Die Minolta XD-7 - damals die erste SLR mit Zeit- und Blendenautomatik. Heute eine schöne klassische SLR fürs analoge Vergnügen

Minolta XD-7 – Einordnung und Bedeutung

Die Minolta XD-7 wurde 1977 vorgestellt und gilt als eine der wichtigsten analogen Spiegelreflexkameras ihrer Zeit. Sie war die erste SLR, die Zeitautomatik und Blendenautomatik kombinierte und damit eine frühe Form der Programmautomatik bot. Die Kamera verbindet klassische Mechanik mit damals neuer Mikroelektronik und ist bis heute bei Analogfotografen wegen ihres hellen Suchers, der zuverlässigen Belichtungssteuerung und des kompakten Designs beliebt.

Technische Kurzinfos zur Minolta XD-7

  • Jahr: 1977
  • Kameratyp: 35-mm-Spiegelreflexkamera (SR/MD-Bajonett)
  • Automatik: Zeitautomatik (A), Blendenautomatik (S), hybride Programmautomatik
  • Verschluss: elektronisch gesteuerter vertikal ablaufender Metall-Schlitzverschluss
  • Belichtungszeiten: 1 s bis 1/1000 s, Notzeit 1/100 s (mechanisch)
  • Blitzsynchronzeit: 1/100 s
  • Sucher: helle Mattscheibe mit Mikrowabenstruktur, LED-Zeitanzeige
  • Stromversorgung: 2× LR44-Knopfzellen
  • Besonderheiten: Mehrfachbelichtungen möglich, Motoranschluss für Auto Winder D
  • Kooperation: technisch verwandt mit der Leica R4

Es ist wirklich schade, dass die traditionsreiche Marke Minolta untergegangen ist. Denn unter Analogfreunden genießen die Minolta-Kameras und Objektive einen hervorragenden Ruf.

Meinen ersten SLR-Film überhaupt fotografierte ich auf eine Minolta. Es war ein SRT-Modell, ausgeliehen von Ingo, dem Freund meiner Eltern, in einem gemeinsamen Urlaub auf Skiathos in Griechenland, anno 1977. War das ein Erlebnis, durch den Sucher zu schauen – was für ein Fortschritt gegenüber der Voigtländer Vitessa T Messsucherkamera, die ich von meinem Vater übernommen hatte! Und als ich die Fotos später in den Händen hielt, hatte der Virus mich endgültig infiziert.

Der Hafen von Skiathos, 1977. Minolta SLR
Der Hafen von Skiathos, 1977. Minolta SLR

Minolta schaffte es nicht, im Profisegment wirklich Fuß zu fassen, doch die Kameras und Objektive waren wegweisend. Die XD7 ist ein Meilenstein in der Geschichte Minoltas, eine großartige Kamera. Als erste SLR überhaupt bot sie eine Zeitautomatik und eine Blendenautomatik an – und eine Kombination der beiden, eine Art Vollautomatik. Dazu unten mehr.

Die XD7 in ihrer Zeit

Die Kamera stammt aus dem goldenen Zeitalter der Spiegelreflex. In den 70ern hatten diese Kameras alles was es brauchte, und das, was danach kam (Motorisierung, Autofocus, Vollsteuerung), macht den Fotografen eher zum Werkzeug der Kamera als umgekehrt.

Grundlage für diese Funktionen war die Mikroelektronik, welche einerseits die mechanischen Federwerke ablöste und Kameras kleiner, wartungsärmer und preiswerter machte, andererseits moderne Komforts bot wie die Belichtungssteuerungen und LED-Anzeigen.

Minolta XD-7
Minolta XD-7

Kooperation mit Leica

Minolta hatte zu dieser Zeit eine Partnerschaft mit Leica, deren SLR-Geschäft mit der Leicaflex lahmte. Leica suchte durch die Allianz, die Kameras mit japanischer Mikroelektronik zu beflügeln, während Minolta mit den Leica-Linsenrechnungen das Optiksegment ausbauen konnte, und vom Prestigegewinn profitierte.

Die Leica R3 basiert weitgehend auf der Minolta XE-1, ebenso basiert die Leica R4 technisch auf der XD7.

Im Vergleich zu den kräftigen Leica-R-Bodies mit ihren breiten Sucherprismen wirkt die XD-7 eleganter. Das Sucherprisma ist schlank. Überhaupt wirkt die Kamera angenehm unaufdringlich, die abgerundeten Kanten machen sie handlich. Sie ist zwar etwas größer als die bewusst auf Kompaktheit und Leichtigkeit optimierten Systeme von Olympus und Pentax, aber der Body mit Objektiv findet auch in einer kleinen Tasche Platz.

Der Verschluss

Die Minolta XD-7 besitzt einen vertikal ablaufenden Metall-Schlitzverschluss, der elektronisch gesteuert wird. Die Belichtungszeiten reichen von 1 Sekunde bis 1/1000 Sekunde.

Die Kamera ist vollelektronisch. Ohne Batterien funktioniert nur eine mechanische Notzeit von 1/100 Sekunde, die über die „O“-Stellung des Zeitenrads aktiviert wird. Diese Notzeit ist nicht blitzsynchronisiert, aber im Notfall hilfreich, wenn kein Strom verfügbar ist.

Die reguläre Blitzsynchronzeit liegt ebenfalls bei 1/100 Sekunde und ist auf dem Zeitenrad mit einem „X“ gekennzeichnet. Diese Einstellung funktioniert nur bei eingelegten Batterien – andernfalls wird der Verschluss nicht korrekt angesteuert.

Die Stromversorgung erfolgt über zwei handelsübliche LR44-Knopfzellen, die an der Unterseite der Kamera eingesetzt werden können. Glücklicherweise sind diese Batterien heute noch problemlos erhältlich.

Der Sucher der XD-7

Das Sucherbild ist unaufdringlich und gut zu überblicken. Es macht Freude, hindurchzuschauen. Minolta hat eine besondere Mattscheibe mit Mikrowabenstruktur verbaut, die das Bild ungewöhnlich hell erscheinen lässt. Diese Technologie wurde später auch bei den Hasselblad „Acute Matte“-Scheiben verwendet – ein kleiner Beleg für Minoltas Innovationskraft.

Bei Objektiven mit einer Offenblende von f/2.8 oder größer bleibt das Sucherbild hell. Ab Blende 3.5 wird es zunehmend dunkler, was das manuelle Fokussieren erschwert. Das ist bei anderen Herstellern und Geräten ähnlich.

Im Sucher sind die aktuell eingestellte Blende und Zeit eingeblendet. Rechts im Sucher befindet sich die Skala der Belichtungszeiten, die von der Kamera berechnete Zeit wird über eine LED angezeigt.

Der Sucher verfügt über einen Okularverschluss. Das ist bei Nachtaufnahmen vom Stativ hilfreich, um das Eindringen von Licht über den Sucher zu verhindern. Man braucht diese Funktion zwar selten, aber sie unterstreicht den Premium-Anspruch, den Minolta mit der Kamera verfolgte.

Weitere Funktionen

Wie bei vielen Kameras dieser Ära besitzt die XD-7 an der Unterseite einen Motoranschluss, über den der Auto-Winder D angebracht werden kann. Dieser schafft bis zu zwei Aufnahmen pro Sekunde – eine praktische Ergänzung für Serienaufnahmen.

Mehrfachbelichtungen sind ebenfalls möglich, obwohl es dafür keine spezielle Taste gibt. Man deaktiviert die Transportmechanik, indem man den Rückspulknopf auf der Unterseite hineindrückt. Beim nächsten Betätigen des Schnellspannhebels wird dann nur der Verschluss gespannt, nicht aber der Film transportiert. Der Knopf springt dabei automatisch wieder heraus.

Der Filmeinzug erfolgt, wie bei SLRs dieser Generation üblich, manuell. Das Herausziehen der Rückspulkurbel auf der linken Seite öffnet die Rückwand. Der Filmanfang wird rechts in einen Schlitz der Aufnahmespule eingeführt und mit ein bis zwei Aufnahmen bei geöffneter Rückwand fixiert. Es kann helfen, den Film etwas Spannung zu verleihen, indem man die Rückspulkurbel sanft im Uhrzeigersinn dreht.

Dann schließt man die Rückwand und macht noch ein paar Aufnahmen, bis die 1 im Filmzählfenster erscheint. Für die Aufnahmen empfiehlt es sich, das Zeitenrad auf “0” zu stellen - sonst könnte eine Belichtungsautomatik je nach Lichtsituation, oder bei abgedeckten Motiv, lange Zeiten belichten. Das ist an sich nicht schlimm, nervt aber.

Minolta XD-7, geöffnete Rückwand
Minolta XD-7, geöffnete Rückwand

Die Belichtungssteuerung: M, A, S

Die Kameraoberseite der XD-7
Die Kameraoberseite der XD-7

Das herausragende Merkmal der XD-7 ist die flexible Belichtungssteuerung. Die Kamera bietet drei Modi: Manuelle Steuerung (M), Zeitautomatik mit Blendenvorwahl (A) und Blendenautomatik mit Zeitvorwahl (S).

Manuelle Steuerung: Modus „M“

In diesem Modus werden Blende und Belichtungszeit vollständig von Hand eingestellt. Die Kamera zeigt im Sucher per LED die Zeit an, die sie für eine korrekte Belichtung berechnet – so kann man gezielt abweichen.

Blendenvorwahl, Zeitautomatik: Modus „A“

Bei der Zeitautomatik wird die Blende manuell gewählt, passend zur gewünschten Schärfentiefe – etwa 2.0 für freigestellte Portraits oder 8 für Landschaften oder Street mit großer Tiefenschärfe.

Die Kamera steuert daraufhin automatisch die passende Belichtungszeit im Bereich von 1 Sekunde bis 1/1000 Sekunde. Das Zeitenrad bleibt dabei unberührt, eine Stellung ist nicht erforderlich.

Zeitvorwahl, Blendenautomatik: Modus „S“

Hier wird die Belichtungszeit auf dem Zeitenrad vorgewählt, etwa 1/500 für Sport oder 1/30 für Mitzieher. Die Blende am Objektiv wird auf die kleinste Öffnung eingestellt – z. B. f/16 oder f/22.

Die Kamera steuert dann automatisch, wie weit die Blende tatsächlich geschlossen wird, abhängig vom Licht. Benötigt das Bild mehr Licht, bleibt die Blende weiter offen – eine echte Blendenautomatik.

Programmautomatik

Eine Besonderheit der XD-7 ist die intelligente Erweiterung der Blendenautomatik im Modus „S“: Wenn die vorgewählte Zeit bei gegebener Lichtsituation mit keiner passenden Blende kombinierbar ist – etwa bei Unterbelichtung trotz Offenblende oder Überbelichtung trotz kleinster Blende –, regelt die Kamera zusätzlich auch die Belichtungszeit nach.

So entsteht eine Art verdeckte Programmautomatik, die beide Parameter intelligent kombiniert – eine Funktion, die andere Hersteller erst später als eigene „Programmautomatik“ bezeichneten.

Praktisch heißt das: Ich kann z. B. 1/250 für Sportaufnahmen vorwählen, die Kamera wählt die nötige Blende dazu. Reicht der Blendenbereich nicht aus, wird zur Not auch die Zeit angepasst, um korrekt zu belichten – ganz ohne mein Zutun.

Wenn ich allerdings die Blende nicht auf den kleinsten Wert stelle, sondern z. B. auf 5.6, arbeitet die Kamera nur im Bereich zwischen Offenblende und diesem Wert. Auch hier greift die intelligente Zeitsteuerung: Zunächst wird eine passende Blende gesucht, danach wird gegebenenfalls die Zeit korrigiert.

Für welche Situationen ist das nützlich?

Beim uneingeschränkten Blendenbereich ist das automatische Nachregeln der Zeit absolut hilfreich. Aber den Blendenbereich gezielt einzuschränken – dafür fallen mir kaum sinnvolle Praxisbeispiele ein, außer man möchte die kleinsten Blendenwerte wie 16 oder 22 vermeiden. Diese führen wegen Beugung zu einer leichten Unschärfe im Bild.

Minolta selbst hat das Potential dieser hybriden Automatik offenbar nicht besonders hervorgehoben – Hinweise dazu finden sich erst auf den hinteren Seiten der Bedienungsanleitung.

Alles auf Grün für Anfänger

Für Fotografieanfänger hat Minolta bei Blende, Zeit und Belichtungsmodus bestimmte Optionen grün markiert. Wählt man diese aus, so ist man auf der sicheren Seite:

  • Moduswahl auf grünes S = Zeitvorwahl und Blendenautomatik,
  • Belichtungszeit auf grüne 1/125 = keine Verwacklungsgefahr bei unbewegten Motiven,
  • Blende auf grüne 16 = Blende wird automatisch im vollen Blendenbereich gewählt.

Wir haben also eine 1/125 Sekunde mit automatisch gewählter Blende zwischen Offenblende (z.B. 1,4) und 16. Bei drohender Überbelichtung trotz Blende 16 würde die Kamera automatsich kürzere Zeiten wählen, das ist kein Problem. Lediglich bei drohender Unterbelichtung könnten bei automatisch gewählten langen Belichtungszeiten Verwacklungen entstehen.

Belichtungskorrektur

Die Kamera bietet eine Belichtungskorrektur von –2 bis +2 EV. Der entsprechende Einstellhebel ist im ASA-Rad integriert. Ich nutze die Korrektur gerne bei Weitwinkelaufnahmen gegen den Himmel und gebe dann ein oder zwei Blendenstufen mehr Licht. Der Hebel ist angenehm leichtgängig – bei anderen Kameras muss man dafür mit den Fingernägeln fummeln, hier geht es deutlich geschmeidiger.

Praxis

Ich habe die Kamera bei einem Ausflug ins Industriegebiet der Spandauer Freiheit genutzt, wie üblich mit Ilford FP4 Schwarzweißfilm. Ich war mit dem Rad unterwegs, die Kamera über der Schulter, zwei Wechselobjektive in den Jackentaschen. Pluspunkt für die Kompaktheit und das geringe Gewicht – das Setup ist unterwegs gut tragbar.

Ich arbeite ausschließlich mit Blendenvorwahl und Zeitautomatik, also im Modus „A“, und behalte dabei stets die angezeigte Belichtungszeit im Blick. Ich achte darauf, nicht unter 1/60 s zu gehen, und korrigiere bei Bedarf über die Blende nach. Bei Weitwinkelaufnahmen gegen den Himmel habe ich, wie oben beschrieben, die Belichtungskorrektur auf +1 gesetzt. Die Automatik hat zuverlässig funktioniert.

Ehrlich gesagt war ich verblüfft, wie gut die Ergebnisse ausfielen. Es war ein bedeckter Wintertag mit viel hellem Himmel – dennoch hat die Belichtungssteuerung sehr solide gearbeitet.

Ein paar Mal kam es allerdings zu Aussetzern: Die Kamera belichtete plötzlich mehrere Sekunden lang, obwohl eine kurze Zeit angebracht gewesen wäre. Das Bild war dann natürlich hoffnungslos überbelichtet, und die Lichtflut hat auch die benachbarten Bilder auf dem Film beschädigt.

Am Ende des Films hatte ich außerdem den Eindruck, dass der Verschlussaufzug nicht mehr sauber lief. Es gab ein knarzendes Geräusch, und der Hebel bewegte sich nicht mehr ganz geschmeidig. Auf den entwickelten Bildern konnte ich jedoch keine Schäden erkennen.

Kräne, Rauch und Regenpfützen, Spandauer Freiheit
Kräne, Rauch und Regenpfützen, Spandauer Freiheit

Kraftwerk Reuter
Kraftwerk Reuter

Spandauer Freiheit
Spandauer Freiheit

Stresow Park an der Havel
Stresow Park an der Havel

Neue Straße in Staaken
Neue Straße in Staaken

Afrikanische Kopfstatue
Afrikanische Kopfstatue


FAQ zur Minolta XD-7

1. Wann wurde die Minolta XD-7 veröffentlicht?
Die Kamera erschien 1977 und war Minoltas technologisches Spitzenmodell im analogen SLR-Segment.

2. Warum gilt die XD-7 als Meilenstein?
Sie war die erste Spiegelreflexkamera, die Zeit- und Blendenautomatik kombinierte und beide Werte intelligent nachregelte – eine Vorform der Programmautomatik.

3. Welche Batterien benötigt die Minolta XD-7?
Die XD-7 verwendet zwei LR44-Knopfzellen. Ohne Batterien funktioniert nur die mechanische Notzeit von 1/100 Sekunde.

4. Ist die Minolta XD-7 kompatibel mit modernen Objektiven?
Sie nutzt das Minolta-SR/MC/MD-Bajonett. Moderne Objektive passen nicht, aber viele hochwertige Minolta-MD-Objektive sind heute preiswert erhältlich.

5. Welche typischen Probleme können bei der XD-7 auftreten?
Häufige Altersschwächen sind Verschlussaussetzer, schwergängige Transportmechanik und oxidierte Kontakte. Viele Werkstätten können die Kamera jedoch noch warten.

6. Ist die Minolta XD-7 für Anfänger geeignet?
Ja. Markierte Grundeinstellungen („grünes S“, 1/125 s, Blende 16) erleichtern den Einstieg und sorgen für solide Ergebnisse.

7. Wie unterscheidet sich die XD-7 von der Leica R4?
Die Leica R4 basiert technisch auf der XD-Reihe, ist aber schwerer und massiver. Die Minolta wirkt kompakter und handlicher, teilt aber viele technische Konzepte.


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