Job und Vergnügen: ein Sonntag Nachmittag im Hamburg mit dem Brompton

Für das IT Beratungs-Projekt einer Versicherung bin ich seit einem Jahr häufiger auf Reisen; bislang ging es immer nach Düsseldorf zur Unternehmenszentrale am Medienhafen. Diesmal haben wir den Workshop nach Hamburg zum IT Dienstleister verlegt. Das bedeutet für mich nicht nur eine deutlich kürzere Anreisezeit (1,5 anstelle von 4-6 Stunden Bahnfahrt), sondern auch - da die Anreise am Sonntag stattfindet - die Möglichkeit, einen Nachmittag in Hamburg zu verbringen.

Sogar das Wetter spielt mit - nach kühlen und regnerischen Tagen (in Berlin und Hamburg) scheint am Sonntag die Sonne und das Thermometer klettert auf immerhin 16 Grad.

Hotel Wedina

In Hamburg hab ich mir ein Hotel in St. Georg zwischen Hamburg Hauptbahnhof und Winterhude/Langer Zug gesucht und das charmante Hotel Wedina gefunden. Ich hab ein tolles Zimmer mit Blick in den Garten. Die Lobby wird von Büchern und Leseecken dominiert, und hinten ist ein kleiner Wintergarten, in dem ich mir erst mal eine Stulle (“Brettljause”) und einen Kaffee gönne.

Ein Herz für Bücher: Hotel Wedina
Ein Herz für Bücher: Hotel Wedina

Kleiner Wintergarten des Hotel Wedina
Kleiner Wintergarten des Hotel Wedina

Brompton

Der Trip nach Hamburg ist perfekt für das Brompton geeignet: das Wetter ist trocken, und ich bleibe nur eine Nacht; der notwendige Kram (Notebook, Hemden und Anzugshose etc) passt locker in die geräumige Brompton Tasche.

Am späten Nachmittag setze ich mich dann auf das Rad. In Komoot hab ich mir eine Strecke zusammengestellt, die zur Speicherstadt und dann entlang der Elbe bis zum Fischmarkt führt.

Ein paar Besucher sind in der Speicherstadt unterwegs; ich bin überrascht, dass man das Kanal und Speicherhaus-Feeling eigentlich nur von den kleinen quer verlaufenden Brücken aus mitbekommt. Sobald man diese wieder verlässt, ist der Flair futsch und man befindet sich wieder im tosenden Autoverkehr. Immerhin gibt es noch ein paar Hochstrecken (Kibbelstegbrücken), auf denen man über dem ganzen Theater in 7,5 Meter Höhe schwebt.

Nicht entgehen lassen will ich mir natürlich den Fotospot auf der Poggenmühlenbrücke mit Blick auf das Wasserschloss; Beim direkten Gegenlicht sind die Farbkontraste allerdings blass und ich weiche auf schwarz weiß aus.

Blick auf das Wasserschloss in der Speicherstadt
Blick auf das Wasserschloss in der Speicherstadt

Brompton in Hamburg
Brompton in Hamburg

Blick in die Speicherstadt, St Annen Fleet
Blick in die Speicherstadt, St Annen Fleet

Kibbelstegbrücke
Kibbelstegbrücke

Hafengeburtstag

Meine Tour weiter zur Elbphilharmonie wird dann plötzlich durch eine Straßensperre gestoppt - der Hamburger Hafen feiert Geburtstag, sagen mir Ordner freundlich, ab hier ist Schieben angesagt. Fahren geht eh nicht, es wimmelt nur so von Menschen.

Also gut, dann schiebe ich eben. Die Menschenmengen und die Partyzelte rauben mir die Orientierung, und mehr aus Glück lande ich am Sandtorhöft, ein Schiffsanleger direkt vor der Elbphilharmonie.

Und ich bin nicht nur am richtigen Ort, sondern auch zur richtigen Zeit. Denn es findet die “Auslaufparade” statt. Die Schiffe, die zum Hafenfest hier Gast waren, machen sich wieder auf die Reise. Alte Dreimaster und moderne Löschboote, und dazwischen alles, was auf dem Wasser fährt, zieht vor uns vorbei. Unglaublich, wie lang diese Segelschiffe sind!

Hafenfest: Auslaufparade der Dreimaster
Hafenfest: Auslaufparade der Dreimaster

Hafenfest: Auslaufparade Eisbrecher Stettin
Hafenfest: Auslaufparade Eisbrecher Stettin

Hafenfest: Ordentlich Gischt von den Löschbooten
Hafenfest: Ordentlich Gischt von den Löschbooten

Als dann die alten Dampfer mit lautem Getute vorbeiziehen, muss ich zugeben, dass mich das schon anrührt. Das muss ein runder Geburtstag sein, mindestens. Ich frage ein paar Passanten nach dem Alter des Hafens, aber die sind nicht von hier. Ein älteres Paar, der Mann am Stock mit Prinz Heinrich Mütze, das müssen Hamburger sein, aber Fehlanzeige. Statt dessen klopft mir eine Frau auf die Schulter und fragt mich nach dem Weg zum Anleger XY - ich würde so aussehen als sei ich von hier. Ja wo sind sie denn, die Hamburger? Ich frage ein paar Polizisten, und erfahre es endlich: 834 Jahre ist er alt, der Hafen. Von wegen rund.

Nachdem ich mich satt gesehen habe, will ich mein Sightseeing fortsetzen, aber so richtig klappt das nicht. Von der Speicherstadt bis zum Fischmarkt ist Hamburg eine einzige Partyzone; freie Blicke auf Elbe und Hafenkräne bekomme ich selten. Am Fischmarkt dann dröhnen mir die Ohren von der Beschallung der Feststände, und ich radel durch die Innenstadt zurück zum Hotel.

Später gehe ich dann noch mal kurz raus um etwas zu Essen. In der Straße “Lange Reihe” folgt ein Restaurant dem nächsten; Am Carl-von-Ossietzky-Platz finde ich in das Lokal “Ottos Burger”. Das Publikum um die 25 Jahre alt; die Bedienung freundlich. Burger kommt schnell und ist lecker, danach gehts wieder zurück ins Hotel, vorbereiten auf den Workshop am nächsten Tag.

Radeln an der Alster

Am nächsten Morgen radel ich in der Frühe dann an der Alster entlang. Ist das herrlich! Die Sonne scheint, ein sanfter Wind bläst. Ich erinnere mich, wie ich vor 20 Jahren für zwei Monate in München bei einem Arbeitseinsatz war und mein Rennrad dabei hatte und so die Stadt kennenlernte.

Beim Workshop kommt das Gespräch kurz auf mein Brompton, und ich muss feststellen, dass ich mit meiner Fahrradleidenschaft eher ein Alien bin. “Das würde ich mir nicht antun - für den Preis des Brompton kann ich 100 Mal Taxe fahren”, lautet der trockene Kommentar eines Kollegen.

Jedem das seine. Für mich ist es purer Luxus, bei schönem Wetter entlang der Alster zu radeln und nicht in einer Taxe im Stau stehen zu müssen. Dass es dabei noch gesund und gut für die Umwelt ist, nehme ich als Beifang gerne mit.

Elbphilharmonie, vom Sandtorhöft aus gesehen
Elbphilharmonie, vom Sandtorhöft aus gesehen

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