Eine kleine handliche Spiegelreflex aus Japan : die Asahi Pentax ME Super

Seit Mitte der 70er Jahre fotografiere ich nun schon, Fotografie ist meine Leidenschaft, und die analoge Fotografie, mit der ich aufgewachsen bin, fasziniert mich immer noch.

Japanische Spiegelreflexkameras aus dieser Ära waren der Türöffner in die ambitionierte Fotografie. Sie sind mechanische Präzisionswerkzeuge, gedacht und optimiert für die manuelle Bedienung.

Die Entwicklung der Kameratechnik machte in den folgenden Jahren rasante Sprünge, um die Bedienung zu automatisieren und dadurch den Käuferkreis zu erweitern. Und so verschwand ein Bedieninstrument nach dem anderen: Der Filmtransporthebel und die Rückspulkurbel (motorisierter Filmtransport), Schärferinge am Objektiv (Autofokus), Blendenringe und Zeitenräder (vollautomatische Belichtungssteuerung).

Aus den charmanten mechanischen Kameras wurden unformige Plastikbomber, und die Ergonomie tobte sich nur noch am Griffwulst aus.

Die Pentax ME ist ein Vertreter des goldenen SLR Zeitalters: Klassisch schön, manuell zu bedienen, und dabei handlich und leicht. Aber sie markiert auch den Übergang, denn auch ihr fehlt das Zeitenrad, sie hat eine elektronisch gesteuerte Verschlusszeit.

Begleiter und Chronist des Lebens

Manche Kameras sind Begleiter des Lebens und zeichnen all die Ereignisse auf, die das Leben besonders machen. Wenn man sich leidenschaftlich mit der Fotografie beschäftigt, bekommt die Beziehung zu so einer Kamera eine emotionale Note. Die Asahi Pentax ME super ist eine solche Kamera für mich, von 1985 bis 2005 war sie mit dabei, als ich meine Freundin und heutige Frau kennenlernte, der Apparat dokumentierte unsere Reisen und machte Bilder vom Mauerfall, von unseren Familien, Freunden, Festen und von der Geburt unserer Kinder.

Bei all diesen Situationen war sie dabei und hat das Licht eingefangen. Viele Jahre lang, bis sie in einem Schrank verschwand und mein Sohn sie herausholte. Nun zeichnet sie seine Erlebnisse auf.

Meine Entscheidung zur Pentax ME super

Eigentlich wollte ich mir dieselbe Kamera kaufen, die damals mein Freund Denny hatte - eine Pentax MX. Diese Kamera - so hab ich sie in Erinnerung - ist ein kleines technisches Wunderwerk: Extrem kompakt, vollmechanisch, aber dennoch für professionelle Einsätze konzipiert. Leider war sie damals auch gebraucht nicht erschwinglich, also griff ich zur günstigeren ME super.

Bedienung

Die Kamera ist herrlich simpel zu bedienen, dank der automatischen Belichtungssteuerung. Im Sucher ist links die Verschlusszeitenskala eingeblendet, und je nach Belichtung leuchtet eine LED daneben auf. Vor dunklem Hintergrund ist die Skala zwar schlecht zu lesen, aber man erkennt an der Position und Farbe der LED, ob die Verschlusszeit kurz genug ist, so dass man bedenklos auslösen kann.

Die Kamera liegt prima in der Hand, was auch an den abgerundeten Ecken liegt. Der Verschluss ist leicht gedämpft und satt, der Transporthebel hat einen angenehm kurzen Schwung und kann in einer Bereitschaftsposition (leicht angewinkelt, so dass man mit dem Daumen drunter fassen kann) arretiert werden. Anders als bei Nikon Kameras schaltet diese Bereitschaftsposition die Kamera aber nicht ein und aus.

Es gibt einen Selbstauslöser, und am Auslöser kann man die Kamera auf Auto, L (Lock), B, M (manuell) und 1/125 (Synchronzeit) stellen.

Asahi Pentax ME super
Asahi Pentax ME super

Asahi Pentax ME super
Asahi Pentax ME super

Belichtungssteuerung

Die ME Super ist eine der kleinsten und leichtesten Kameras, die seinerzeit auf dem Markt kam. Ausgestattet ist sie mit einer automatischen Belichtungssteuerung; man wählt die Blende vor, die Kamera stellt die Zeit automatisch ein. Etwas enttäuscht war ich, als ich feststellte, dass die Kamera noch nicht einmal ein Zeitenrad hat. Wenn man manuell die Zeit eingeben will, muss man dafür kleine Tasten drücken, die nicht sonderlich ergonomisch neben dem Auslöser angebracht sind. In der Praxis war das für mich nicht so relevant, denn die Belichtungsmessung macht einen guten Job. Um in speziellen Situationen (Gegenlicht beispielsweise) die Belichtung zu korrigieren, nutzt man einen Korrekturring, der auf der linken Seite bei der Rückspulkurbel angebracht und mit der ASA Einstellung gekoppelt ist. Entwas ungewöhnlich: Die Anzeige auf der Korrekturskala arbeitet nicht mit Belichtungsstufen (+2,+1,0, -1,-2), sondern mit Faktoren (4x,2x,1x,1/2x,1/4x). Die Wirkung ist aber dieselbe.

Schön dagegen ist an der ME super, dass sie Zeiten is zu 1/2000 ermöglicht, im Gegensatz zur 1/1000 der Pentax MX. Bei lichtstarken Objektiven kann man so herrlich freistellen.

Dem günstigeren Preis der ME ist es wohl auch geschuldet, dass die ME im Gegensatz zur MX keine Blendenanzeige im Sucher hat. Die MX spiegelt über ein separates Fenster die Anzeige auf dem Objektiv in den Sucher ein; in der ME fehlt diese Konstruktion.

Ein kleines Bonmot am Rande - der Begriff Pentax wurde von Asahi für die Kamerasparte ab dem Jahr 1957 verwendet. Die Rechte an dem Namen kaufte Asahi dem ostdeutschen Unternehmen VEB Zeiss Ikon (später VEB Pentacon) ab; Pentax setzt sich zusammen aus Penta(prisma) und Contax.

Die Macke: doppelte LED im Sucher

Eines Tages wollte ich Blitzaunahmen machen, kramte das Stabblitzgerät Metz CT-45 aus einem Karton, schloss es an und drückte auf den Auslöser. Der Blitz zündete nicht, doch dabei muss es zu einer Überspannung der Kamera gekommen sein, denn seit dem leuchten zwei LED im Sucher: neben der LED, die die korrekte Zeit anzeigt, leuchtet stets eine LED auf den untersten 4 Positionen auf.

Das nervt etwas, aber hat keinen Einfluss auf die Belichtungssteuerung selbst.

Objektive und Bajonett

Von Asahi Pentax wurden hervorragende Objektive gebaut; das Objektivbajonett nennt sich K-Bajonett und wurde als offener Standard konzipiert, sodass andere Hersteller denselben Anschluss nutzen können. Mit offenen Standards war Asahi ohnehin vertraut, denn vor dem K-Bajonett setzte Asahi auf den universellen M42 Anschluss. Da das Auflagemaß (Abstand Objektivanschluss zur Filmbühne) von M42 und K-Bajonett identisch ist, können M42 Objektive mittels eines Adapters an Kameras mit K-Bajonett (wie die ME super) angeschossen werden, allerdings mit dem Nachteil der Arbeitsblendenmessung - der Sucher dunkelt beim Abblenden ab.

Da das K-Bajonett von Pentax sehr lange (bis weit in das digitale Zeitalter hinein) unterstützt wurde, gibt es diverse Evolutionsstufen des Bajonetts.

Für die Pentax ME super (wie auch für die MX) verwendet man am besten die Modelle vom Typ SMC-M. Diese haben eine mechanische Springblende. Die nachfolgenden Typen besitzen dann eine automatisch gesteuerte Blende für Kameras mit Programmautomatik (Blende und Zeit werden in Kombination automatisch geregelt)

Ich hab die Kamera im Set mit ein paar Objektiven erworben:

  • ein lichtstarkes Normalobjektiv 50mm 1:1.4 von Ricoh
  • ein Weitwinkel 28mm 1:3.5 von Pentax
  • ein Tele 135mm 1:2.8 von Petri

Das Ricoh ist ein tolles Objektiv, wunderbare Schärfe und Bokeh. Das 28er ist mit 1:3.5 etwas lichtschwach und dunkelt den Sucher ab. Das Petri Teleobjektiv taugt nix (schwammige Abbildung), das hab ich selten genutzt.

Beispielfotos - Ausschnitte aus 20 Jahren

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Sizilien
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