Versteckt am Galgenberg - die trauernde weiße Maria von Rohrbeck

Nun hab ich sie endlich gefunden - die “weiße Maria”.

Die weiße Maria - oder auch trauernde Maria genannt - ist eine Gedenkstätte aus dem Jahr 1917 für die im Kriegsgefangenenlager verstorbenen Inhaftierten. Geschaffen wurde die Skulptur vermutlich von einem französischem Kriegsgefangenen.

Die weiße Maria
Die weiße Maria

Das Denkmal befindet sich am Galgenberg in der Nähe von Rohrbeck, wo bis 1918 mehr als 30.000 Kriegsgefangene interniert waren. Hier oder in der Nähe der Skulptur befand sich der Friedhof der Kriegsgefangenen; es wurden 186 Russen, 53 Franzosen, 38 Engländer, 25 Italiener und drei Rumänen bestattet.

Die vor Trauer gebeugte Frau, die Hände vor Schmerz vor das Gesicht geschlagen - ich wüsste nicht, wie die Ohnmacht und das Leid des Krieges anschaulicher und greifbarer dargestellt werden könnte, als durch diese hinterbliebene Frau/Mutter/Tochter, die an der Trauer des Verlustes zerbricht.

Dass diese Figur zudem ebenfalls von einem Kriegsgefangenem geschaffen wurde, dessen Namen und Schicksal wir nicht kennen; dass dieses Denkmal hier in den Feldern zwischen Galgenberg, Bundesstraße und Pferdekoppeln scheinbar vergessen wurde, das lässt einen nur umso mehr mitfühlen.

Inschrift

Auf der Frontseite des Denkmals sind Sätze eingraviert, die den französischen, britischen, italienischen und russischen Kameraden jeweils in Landessprache gedenken:

A nos camarades francaise et allies morts en captivite

In memory of our british comrades and allies who died in captivity

Ai nostri camerata italiani morti in cattivita

русским и союзникам погибш мь вьплѣну

Das russische Zeichen ѣ wurde nur bis zur Oktoberrevolution verwendet; hieraus wird geschlossen, dass die Skulptur vor 1918 errichtet wurde.

Informationen zur Geschichte

Leider gibt es sehr wenig Informationen über die Skulptur und dessen Geschichte. Bei meinem Besuch traf ich ein älteres Paar, die mir sagten, dass hier die bestatteten Opfer später exhumiert wurden: die französischen Toten wurden 1927 in Frankreich bestattet, die Engländer und Italiener in Stahnsdorf. Die Russen und Rumänen liegen hier immer noch.

Ich habe dann im Web recherchiert, und die Schriftenreihe zur Döberitzer Heide von Martin Conrath gefunden. Die Lektüre ist absolut empfehlenswert für alle, die sich für die Geschichte dieser Gegend interessieren (Link in den Quellen unten).

Mit Genehmigung von Herrn Conrath habe ich aus den Schriften ein historisches Foto vom Friedhof der Kriegsgefangenen hier integriert:

Historisches Foto des Friedhofs der Kriegsgefangenen
Historisches Foto des Friedhofs der Kriegsgefangenen

Lage der Weißen Maria bei Rohrbeck am Galgenberg

Zu der weißen Maria zu gelangen ist nicht ganz einfach; es gibt keine Hinweisschilder oder Infotafeln. Das Gelände ist Privatbesitz, der Zutritt aber über Feldwege möglich. Am besten ist es, wenn man von Rohrbeck aus kommend von der Mühlenstraße abbiegt und die asphaltierte Straße “Zum Hakenberg” Richtung Elstal nimmt, und nach etwa 300 Metern links auf den Feldweg abbiegt. Die Felder rund um den Galgenberg werden als Pferdekoppeln genutzt - man muss sich zwischen den einzelnen Koppelsegmenten hindurchschlängeln.

Der Galgenberg bei Rohrbeck
Der Galgenberg bei Rohrbeck

Die Weiße Maria
Die Weiße Maria

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