Eine abwechslungsreiche 15km Wanderung auf dem großen Boitzenburger Wanderweg

In Boitzenburg waren wir schon vor einem Jahr, und haben dort eine kürzere Wanderung südwestlich der Stadt gemacht. Heute steht “der große Boitzenburger” auf dem Programm. 19 Kilometer sollen es sein, das ist uns und auch Milli etwas zu viel, deswegen kürzen wir ab - es werden immerhin auch 15 Kilometer.

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Das Gebiet nördlich und nordöstlich von Boitzenburg ist besonders reizvoll, da hier die eiszeitlichen Reliefs (Grundmoränen und Endmoränen) stark ausgeprägt sind und eine interessante, hügelige Landschaft geformt haben.

Kloster und Klostermühle

Wir parken das Auto vor dem Marstall und gehen los. Auf Anhieb finden wir den Einstieg in den Wanderweg nicht; auf unserer Route steht eine Schafherde. Nachdem wir zweimal unentschlossen hin und hergegangen sind, entscheiden wir uns einfach weiter zu gehen und gelangen zunächst zu einem kleinen Teich (der Mühlensee), und kurz danach zur Klostermühle.

Klostermühle Boitzenburg
Klostermühle Boitzenburg

Das Restaurant der Klostermühle ist seit 3 Jahren wegen Insolvenz geschlossen, wer ein Picknick machen möchte kann sich an den Tischen aus Mühlrädern niederlassen.

Tische aus Mühlrädern vor der Klosterruine
Tische aus Mühlrädern vor der Klosterruine

Direkt hinter der Klostermühle liegen die Reste des ehemaligen Zisterzienser-Klosters; wir pilgern dorthin und machen Fotos, aber es gelingt uns nicht die Stimmung und die Größe der Gebäude beziehungsweise deren Reste einzufangen.

Klosterruine Boitzenburg
Klosterruine Boitzenburg

Moni und Milli vor der Klosterruine Boitzenburg
Moni und Milli vor der Klosterruine Boitzenburg

Reste des Klosters von Boitzenburg
Reste des Klosters von Boitzenburg

Berkholz

Wir wandern von der Klosterruine ausgehend Richtung Berkholz. Zunächst geht es durch den Wald entlang des Mühlenbachs. Der in Vergleich zu den Vorjahren eher feuchte Sommer beschert uns einige Mückenattacken.

Brücke über den Mühlenbach im Boitzenburger Wald
Brücke über den Mühlenbach im Boitzenburger Wald

Kurz danach verlassen wir den Wald und folgen dem Weg über die Felder nach Berkholz. Die Sonne kommt hervor und brät unsere Häupter. Auch Milli braucht eine Pause und wir halten kurz und machen ein paar Fotos.

Schlapp im Schatten - Milli braucht eine Pause
Schlapp im Schatten - Milli braucht eine Pause

Eine wilde Blumenwiese bis zum Horizont
Eine wilde Blumenwiese bis zum Horizont

Das Korn ist eingebracht - zwischen Boitzenburg und Berkholz
Das Korn ist eingebracht - zwischen Boitzenburg und Berkholz

Ähren am Wegesrand
Ähren am Wegesrand

Schließlich gelangen wir nach Berkholz. Linker Hand liegt auf einem kleinen Hügel die Kirche von Bergholz, die wir besuchen.

Kirche Berkholz
Kirche Berkholz

Auf den Anschlagstafeln lesen wir, dass die schmiedeeisernen Türen der Grabeinfassungen gestohlen wurden. Da fehlen einem die Worte.

Die Kirche ist aus dem 13.ten Jahrhundert, der Kirchturm wurde später um 1710 fertiggestellt. Leider ist die Kirche verschlossen; im Innenraum sind wohl sehenswerte Ölbilder der Künstlerin Monika Brachmann zu sehen. Schade, wieder einmal eine verschlossene Kirche.

Uralte Grabkreuze auf dem Friedhof Berkholz
Uralte Grabkreuze auf dem Friedhof Berkholz

Auf dem Weg zum Ausgang fällt uns noch eine Gedenktafel an die in den letzten Kriegstagen 1945 gefallene Soldaten auf; die vor dem Grab aufgestellten Stahlhelme schaffen eine Körperlichkeit, die nachdenklich macht. Auf dem Schild steht “Niemand ist vergessen, nichts ist vergessen”. Wie immer bei Kriegsgräbern bin ich unentschlossen wie das zu deuten ist. Als Mahnung vor dem Krieg? Als Heldengedenken? Und was ist mit den Menschen, die durch eben jene Soldaten ihr Leben verloren, wo wird denen gedacht?

Soldatengrab auf dem Friedhof Berkholz -
Soldatengrab auf dem Friedhof Berkholz -

Die Verfasserin der Zeilen - Olga Bergholz - stammt übrigens nicht aus Berkholz, sondern ist eine russische Autorin aus Leningrad, die im zweiten Weltkrieg während der 28 monatigen Belagerung der Stadt Leningrad durch die Deutschen über den Rundfunk den Bewohnern Mut zusprach (Wikipedia).

Über eine Million Leningrader verloren ihr Leben, die meisten verhungerten. Diesen Opfern gelten wohl die Zeilen “Niemand ist vergessen, nichts ist vergessen”.

Zerwelin

Wir verlassen die Kirche und den Friedhof und machen uns auf nach Zerwelin. Linker Hand eine Pferdekoppel, rechts langestreckte graue Baracken mit großen Lüftern an den Stirnseiten, die den typischen Gestank der Massentierhaltung hinausblasen.

Kurz darauf treten wir wieder ein in den Wald - dieses Gebiet hier gehört nicht mehr zum Boitzenburger Land, sondern zur Nordwestuckermark. Wir wandern auf traumhaften Wegen und Allen mit uralten Bäumen bis zu dem winzigen Weiler Zerwelin, der aus einer Handvoll Häuser besteht.

Fahrweg nach Zerwelin
Fahrweg nach Zerwelin

Waldweg zwischen Zerwelin und Boitzenburg
Waldweg zwischen Zerwelin und Boitzenburg

Kurze Zeit später sind wir auf einer asphaltierten Straße und gelangen zurück nach Boitzenburg.

Und wieder kein Grüner Baum

In Boitzenburg gibt es das Restaurant Zum Grünen Baum, welches leider erst um 17:30 Uhr öffnet. Da sind wir deutlich zu früh. Auch im letzten jahr hatten wir kein Glück mit dem Besuch dort und sind zum Marstall ausgewichen, und genauso handhaben wir es auch diesmal.

Im Marstall gibt es den besten Kuchen weit und breit - saftige Rhabarber und Stachelbeerschnitten mit dick Baiser drauf. Leider wird dafür der Service klein geschrieben; bzw an den Kunden verlagert - Selbstbedienung. Und so muss ich gleich dreimal die langen Gänge durch den Marstall laufen, um unsere Bestellungen abzuholen. Draußen genießen dann wir den Kuchen und ertragen die schlimmsten Reha-Schnulzen aller Zeiten.

Ob es irgendwann auch für uns die passende Musik in solchen Etablissements geben wird? Led Zeppelins Kashmir während ich Stachelbeerbaiser vertilge? Wenn das passiert, wird vermutlich all meine jugendlich hart erareitete Opposition pulverisiert. Dann ertrage ich lieber Smokie und Abba, und hebe mir meine Musik für andere Momente auf.

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