Kurzanleitung zum Einstellen des Focus Peaking mit der Fuji X100V

Was muss man einstellen, damit man den Schärfentiefe-Bereich im EVF und dem Display eingeblendet bekommt?

Tiefenschärfe-Anzeige an der Fuji X100V
Tiefenschärfe-Anzeige an der Fuji X100V

Kurzanleitung Einstellung

Die folgenden Einstellungen beziehen sich auf die X100V. Andere/ältere Kameras haben die Menupunkte eventuell an anderen Positionen verortet.

Folgende Parameter müssen eingestellt sein, um den Schärfebereich korrekt eingeblendet zu bekommen:

Parameter Wo zu finden:
Fokus-Modus = M (Manuell) Schiebeschalter an der Seite
MF-ABSTANDSANZEIGE AN Settings > DISPLAY EINSTELLUNG > DISPLAY EINSTELL. > EVF/LCD, OVF
MODUS GROSSE INDIKAT(LCD) AUS Settings > DISPLAY EINSTELLUNG
MODUS GROSSE INDIKAT(EVF) AUS Settings > DISPLAY EINSTELLUNG
FOKUS MASSEINHEIT = m  Settings > DISPLAY EINSTELLUNG
TIEFENSCHÄRFESKALA = F-FORM AF/MF Modus

Anmerkungen:

  • Wählt man als Tiefenschärfeskala = Pixel-Basis, wird der Zonenfokus sehr viel enger eingestellt (und zwar so eng, dass der Zerstreuungskreis kleiner als die Größe eines Pixels ist). Die Unterschiede zwischen den Optionen Filmformat-Basis und Pixel-Basis lassen sich hier nachlesen.
  • Werden große Indikatoren genutzt (MODUS GROSSE INDIKAT), so wird die Skala aausgeblendet.

Hilfreich bei Modellen mit OVF, z.B. X100(V)

Wenn man einen OVF hat, bietet es sich an diesen für die Fotografie mit Zone Fokus zu verwenden.

Hierzu muss aber die MF-Abstandsanszeige auch im OVF aktiviert werden, ansonsten wechselt die Kamera beim Fokussieren automatisch in den EVF!

  • Settings > Display Einstellungen > OVF > MF-Abstandsanzeige

Bei Modellen ohne OVF: Fokushilfen deaktivieren

Die folgenden Werkzeuge sollen die manuelle Scharfstellung im EVF erleichtern; beim Zonen-Fokussieren stören sie mich aber (im EVF). Wenn ich nicht zwischen EVF und OVF wechseln kann (wie zB bei meiner X-T2), schalte ich sie aus:

  • AF/MF > MF-Assistent > Focus-Peaking = Standard (sonst flimmert das ganze Bild)
  • AF/MF > Fokus-Kontrolle = Aus (sonst springt der Viewfinder beim Fokussieren sofort in eine Detailansicht)

Wenn ich EVF und OVF habe (wie bei der X100V), kann ich die Optionen drin lassen. Dann nutze ich für das Zonen-Fokus-Shooting den OVF. Und für den “normalen” Manuellen Fokus den EVF mit den Fokushilfen.

Einflussgrößen für die Schärfentiefe

Fotografiert man gleichzeitig Objekte, die hintereinander stehen, muss man sich entscheiden, auf welches man scharf stellt. Die jeweils anderen Objekte sind dann mitunter unscharf.

Das Ziel vom Zonenfokus ist, dass die anderen Objekte nur so wenig unscharf werden, dass es nicht auffällt.

Wer es etwas wissenschaftlicher mag: Liegt die Projektion eines Punktes des Motivs außerhalb der Projektionsebene (also dem Sensor/ derBildebene), dann ergibt sich ein sogenannter Zerstreuungskreis (Circle of Diffusion / CoC). Wenn der Zerstreuungskreis kleiner ist als das Auflösungsvermögen des menschlichen Auges, wird er dennoch als Punkt (scharf) wahrgenommen.

Die Zerstreuungskreise müssen also möglichst klein werden, dann werden Objekte scharf. Wie scharf das andere Objekt ist (bzw. wie klein die Zerstreuungskreise sind), hängt von ein paar Faktoren ab:

  • der Blende (je kleiner, desto schärfer) - das ist der wichtigste Parameter!
  • der Brennweite (je kürzer, desto schärfer)
  • der Sensorgröße (je kleiner, desto schärfer)
  • dem Abstand der Objekte untereinander (je näher, desto schärfer)
  • dem Abstand der Objekte von der Kamera (je weiter entfernt, desto schärfer)

Außerdem müssen noch die beiden folgenden Faktoren berücksichtigt werden, denn diese spielen bei dem Auflösungsvermögen des Auges eine Rolle:

  • die Größe des fertigen Bildes (als Print oder auf dem Bildschirm)
  • dem Betrachtungsabstand

All diese Faktoren lassen sich mathematisch ableiten, siehe Wikipedia Artikel zur Schärfentiefe. Irgendwann werde ich mal versuchen, diese Formeln nachzuvollziehen, und dann schreibe ich einen Blog Post darüber.

Da man häufig nicht die Brenweite, Sensorgröße oder die Abstände der Objekte ändern kann, ist der wichtigste Gestaltungsparameter die Blende. Wenn das nicht ausreicht, vergrößert man den Abstand zu den Objekten. Und ja - Vollformat Kameras haben eine geringere Schärfentiefe, sind also nicht so sehr geeignet wie Crop-Sensoren.

Zusammengefasst: Um den Zonenfokus einzusetzen, bestimmt man das nahestendste und das entfernteste Objekt, das noch scharf gestellt werden soll, und bestimmt dann die Blende derart, dass beide Objekte gerade noch in der Schärfentiefe-Zone liegen. Alles, was zwischen den Objekten ist, ist dann auch scharf.

Zu klein sollte die Blende auch nicht gewählt werden, sonst treten Beugungseffekte der Lichtstrahlen auf, die das Bild wieder unscharf werden lassen (Stichwort “Förderliche Blende”).

Exkurs - Schärfentiefe-Anzeige bei manuell fokussierbaren Objektiven

Ältere, rein manuell zu fokussierende Ojektive haben meistens am Objektivtubus eine Schärfentiefen-Skala angebracht, über die man die Schärfezone direkt ablesen kann. Hier bekommt man intuitiv das Gefühl für die Schärfentiefe.

Leider haben die Autofocus-Objektive keine solchen Indikatoren mehr. Hier muss man in tiefen Menustrukturen rumwurschteln…

Voigtländer Super Heliar 14mm: Schärfebereich bei Blende 8 von etwa 41cm - 2m
Voigtländer Super Heliar 14mm: Schärfebereich bei Blende 8 von etwa 41cm - 2m

Das Super-Weitwinkel hat bei einer kurzen Brennweite und damit per se einen sehr großen Schärfebereich. Bei Blende 11 würde alles von 40cm - ∞ scharf werden!

Voigtländer Vitessa T mit Color Skopar 50mm: Schärfebereich von etwa 3m - ∞
Voigtländer Vitessa T mit Color Skopar 50mm: Schärfebereich von etwa 3m - ∞

Bei der Vitessa T gibt es tatsächlich kleine rote Fähnchen, die den Schärfebereich markieren! Das Color Skopar sitzt an einer Voigtländer Vitessa T; eingestellt ist die Blende 11.

Die Belichtungseinstellung funktioniert hier etwas anders: man stellt einen Lichtwert ein (das ist im Foto oben der Ring mit den roten Zahlen, hier eingestellt: 7), und dann sind Blende und Belichtungszeit gekoppelt. Man verstellt diese also immer gleichzeitig, so dass die Belichtung insgesamt gleich bleibt. Ein ähnliches Verfahren wird auch bei Mittelformatkameras angewendet. Der Blendenwert wird auf der Rückseite des Objektivs angezeigt (hier im Foto nicht zu sehen). Eingesetzt wurde dies bei Kameras, wo der Verschluss im Objektiv sitzt. Dies ist häufig bei Mittelformatkameras der Fall, da bei dem großen Bildformat sonst ein Verschluss, der über die Filmbühne sitzt, zu groß und damit mechanisch zu anfällig wird.

Auch bei dieser außergewöhnlichen Kleinbildkamera sitzt der Verschluss im (Wechsel-)Objektiv.

Fuji 16mm 1.4; Schärfebereich von etwa 1m-∞ bei Blende 11
Fuji 16mm 1.4; Schärfebereich von etwa 1m-∞ bei Blende 11

Einige wenige Fuji Objektive haben einen Manual-Focus Ring (das Fuji XF 14mm 2.8 und das Fuji 16mm 1.4). Wird der Fokus Ring zur Kamera hin gezogen, aktiviert er automatisch den Manual-Fokus-Modus der Kamera und gibt seine Arretierung frei, sodass er gedreht werden kann. Außerdem gibt er auch eine Schärfentiefe-Skala frei.

Weitere Beiträge zum Thema