2017 ist für uns das Jahr des Hundes (Sorry lieben Chinesen - bei euch ists erst 2018 wieder soweit). Seit dem 13.1. sind wir nun zu sechst: 5 Zweibeine und ein Vierbeiner. Milli ist ein Australian Shepherd; wir haben sie von einem Züchter in Nauen. Die Diskussionen, ob wir wir uns einen Hund anschaffen sollen, ob wir das schaffen, was wir gewinnen, auf was wir verzichten müssen - das dauerte gut ein Jahr.

Herbst 2016 habe wir dann Ernst gemacht und Züchter gesucht. Ein Weibchen soll es sein (dann ist wieder Gleichstand bei uns: 3 Mädels, 3 Jungs). Krügers Hundebande hatte passenderweise Mitte November einen Wurf, und wir durften frühzeitig die 6 Geschwister in Augschein nehmen. Da das Muttertier “Summer” uns gut gefiel und ein Purzel mit ähnlichem Fell dabei war, waren wir uns schnell einig.

Dieser Bericht handelt von der ersten Woche, die wir zusammen verbrachten. Wie es Milli erging, wie es uns erging.

Namenswahl

Tja, bis wir den Namen hatten hat es lange gedauert. Milli wurde auf den letzten Drücker gewählt, vorher hatten wir diverse Kandidaten: Lupi, Peppitz, Laika, Peppi.

Der Name Peppi stand dann eigentlich fest (peppiges Temperament, das Fell gesprenkelt mit schwarzem Pfeffer) - solange bis ich feststellte, dass Papi und Peppi doch sehr ähnlich sind. Mist. Das letzte Brainstorming führte dann zu Milli. Passt, auch weil mein guter Freund Boris eine Hündin Mila besitzt - und Milli Mila klingt so schön wie MilleMiglia.

Bildung

Die Wochen vor dem Abholtermin haben wir viel gelesen und uns informiert. Inwieweit uns die Bücher geholfen haben und wo sie uns im Wege waren - das findet sich auch in diesem Bericht.

Freitag: Abholen

Abends um 18:00 war es soweit. Abholtermin für Milli, wir sind aufgeregt. Letzte Formalitäten mit der Züchterin regeln, dann heißt es ab zum Auto und Heim fahren. Ich sitz hinten, Milli auf meinem Schoß mit einer Decke getränkt vom Geruch der Geschwisterwelpen. Die Züchterin wohnt zum Glück nicht weit; die 30 Minuten bei glatten Straßen schaffen wir ohne Kotzerei.

Lehrbuch sagt, man sollte den Hund niemals über die Schwelle ins neue Heim tragen, der muss unbedingt die Schritte selber machen. Mach das mal wenn dein Haus vorne ne steile Treppe hat und dein Hund verängstigt ist. Ich trag sie rein, das möglicherweise dadurch verursachte Hundetrauma geht auf meine Kappe.

Gassi

Wir haben einen Mini Garten (20qm); unser Plan war, Milli erst gar nicht daran zu gewöhnen dass sie dort ihr Gechäft macht. Milli ist allerdings schüchtern und ängstlich. Eine “große Runde” vor dem Haus hat so viele Reize, dass da gassimäßig garnichts abläuft. Zumal wir sie auch immer die Treppe runtertragen müssen - so kann sie den Radius garnicht selber erkunden.

Also erstmal nur in den Garten. Nachlaufen tut sie nicht, also auch hier raustragen (Naja, über die Schwelle heben). Zitternd und ratlos steht sie da, nix passiert. Also wieder rein. Nach ein paar Versuchen weiß sie wo es wieder reingeht und flitzt zur Tür. Dann endlich fließt mal ein Bach. Hurrah!

Hundebox

Wir haben uns entschieden, Milli an eine Hundebox zu gewöhnen. Da soll sie drin schlafen, zur Ruhe kommen und wenn man wohin muss auch drin sein. Das sei besser, als wenn ein panischer Welpe anfängt die Wohnung zu demolieren. Außerdem bekommt man sie ratzfatz stubenrein, weil sie nicht in die Box machen wollen. Das sagt Lehrbuch und Nachbarn, und das glauben wir.

Klar, dass man beim Welpen schlafen muss. Lehrbuch sagt, dass der Hund einen nicht sehen soll. Das funktioniert gar nicht, Milli schreit und jault. Ich schieb meine Matratze vor die Box, nach zwei Minuten pennt sie.

Die erste Nacht:

  • Nachts um 2 meldet sie sich, pinkeln im Garten, weiterschlafen.
  • Morgens um 5 meldet sie sich, pinkeln im Garten, weiterschlafen

Samstag: Wohnzimmer umräumen.

Am Morgen kommt sie aus der Box und schleckt mich erst mal ab. Wir entscheiden spontan das Wohnzimmer umzustellen, so dass Milli eine ruhige Ecke bekommt. Lehrbuch sagt, die Box soll dort aufgestellt werden, wo sie einen prima Überblick hat. Den hat sie zwar an der ursprünglich ausgesuchten Stelle, dafür ist diese quasi mitten im Geschehen und definitiv kein Rückzugsort. Nach zwei Stunden Arbeit sieht das Wohnzimmer aus wie es nie aussehen sollte, aber was tut man nicht alles. Die Box hat einen ruhigen Platz, es wird noch ein Hundekissen gekauft mit Spielzeug, dass wir vor die Box legen.

Mit dem Gassigehen klappt es, allerdings hat sie Durchfall.

Die zweite Nacht:

  • nachts um 12 raus
  • nachts um 4 raus, außerdem kotzt sie.

Sonntag: Kein Bock auf Nichts, kein Fressen

Das mit dem Gassi gehen klappt prima. Manchmal geht sie von alleine zur Tür; ich schnapp mir schnell die Leine, pinkeln und wieder zurück. Leider klappt es nicht mit dem großen Geschäft, und fressen will sie auch nicht. Wir haben von der Züchterin eine große Tüte Trockenfutter mitbekommen, mit denen die Tiere versorgt wurden. Milli frisst kaum was, auch keine “Leckerlis”.

Leider haben wir es versäumt, rechtzeitig vorm Winterfrost den Garten einzuzäunen, so dass wir nun immer mit Leine rausmüssen. Wir versuchen mal, sie ohne Leine - dafür mit vielen Händen - im Garten laufen zu lassen. Sie flitzt hin und her, und ist kaum zu halten. Schlechte Idee. Ich befürchte, dass sie noch nicht unser Haus als ihre Höhle sieht.

Sonntag abends versuche ich es mit Dosenfutter, dass sie wegschnabuliert. Sieh an, wählerisch ist sie. Dann bleiben wir also erst mal bei Dosenfutter.

Milli zittert abends. Ist ihr kalt? Ist sie krank? Tage später habe ich sie besser kennengelernt und weiß, dass das Angstzittern bei ihr ist. Alles nicht so einfach, so ein Wechsel in ein neues Rudel…

Die dritte Nacht:

  • nachts um 12 raus
  • nachts um 3:30 raus

Montag: geschäftemäßig groß raus

Morgens um 9:00 dann endlich klappts auch wieder mit dem großen Geschäft. Ich besorge erst mal ein paar Dosen Futter, das sie gerne frisst. Langsam taut sie auf. Der Garten ist ihr noch unheimlich, soviele Geräusche, andere Hunde bellen, Flugzeuge donnern über unseren Kopf (Scheiß Tegel). Beim kleinsten Geräusch flitzt sie zur Tür. Die ersten Male hab ich sie direkt wieder ins Haus gelassen, dann fange ich an das auszusitzen. Ich schnappe sie mir, trage sie wieder die paar Meter zum Rasenstück. Irgendwann ist es ihr zu blöd, und sie macht. Steter Tropfen hält den Stein. Klappt bei Kindern und bei Hunden :-)

Trotzem gehen zwei Bäche ins Wohnzimmer, einer davon auf die Klappmatratze, die wir zum Hundekuscheln hingelegt haben. Da diese nun als Pissecke markiert ist, kann ich sie tagsüber nicht auf dem Boden liegen lassen. Sie wird erstmal aus dem Raum verbannt.

In die Hundebox will Milli nun nicht mehr, und wenn ich sie reinsetze schreit und jault sie. Da machen wir was falsch. Wir entscheiden uns, das davorliegende Hundekissen in die Box zu legen, und ich penne nicht mehr auf eineer Matratze auf dem Boden, sondern auf dem Sofa. Die Hundebox steht direkt neben dem Sofa, wir liegen Kopf an Kopf. Das klappt, Milli geht von alleine in die Box. Nachts mache ich das Gitter zu, keine Gejaule. Prima!

Die vierte Nacht:

  • nachts nur einmal raus: 4:00

Dienstag: Rock’n’Roll

Das mit dem großen Geschäft klappt jetzt prima, ein Haufen landet auch im Wohnzimmer. So wie die Ängstlichkeit verschwindet, zeigt sie dass in ihr ein Hütehund steckt. Wenn sie mal ihre 5 Minuten hat, flitzt sie durch die Räume wie Speedy Gonzalez auf Kokain. Ach ja, die Wohnung gehört jetzt außerdem ihr. Der Ochsenpimmel (Ochsenziemer) wird links liegen gelassen, meine Hände, Schuhe, Socken werden schmerzhaft durchgekaut. Au ha, da kommt noch ein Stück Arbeit auf mich zu.

Unser Wohnzimmer grenzt ohne Tür direkt an den Essbereich an. Wenn ich am Esstisch arbeite, sehe ich nicht was sie im anderen Bereich macht. Das Areal ist zu groß, ich kann nicht überall sein. Ich schnappe mir eine große auf Rahmen gezogene Leinwand und nutze diese als Raumtrenner. Jetzt ist das Areal kleiner, ich brauch nicht hinterher rennen. Wenn das mit den Kommandos klappt, werde ich es wieder vergrößern.

Nachmittags trudeln die Kinder von der Schule heim, da wird dann noch turbulenter. Dann der erste Spaziergang vor dem Haus. Sie da, der Folgetrieb ist da, sie läuft fleißig hinterher. Allerdings ist der gegen Schnee und Eis gestreute Split Käse zum laufen.

Wir fangen an mit Spielen: Leckerlies (mittlerweile steht sie drauf) werden unter Plastikbecher gelegt; Milli muss sie finden. Die Becher klappern mächtig auf dem Fliesenboden, daran hat sie sich schnell gewöhnt.

Die fünfte Nacht:

  • nachts nur einmal raus, 3:30

Mittwoch: Mein Sofa gehört mir!

Ich überdenke meine Kommandos. Bis jetzt rufe ich sie mit “Milli! Hier!” und schicke noch einen Pfiff hinterher. Außerdem rufen wir je nach Laune “Aus” oder “Nein”. Wenn ich mit ihr Sitz trainiere, hebe ich den Zeigefinger. Das mache ich aber auch wenn ich sie ermahne. Das ist alles zuviel. Ich mache einen Plan:

  • “Sitz!” ohne Zeigefinger.
  • “Nein!” mit Zeigefinger. “Aus” wird erstmal vertagt. Außerdem mit Körpersprache arbeiten - ich stelle mich vor die Sache, die sie nicht bekauen etc. soll. Mein Sofa gehört mir.
  • “Hier!” ohne Pfiff, ohne Milli.
  • “Milli” rufe ich nur um ihre Aufmerksamkeit (Augenkontakt) zu bekommen.

Wenn Milli nicht abgelenkt ist, funktionieren die Kommandos. Draußen in der Regel nicht, da ist sie noch ängstlich. Dafür machen wir uns im Wohnzimmer einen Parcour. Die Koffermatratze wird zum Tunnel gefaltet, Milli muss durch kriechen. Futter wird im Spielzeug versteckt, Milli muss es herausholen.

Der Spaziergang vor der Tür musste abgebrochen werden. Milli hat Angst. Außerdem wurde vor der Tür eine Taube von einem Fuchs(?) zerlegt und alles ist voll Federn, die Milli in sich reinschlingen will.

Die sechste Nacht:

  • nachts um 0:00 kleines Geschäft
  • morgens um 5:30 groß und klein

Donnerstag: Autsch

Milli hat prima durchgehalten bis 5:30. Futter gab es um 7:00; danach ein paar Mal “Sitz” und “Hier” üben. Hab mich entschieden, auf ihr Beißen in die Hände nun anders zu reagieren. Es ihr komplett abzugewöhnen geht ja kaum; und das “Nein” würde ich für Aktionen vorbehalten, wo sie sich an Dingen vergreift, an die sie grundsätzlich nicht ransoll. Also gehts nun so: Wenn sie sanft knabbert ist das OK, wenn sie doller beißt, sage ich laut “Autsch”, ziehe die Hand weg und wende mich für 10 Sekunden ab.

Beim kurzen Rausgehen hat sie heute den Dackel wiedergetroffen. Erst wollte sie wegrennen, dann verkroch sie sich hinter mir, dann wurde sie neugierig und schnupperte kurz. Prima!

Am Nachmittag dann eine Ladung Pipi ins Haus. Abends ohne Probleme in die Hundebox.

Die siebte Nacht:

  • abends um 21:00 und 22:00 Gassi
  • morgens um 6:00

Freitag: Hinterm Horizont

Der Spaziergang aus unserem kleinen Garten hinaus vergößert sich. Das laute Gebell des Nachbarhundes verschreckt sie aber jedesmal so sehr, dass sie wie der Wind zurück will.

Mittlerweile weiß sie, dass wenn ich die Terassentür nicht aufmache, sie sich noch gedulden muss. Dann geht sie noch mal schnuppern und macht ihr Geschäft. Wenn sie aber partout rein will, kommt sie zurück zu mir; klettert an mir hoch, fiept kurz und spurtet zurück zur Tür. So sagt sie mir, was sie will. Wahrscheinlich ist sie genauso froh darüber, dass ich endlich kapiere was sie von mir will wie umgekehrt.

Tja, Freitag ab eins, macht jeder seins. Milli macht vier Mal ins Haus.

Am Nachmittag vergrößern wir den Spazierweg. Zunächst gehen wir mal vorne vor die Tür. Da kommt dann der Cocker Ella vorbei. Was für eine Riese im Vergleich zu Milli. Kaum ist das überstanden, ist sie mutiger und schnüffelt erst mal alles ab. Später gehts einmal um den Teich herum. Der Nachbarshund kläfft, aber ich gehe selstbewusst weiter. Der Kleinen ists zwar nicht geheur, aber sie geht mit.

Kaum sind wir im Haus, dreht sie wieder völlig auf. Das ist bis jetzt immer so gewesen - ich denke mir dass sie die Anspannung loswerden muss. Am nachmittag dann muss sie auch mal in die Box. Wir müssen sie daran gewöhnen, dass das nicht nur abends passiert.

Abends um 21:300 ist sie hundemüde(haha) und geht von alleine in die Box. Strike!

Die achte Nacht:

  • abends um 23:00 Gassi
  • morgens um 6:00 Gassi

Was danach geschah

Das zweite Wochenende war turbulent. Milli war mit uns auf dem Feld (15 Minuten Spaziergang); sie hat weitere Bekanntschaften gemacht:

  • mit dem liebenswürdigen Zottelhund Tim
  • mit der schnaufenden Bulldogge Frieda
  • mit der tapsigen Riesendogge (Spanische Dogge) Zeus

Am Sonntag war dann mein Freund Boris mit Familie und Mila bei uns. Das war dann doch etwas viel - ein anderer Hund - in unserer Höhle?! Mila ist liebenswürdig, aber ein großer Berner Sennenhund. Wenn sie spielen will, kann sie mit der Pfote Milli einen Meter zur Seite schubsen. Das war Milli ihr nicht geheuer, aber sie hat prima mitgemacht. Zwar verängstigt, dann zunehmend neugierig.

Die Nacht darauf kam die Quittung von der Aufregung - denn diese war nicht sonderlich entspannt:

  • Now way Hundebox. Jaulen, Fiepen.
  • um 23:00 wieder aus der Box geholt, Gassi, beruhigen, einschlafen, in die Box zurück.
  • um 0:30 das selbe Spiel
  • um 3:00 wieder wach, Gassi
  • um 7:00 dann mit der Familie aufstehen.

Heute, am Montag, werden wir es mal wieder etwas ruhiger angehen lassen.

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