Eine Woche auf Hiddensee zum Jahreswechsel 2023/2024

Den Jahreswechsel möchten wir wieder mit Boris und Alexa an der Ostsee verbringen; unser Ziel ist die Insel Hiddensee. Als ich unser Vorhaben im Bekanntenkreis erzähle, muss ich feststellen, dass fast jeder bereits auf der Insel war; wir dagegen noch nicht.

Dabei bin ich dieses Jahr bei meiner Ostee-Radtour ganz in der Nähe vorbeigeradelt. Aber Hiddensee ist nicht wie Rügen oder Usedom, die man problemlos mit dem Auto erreichen kann. Hiddensee ist eine echte Insel, auf die man nur mit einem Boot, und nur ohne Auto kommt.

Auf nach Hiddensee

Den Kram, den man für eine Woche Urlaub dabeihaben möchte, muss man also selber rüberschaffen; das erfordert bereits im Vorfeld einige Überlegungen, was man denn nun mitnimmt. Da ich ja grundsätzlich immer mein Fahrrad, Fotoapparate (Mehrzahl!) und meine Gitarre mitnehme, muss ich mich entscheiden.

Für mich ist es kein Problem, auf das Zeug zu verzichten, denke ich; ein Rollkoffer reicht!

Am Tag der Abreise steht dann neben dem Rollkoffer ein Fahrrad, in den Packtaschen liegen Fotoapparate, und auf dem Gepäckträger ist eine Gitarre geschnallt.

Wir fahren mit dem Auto nach Schaprode; die Straßen sind frei und wir kommen zeitig an. Am Hafen von Schaprode stellen wir das Auto für eine Woche ab; wir essen noch eine Suppe, dann geht es zusammen mit einer großen Menge weiterer Urlaubsbedürftiger auf die Fähre.

Als dann die Fähre endlich losfährt, entspannen wir uns. An den Nachbartischen treffen sich alte Bekannte zufällig wieder, wir lauschen den Gesprächen und freuen uns auf die Ankunft auf Hiddensee.

Im Ort Kloster stehen Handkarren bereit; jeder sucht sich den zu seiner Unterkunft gehörenden aus und öffnet das Zahlenschloss; dann werden die Koffer hineingeladen und wir bugsieren uns und unser Gepäck zur Unterkunft.

Kloster ist klein, und unsere Unterkunft liegt nicht weit. Nach 10 Minuten kommen wir an einem schönen blauen, reetgedeckten Haus an.

Tage im Winter

Die Tage im Winter sind kurz, und so bleiben uns jeweils nur wenige Stunden Tageslicht. Wir spazieren auf die hügelige Erhebung im Norden der Insel, den Dornbusch, der mit einem pittoreskem Leuchtturm und einer erstaunlich hohen Steilküste aufwartet.

Es ist stürmisch, und an der Westküste Hiddensees, der Seite also, die dem Wetter frei ausgesetzt ist, orgelt der Wind durch Hosenbeine und Jackenärmel und spritzt uns die Ostseegischt ins Gesicht.

Das Wetter spielt uns in die Hände, die angekündigte Woche Dauerregen entpuppt sich als leere Drohung. Blauer Himmel, Sonne/Wolken, Regen, Sturm und ruhige See wechseln sich unentwegt ab.

Nicht den Farbfilm vergessen

In meine Radtasche passen sogar mehrere Kameras, die sich bei unseren Ausflügen nun abwechseln dürfen. Mit dabei eine analoge Kamera mit Farbfilm, den es noch zu entwickeln gilt. Die anderen Fotos habe ich
Monochrom aufgenommen bzw sie später zu Schwarzweiß konvertiert.

Künstlerdorf

Auf Hiddensee ist sympathischerweise irgendwann in der Zeit stehengeblieben, und die Insel gibt sich auch keine Mühe aufzuschließen und es den entfremdeten, durchkommerzialisierten Küstendörfern gleichzutun. Die Hauptstraße von Kloster ist eine Sandpiste, die im Winter sich zu einer Schlammbahn wandelt. In die Landschaft hineingewürfelt liegen die Häuser, die uns - meist reetgedeckt - als schlumpfige Trullis, als Wohnhäuser mit Stroh auf dem Kopf oder als verwitternde Fachwerkhäuser begegnen.

Und über allem schwebt unaufgeregt die Geschichte Hiddensees als Künstler-Refugium. Amüsiert erfahren wir von der Fehde zwischen Gerhart Hauptmann und Klaus Mann und staunen über die geschwungenen Fassaden des Wohnhauses von Asta Nielsen, das von Max Taut gebaut wurde.

Wer heuer als Urlauber auf Hiddensee weilt, ist Gleicher unter Gleichen. Ganz egal welchen Besitzstand man sein eigen nennt, auf Hiddensee muss jeder seinen Handkarren durch den Schlamm ziehen.

Ich bin dabei eher ein stiller, erholungsbedürftiger Beobachter denn ein Fährtenleser, der die kulturellen Spuren inhaliert. Der Verzicht auf die kulturellen Erlebnisse schmerzt nicht; die Insel, das Ambiente und die Landschaft sind so wunderbar, dass wir auf jeden Fall wiederkommen werden.

Künstlerhaus beim Klausner auf dem Dornbusch
Künstlerhaus beim Klausner auf dem Dornbusch

Das Leuchtfeuer in Kloster / Hiddensee
Das Leuchtfeuer in Kloster / Hiddensee

'Hiddenseer Fischer Compagnie' - Kunstwerk am Klausner
'Hiddenseer Fischer Compagnie' - Kunstwerk am Klausner

Möven am Strand bei Vitte
Möven am Strand bei Vitte

Fischkutter Willi am Hafen von Kloster
Fischkutter Willi am Hafen von Kloster

Weite Blicke über Hiddensee vom Dornbusch
Weite Blicke über Hiddensee vom Dornbusch

Das Max-Taut Haus vom Stummfilm-Star Asta Nielsen
Das Max-Taut Haus vom Stummfilm-Star Asta Nielsen

Stürmische Ostsee am Strand von Hiddensee
Stürmische Ostsee am Strand von Hiddensee

Bernsteinfischer in der Ostsee bei Vitte
Bernsteinfischer in der Ostsee bei Vitte

Häuserzeile in Kloster / Hiddensee
Häuserzeile in Kloster / Hiddensee

Rauschende Dünengräser
Rauschende Dünengräser

Weitere Beiträge zum Thema