Vor ein paar Jahren habe ich auf Flickr (der Fotoplattform, auf der ich auch meine Fotos poste) das Bild einer Stadt gesehen, das mich nicht losließ - dort will ich einmal hin! Dieses Jahr konnte ich meine Familie überzeugen, dorthin zu reisen. Der Flug von Berlin dauert knapp zwei Stunden, wir haben bei EasyJet etwa 100 € pro Person für Hin- und Rückflug gezahlt.

Airbnb Unterkunft: Photographers Base

Mit 5 Personen unterzukommen ist nicht leicht, erst recht nicht wenn die Kinder nicht mehr klein sind. Dementsprechend happy war ich, als eine zentral gelegene Unterkunft mit drei Schlafzimmer fand. Gelegen im Souterrain unterhalb einer kleinen Photogalerie, passenderweise “Photographers Base” genannt. Top eingerichtet, mit schönen Fotos aus Edinburgh und einer alten Sammlung von Fotoapparaten. Zwei der Zimmer liegen allerdings noch mal unterhalb des Souterrains und haben nur wenig Tageslicht. Da diese aber schön eingerichtet und gut beheizt sind, kam kein Kellerkoller auf.

Stadtbild

Der historische Kern Edinburghs ist gut zu Fuß zu erobern. Die Stadt ist sehr hügelig, was die Geschichte der Stadt und damit auch das Bild prägt:

  • Die Burg liegt auf einem erloschenen Vulkankegel, deren Flanken gen Westen steil abfallen.
  • Nördlich liegt die “New Town”, städdteplanerisch klar gegliedert und
  • Die “Royal Mile” führt auf einem Kamm gelegen von Osten gen Westen zur Burg hinauf.
  • Im Osten liegt der Calton Hill, eine kleine Erhebung mit einem Ausblick auf die Stadt und den nahe gelegenen Fjord “Forth of Firth”.
  • Noch weiter im Osten throhnt majestätisch der Berg “Arthurs Seat”.

Edinburgh Castle

Dem Wahrzeichen der Stadt haben wir natürlich einen Besuch abgestattet.

  • Die One-O’Clock Gun: Täglich um 13:00 Uhr wird ein Schuss abgefeuert; Dieses tradiotionelle Ritual wurde seinerzeit genutzt, um seine Uhren zu stellen,
  • Das Kriegsgefangegenlager
  • Die schottischen Kronjuwelen und der “Stone of Scone” - ein Steinblock, der im Krönungsritual der schottischen und englischen Krone verwendet wurde und wird

Alles in allem für an der schottischen Geschichte interessierte Besucher lohnenswert. Wir waren morgens um 9:30 da und es war schon gut gefüllt. Es empfiehlt sich die Karten online vorher zu bestellen. Man muss dann einen Zeit-Slot angeben, zu dem man die Burg besuchen möchte (zB 9:30-11:00). Die Zeitspanne bezeichnet dabei die Uhrzeit des Eintritts, man kann solange drin bleiben, wie man möchte.

Old Town

Die Old Town ist mittelalterlich geprägt, nördlich begrenzt durch die Royal Mile. Von der Royal Mile gehen links und rechts Gassen ab, Closes und Wyndes genannt. Die Closes wurden abends durch Tore verschlossen, die Wyndes nicht.

Da früher der ganze Kot und das Abwasser die Gassen hinab lief, hatten die Bewohner “regarde l’eau” zu rufen, bevor sie die Kübel aus den Fenstern entleerten. (Die derzeit mit den Engländern verfeindeten Schotten orientierten sich wohl nach Frankreich und versuchten, die Fäkalienwarnung durch französiche Wörter zu veredeln…). Die ganze Soße lief dann hinab in die Senke, den Cowgate, welcher nicht mehr mit sauberen Füßen durchquerbar war. Also baute man eine Brücke (die “South Bridge” von der Royal Mile bis zum nächsten Hügel. In die Brückenbögen zogen Händler ein, später wurden ganze Häuser entlang gebaut. Heute ist von der Brücke nichts mehr zu sehen, lediglich ein einer Stelle - dem CowGate - schaut man verblüfft nach unten und erkennt die verschiedenen Ebenen der Stadt.

Mercat Tours

Absolut empfehlenswert ist eine Führung von “Mercat Tours”, wir haben an der deutschsprachigen Version teilgenommen. Es geht hinab in die Kellergewölbe der Southbridge, ist schön gruselig erzählt und man bekommt all diese Infos zu der Old Town erzählt.

Greyfriars Kirkyard

Der Friedhof Greyfriars Kirkyard liegt südlich vom Cowgate. J.K. Rowling borgte sich Namen der hier begrabenen Personen um diese in ihren Harry Potter Geschichten zum Leben zu erwecken. Wir sind einfach einer Reisegruppe hinterhergelaufen, dessen Guide mit einem krummen Zauberstab wedelte - Bingo! Kurze Zeit später standen wir vor der Gedenktafel von Tom Vorlost Riddle aka Lord Voldemort.

(Noch ein gruseliges Detail, welches wir durch die Mercat Tours erfuhren: Der Bedarf an Übungsmaterial der medizinische Fakultät Edinburghs führte zu einem einträglichen Geschäft der Leichenräuber, welche die Toten aus dem Boden von Greyfriars Kirkyard befreiten um sie für eine beträchtliche Summe der Universität zu verkaufen, welche sich praktischerqweise direkt neben dem Friedhof befindet. Die Leichen wurden dabei komplett entkleidet, denn Diebstahl von Sachen - Kleidung - wurde hart bestraft; Leichen aber gehörten niemandem.)

Bobby

Am Eingang des Friedhofs ist die Statue des Terriers Bobby platziert, welcher Nach dem Tod seines Herrn 10 Jahre am Grab desselben ausharrte - nur zum Kanonenschuss der One O’Clock Gun des Castles setzte er sich in Bewegung und trottete zum nahe gelegenem Coffe House, um sich dort eine Mahlzeit abzuholen.

Victoria Street

Mein Lieblingsort in Edinburgh - die Victoria Street! Nicht der Geschäfte wegen, sondern on der skurillen Architektur: In den oberen Geschossen der Victoria Street, welche von einem Hügel (Überraschung!) hinab zum Viehmarkt (“Grassmarket”) führt, ist ebenfalls eine Strasse integriert. Ein toller Anblick, besonders zur Abendstimmung. Durch Closes ist die Victoria Street mit der Royal Mile verbunden.

National Museum

Direkt gegenüber vom Eingang zum Friedhof liegt das National Museum. Untergebracht in einem historischen und einem modernen Teil erzählt es kurzweilig die schottische Geschichte bis zur Moderne.

Nein, der Museumsbesuch war keine Strafaktion für unsere Kinder. Es macht wirklich Freude, und da es kostenlos ist, steht man auch nicht in dem Vollzugszwang, alles anschauen zu müssen. Zudem ist die Architektur interessant, wenn die Beine Schmerzen gibts auch ein Cafe im ersten Stock.

Bei unserem Besuch gab es zudem eine Sonderausstellung zur Popmusik Schottlands. Hier hörten meine Überredungskünste auf, meine Familie verweigerte die Gefolgschaft. Interessant wäre es allemal gewesen. AC/DC hatte ich eh in Schottland verortet: It’s a long way to the top spielen wir auch in meiner Band, aber ohne das Dudelsack Solo :-) Aber Belle & Sebastian und die Smiths? Man lernt nie aus. 10 Minuten trippelte ich dann um den Merchandising Stand herum, unschlüssig das AC/DC Shirt zu kaufen, bis mich meine Familie davon erlöste.

New Town, Water of Leigh, Botanischer Garten

Unsere Unterkunft liegt in der New Town am Circus Place; die Häuser hier erinnern entfernt an Arbeitersiedlungen im Rheinland, ganz entfernt. Durchwuert wird der Stadtteil von dem Flüsschen “Water of Leigh”, an dessen Ufer ein Spazierweg bis zum Botanischen Garten führt. Wird sind dort kurz hinein, haben aber schnell das Interesse verloren. Japanische Blüten können wir auch im Botanischen Garten in Berlin bewundern.

Essen & Einkaufen

Einkaufen kann man in der Royal Mile und in der Princes Street; in letzterer liegt auch das Kaufhaus Jenners. Während ich den Calton Hill bestieg und mich wie ein kleiner König über den Anblick freute, gingen die anderen voller Erwartung ins Kaufhaus Jenners und enttäuscht wieder hinaus.

Direkt vor dem Kaufhaus trafen wir uns dann wieder am Scotts Monument, ein Denkmal für den Schriftsteller Sir Walter Scott. Ein tolles Fotomotiv.

Zurück zum Einkaufen: Es gibt viele Lebensmittelgeschäfte der Kette “Sainsbury’s Local” in der Stadt; eines davon in unmittelbarer Nähe unserer Unterkunft. Entgegen meiner Vorplanung sind wir nicht häufig essen gewesen. Von den drei Lokalen war dieses hier super:

Mother India Cafe - Indisches Essen. Ich hatte einen Tisch reserviert, was auch empfehlenswert war. Es werden indische Gerichte wie Tapas gereicht. Super Essen, erfreulich anders als der “Chicken Tikka” Standard in Berlin.

Calton Hill

Oben hab ich schon kurz angerissen - der Calton Hill ist ein Muss für jeden Besuch. Man hat einen tollen Panoramablick über die Stadt und die Umgebung. Zum Nachmittag hat man Gegenlicht beim Blick in die Stadt - das macht das Fotografieren nicht einfacher. Auf dem Hügel überrascht dann der Anblick eines antiken Tempels.

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