dann habe ich beim Herausziehen des Retrievers die Patronenspule im Uhrzeigersinn gedreht, um etwas nachzuhelfen – und das hat tatsächlich funktioniert. Dummerweise braucht man dafür drei Hände: eine zieht am Retriever, eine hält die Patrone, und die dritte Hand dreht an der Spule.

Als ich mir den Film dann angesehen habe, entdeckte ich, dass die Perforation eingerissen war. Ich hatte ihn in einer alten Werra-Kamera, die einen ungewöhnlichen Aufzugsmechanismus besitzt. Vermutlich habe ich den Film beim Einlegen nicht sauber eingefädelt; so etwas kann eben passieren. Gerade bei solchen Filmen, bei denen der Filmanfang schon etwas „verwurschtelt“ ist, ist es hilfreich, das Desaster bei Tageslicht sehen und sauber abschneiden zu können.

Vielleicht war das auch der Grund, warum ich mit dem Filmretriever den Film nicht herausbekommen habe – möglicherweise haben sich die Bruchkanten an der defekten Perforation im Patronenschlitz verhakt.

Ich werde den Filmrückholer nicht zurückschicken, aber er bleibt vorerst meine Notlösung. Am besten ist es nach wie vor, den Film gar nicht erst komplett zurückzuspulen.

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