Den runden Geburtstag meiner Mutter haben wir zum Anlass genommen, ein Wochenende in Paris zu verbringen - Mutter und Söhne.

Vor einem Jahr war ich mit meiner Tochter in Paris; nun also der zweite Trip in diese schöne Stadt.

Anreise

Früh geht es los, mit Easyjet um kurz nach 8 morgens. Wir genehmigen uns ein teures Sandwich, das an Scheusslichkeit schwer zu überbieten ist: Labbrige feuchte Toastscheiben, kochendheiß erhitzt, mit Industriekäse belegt. Und um diesem Desaster noch einen Anstrich von “Toast” zu geben, befinden sich auf den Brotscheiben eingefärbte Grillstreifen. Okay, ab jetzt kann es nur noch besser werden.

Bei meiner letzten Reise mussten wir in Chatelet les Halles aussteigen, und ich war sehr froh, dass ich dieses Mal um diesen riesigen unterirdischen Kaninchenbau, bei dem man nicht weiß wo man hin muss (und wo keine Navis funktionieren) umgehen kann.

Dachte ich. Leider herrschte aber in Paris Streik. Dass überhaupt Bahnen fuhren, war schon großzügig, allerdings fuhren sie nur bis - Les Halles. Diesmal aber war ich schlauer. Anstelle im Untergrund umherzuirren, haben wir gleich den ersten Ausstieg genommen und sind dann überirdisch mit Navi weiter gegangen gehen bis zu unserer Unterkunft - gelegen direkt auf der Île de la cité!

Unterkunft

Bei der Reiseplanung musste ich schnell feststellen, das man in Pariser Hotels unter 100,- € pro Person kaum hinkommt (wenn man einigermaßen zentral wohnen will); also haben wir bei Airbnb gesucht; gebucht haben wir ein tolles Appartment direkt neben dem kürzlich abgebrannten - Notre Dame auf der Insel mitten auf der Seine. Zentraler geht es nicht mehr. Unsere Gastgeber - eine junge Familie - haben sich während unseres Besuches ausquartiert, aber noch eine Flasche Champagner im Kühlschrank gelassen - zum Anstoßen auf den Geburtstag. Charmant …

Bootsfahrt und Stadtbummel Marais

Den Einstieg in unseren Parisbesuch machen wir mit einer kleinen Seine-Bootsfahrt, die praktischerweise direkt aus der Île de la cité startet und endet. Wir haben das Oberdeck fast für uns alleine. Die Kulisse der Stadt vor Augen, das englisch-französiche Geplauder des Boots-Kommentators in den Ohren - die Beine werden schwer.

Nach der Bootstour geht es zu Fuß in das Quartier Latin, das Studentenviertel an der Sorbonne. Früher fand der Unterricht an der Uni in Lateinisch statt, daher der Name. Meine Mutter lotst uns weiter zum Cafe “Le Deux Magots”, wo wir Pause machen.

Zurück in der Unterkunft planen wir den Abend; ein Spaziergang durch Marais bis rauf zur Rue de la Bretagne, um dort zu Abend zu essen. Leider war die Rue de la Bretagne extrem laut durch den Autoverkehr, so dass wir kehrt machten und statt dessen an der reizvollen Rue des Roisiers im arabischen Lokal Chez Marianne zu Abend essen.

Die kleinen Gassen dort bei der Fontaine des Têtes de boeuf sind bezaubernd!

Stadtbummel vom Montmarte zum Notre Dame

Am Samstag ging es dann mit der U-Bahn zum Montmartre; Frühstück in einem Cafe am Fuße des Hügels inmitten von Nagel- und Firisiersalons der speziellen Art. Das Frühstück war super; der Wirt zauberte auf kleinem Platz mit einer winzigen Kochplatte seine Leckereien.

Die Schlange für den Besuch der Sacré-Cœur Kirche war so entsetzlich lang, dass wir uns den Besuch vekniffen haben (man sollte ja auch immer einen Grund in petto haben, noch mal nach Paris zu fahren). Stattdessen lauschen wir einem Musiker, der mit voller Stimme sein “Boheme” Chanson so schön trällerte, dass meine Mutter es nicht schaffte, sich aus seinem Bannkreis zu befreien ohne eine seiner CDs zu erwerben. Jaques Brel, Yves Montand, Georges Moustaki und Kollegen gehörten auf den Plattenteller der Grundig Anlage meiner Eltern; meine Mutter “Ma liberté” pfeifend in unserer Wohnung in der Droysenstraße, während ich mich durch Peter Burschs “El condor pasa” beiße…

Nachdem wir also uns aus Erinnerungen befreien, steigen wir die Gassen des Montamarte hinab und trödeln Richtung “Moulin Rouge”. “Da ist ja eine” ruft mein Bruder; verwirrt frage ich “was!?”, und “wo!?” und drehe den Kopf. “Na die Mühle”. Und plötzlich begreife ich, dass Moulin Rouge kein Eignname eines Etablissements ist, sondern einfach nur rote Mühle heißt. Neben der roten gibt es übrigens noch einige weitere Mühlen auf dem Montmatre, dem (jetzt guck ich lieber bei Wikipedia nach) Märtyrer-Berg.

Vom Moulin Rouge laufen wir westwärts bis zum Pigalle Platz, von dort gehts Richtung Süden - SoPi, South Pigalle. In einem tibetischen Restaurant machen wir Pause und stärken uns mit Cafe und Wasser. Weiter gehts zum Galerie Lafayette. In der Kuppel gibts nun einen Sky Walk! Auf der Dachterasse die Aussicht geniessen, und weiter zum Palais Royale. Langsam geht das Marschieren in die Beine!

Der Garten des Palais Royale ist umschlossen von einer schmalen Strasse (Rue de Beaujolais), die seinerseits nur drei Zufahrten hat. Das schottet den Garten ab vom Verkehr und macht den Garten zu einer Insel der Ruhe. Ein paar hundert Meter von hier hatte ich vor einem Jahr im Hotel genächtigt; nun gehen wir im Restaurant “Reflets de Scéne” sehr sehr gute Salate essen.

Verlässt man das Palais Royal Areal Richtung Süden, gelangt man direkt zum Louvre. Wir queren den Platz und spazieren zur Unterkunft.

Ausruhen, Beine hoch.

Zum Abend hin gehen wir Essen im “Les Flores”; gebucht über die App “The Fork”. Um 20 Uhr spazzieren wir noch zum Centre Pompidou, klettern aufs Dach und werden mit einem Sonnenuntergang hinter dem Eiffelturm belohnt.

Ich meine, vor einem Jahr kostenlos in die Ausstellungen und aufs Dach gekommen zu sein; jetzt müssen wir 5 Euro für den Dachbesuch berappen. Aber es lohnt sich wirklich.

Wir schlendern gücklich und müde an den Ufern der Seine nach Hause; hier tobt das Leben. Überall Picknick-Decken; Fröhliches Lachen und Livemusik begleitet uns. Eine tolle Stimmung.

Abreise

Am Sonntag vormittag spazieren wir wieder südwärts. Frühstück im Cafe La Methode am Place Larue, kurz vor dem Pantheon. Die 9,- € Eintritt für das Pantheon sparen wir uns und gehen statt dessen in den Jardin du Luxembourg und schauen den Ausflügern zu, wie sie ihre kleinen Motorboote im Brunnen kreisen lassen.

Nun wird es Zeit für den Rückweg; wir machen einen Schlenker zum Institut du monde arabe, erbaut von Jean Nouvel, der auch das Galeries Lafayette in Berlin verwirklichte. Dieses Gebäude hier ist allerdings von außen nur eine Glaskiste, und für einen Besuch innen fehlt die Zeit.

Rückreise

Wo die Anreise uns mit dem Streik überraschte, machte uns auf der Abreise die Beschaffung der Fahrscheine Probleme. Der Kartenautomat akzeptierte unsere Geldkarten nicht, und Bargeld nahm er nicht. Also gingen wir durch eine ausnahmsweise geöffnete Schleuse in die unterirdischen Gedärme der Stadt um an einem anderen Automaten ein Ticket zu kaufen. Da sich die Automaten aber immer auf der jenseits der Schleusen befanden, kamen wir nirgends zu einem Automaten.

Also: Schwarz fahren bis (nein, nicht Les Halles!) Gare du Nord, wo wir aussteigen und Servicemitarbeiter fanden, die - nachdem wir das Problem schilderten - uns erst mal böse nach unseren Tickets fragten. Nach einem weiteren Erklärungsversuch erhellten sich die Gesichter und sie zeigten uns den Weg zu den Automaten. Diese fanden wir dann auch - auf der der anderen Seite der Schleuse. Glücklicherweise war auch hier eine Schleuse defekt, so dass wir zu unseren Tickets kamen.

Diese brauchten wir dann auch, da am Flughafen an den Schleusen manuelle Kontrollen durchgeführt wurden. Ein pünktlich startendes Flugzeug brachte uns dann zurück nach Berlin.

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